Der HSV erhält trotz einer 2:3-Niederlage in Mainz zwei weitere Chancen auf den Klassenerhalt. Beim engagierten Auftritt in Rheinhessen trafen Lasogga und Ilicevic für die Hamburger. HSV spielt am 15. und 18. Mai in der Relegation.
Mainz. Bundesliga-Dino Hamburger SV darf trotz einer 2:3 (1:1)-Niederlage beim FSV Mainz 05 weiter auf den Verbleib im Fußball-Oberhaus hoffen. Dank der Niederlagen der Rivalen aus Nürnberg und Braunschweig beendeten die Hanseaten die Saison mit 27 Punkten auf dem 16. Tabellenplatz und können nun in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten doch noch den ersten Abstieg in der Vereinsgeschichte verhindern.
Das Hinspiel findet am kommenden Donnerstag in der heimischen Imtech Arena statt, die alles entscheidende Auswärtspartie folgt drei Tage später am nächsten Sonntag. Mögliche Gegner sind der SC Paderborn, die SpVgg Greuther Fürth oder der 1. FC Kaiserslautern. „Es ist egal, wer kommt, wir haben die Qualität, jeden zu schlagen“, sagte HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga nach der Niederlage in Mainz. Die Mannschaft müsse im ersten Spiel am 15. Mai zu Hause versuchen, „das Ding zu machen“, meinte er.
„Wir haben noch nichts erreicht, jetzt kommen erst die wichtigen Spiele“, sagte Ex-Kapitän Heiko Westermann mit Blick auf die kommenden Abstiegsduelle. „Wir müssen das Positive von heute mit in die Relegation nehmen“, sagte Kapitän van der Vaart und versprach einen leidenschaftlichen Kampf. Sportchef Oliver Kreuzer gestand: „Ich bin sehr erleichtert.“ Er gab aber auch zu: „Wir wollten es aus eigener Kraft schaffen.“ Zur anstehenden Relegation sagte Kreuzer: „Es werden Spiele wie im Pokal. In zwei Spielen weiß man - und das ist schon hunderttausendfach geschehen -, dass der unterklassige Gegner den höherklassigen sehr ärgern kann.“
Die Rettung auf den Relegationsplatz sei deshalb nur ein „kleiner Schritt und das große Ziel haben wir weiterhin vor Augen, nämlich den Klassenerhalt“, sagte Slomka, den die Niederlage am Rhein „sehr geärgert“ hat. „Mit den klaren Ergebnissen von den anderen Plätzen haben wir vielleicht nicht mehr das Engagement gezeigt“, sagte er: „Darüber werden wir reden müssen.“
HSV erwischte besseren Start
Vor 34.000 Zuschauern, darunter Hamburgs Erster Bürgermeister OIaf Scholz, trafen Lasogga in der 12. Minute und Ivo Ilicevic (84.) für die keineswegs enttäuschenden Hamburger. Elkin Soto (7.), Yunus Malli (65.) und Shinji Okazaki (82.) erzielten die Tore für die Mainzer, die nach 2005 und 2011 zum dritten Mal in einen internationalen Wettbewerb einzogen. Ob Erfolgstrainer Thomas Tuchel das Team in der Qualifikation zur Europa League noch betreut, ist allerdings fraglich. Laut Medienberichten steht Tuchel nach fünf Jahren vor dem Abschied. Der 40-Jährige wollte sich vor dem Anpfiff nicht zu den heißen Wechselgerüchten äußern.
Leidenschaft, Kampf, Dramatik: Von Beginn an entwickelte sich eine rasante Partie, in der beide Mannschaften die letzten Reserven mobilisierten. Der HSV erwischte den besseren Start, bremste sich jedoch wie so oft in dieser Saison selbst aus. Nach einer weiten Flanke in den Strafraum wollte Heiko Westermann den Ball mit der Brust auf Torwart René Adler zurücklegen, doch Soto spritzte dazwischen und traf aus Nahdistanz.
Die Hamburger zeigten sich nicht geschockt und blieben am Drücker. Die Bemühungen wurden schnell belohnt, als Mainz-Keeper Loris Karius einen Schuss von Rafael van der Vaart nur nach vorne abwehren konnte und Lasogga den Abpraller aus kurzer Entfernung per Kopf ins Netz beförderte. Für den HSV-Stürmer, der nach einem Muskelfaserriss erstmals seit sechs Wochen wieder spielte, war es bereits der 13. Saisontreffer.
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Der Ausgleich beflügelte den HSV noch mehr. Mainz kam nicht einmal im Ansatz dazu, sein Spiel aufzuziehen. Gegen das aggressive Pressing fanden die Rheinhessen kein Mittel und blieben bis zur Pause ohne Torchance. Ganz anders die Gäste, die eine bundesligareife Leistung ablieferten. Bei einem Freistoß von van der Vaart (27.) hatten die rund 5000 mitgereisten Fans erneut den Torschrei auf den Lippen, doch Karius fischte den Ball mit einer Glanzparade aus dem unteren Eck.
„Wir waren in der ersten Häfte sehr gut und hätten die Führung verdient gehabt“, analysierte van der Vaart. Und Westermann sah die Hamburger als „klar bessere Mannschaft“. Das sah auch Edelfan Scholz so. „Der HSV hat ganz toll gekämpft. Das ist eine Mannschaft, die verdient den Klassenerhalt“, sagte Hamburgs Bürgermeister zu NDR 90,3.
Nach Wiederbeginn nahmen dann auch die Mainzer Bemühungen Fahrt auf. Zdenek Pospech, der in seine tschechische Heimat zurückkehrt, verzog knapp. Johannes Geis scheiterte an Adler.
Der HSV antwortete durch Lasogga, dessen Schuss Karius parierte. Auch bei einem Kopfball von Jungstar Hakan Calhanoglu war die HSV-Führung möglich. Die fiel dann aber auf der anderen Seite. Südkoreas WM-Fahrer Ja-Cheol Koo setzte sich auf der linken Seite durch, seine Hereingabe hämmerte Malli aus 16 Metern ins Netz. Die Laune der HSV-Fans, die schon nach einer Stunde „Niemals zweite Liga“ skandierten, blieb angesichts der klaren Rückstände der Rivalen aus Nürnberg und Braunschweig jedoch bestens. Daran änderte sich bis zum Schluss nichts.
Statistik
1. FSV Mainz 05: 21 Karius - 3 Pospech, 16 Bell, 4 Noveski, 20 Diaz - 6 Geis, 19 Soto (84. Baumgartlinger) - 8 Moritz, 13 Koo (83. N. Müller), 11 Malli (90. Bungert) - 23 Okazaki. Trainer: Thomas Tuchel
HSV: 15 Adler - 2 Diekmeier, 4 Westermann, 3 Mancienne, 19 Jiracek - 37 Tesche (74. Arslan), 14 Badelj - 8 Rincon, 23 van der Vaart (83. Jansen), 9 Calhanoglu - 20 Lasogga (67. Ilicevic). Trainer: Mirko Slomka
Zuschauer: 34.000 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 1:0 Soto (7.), 1:1 Lasogga (12.), 2:1 Malli (65.), 3:1 Okazaki (82.), 3:2 Ilicevic (84.)