Der Hamburger SV hat bei Werder Bremen im 100. Nord-Derby mit 0:1 verloren. Die Bremer wirkten über die 90 Minuten leidenschaftlicher und kämpferischer. Der HSV verliert mit der Niederlage wichtige Punkte im Abstiegskampf.

Bremen. Das 100. Nord-Derby zwischen dem HSV und dem SV Werder Bremen ist an der Weser mit einem verdienten Sieger zu Ende gegangen. Werder Bremen hat mit 1:0 gewonnen. Dank des Tores von Zlatko Junuzovic (19.) kamen die Bremer am Sonnabend vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weser-Stadion zu einem 1:0 (1:0) und holten wichtige Punkten im Kampf um den Klassenverbleib. Sie vergrößerten zugleich beim Nachbarn die Abstiegssorgen. Der HSV liegt durch die erste Niederlage unter dem neuen Trainer Mirko Slomka nunmehr sechs Punkte hinter den Bremern und blieben auf dem Relegationsplatz.

Die beiden Abstiegskandidaten zeigten bei der Jubiläumsausgabe des Nord-Klassikers eine packende Vorstellung mit hohem Einsatz. Werder präsentierte dabei eine seiner besten Leistungen in der bislang eher enttäuschenden Saison, während die Gäste trotz mehr Ballbesitz nicht an die Leistung vom Sieg gegen Dortmund anknüpfen konnten. An die glorreichen Zeiten, als die beiden Bundesliga-Urgesteine auch zur Spitze der Liga gehörten, erinnerte bei der kampfbetonten Partie allerdings nur wenig.

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Auch die Kulisse hinterließ einen zwiespältigen Eindruck. Mit einer aufwendigen Choreographie sorgten die Werder-Fans vor dem Anpfiff für eine stimmungsvolle Atmosphäre. Einige HSV-Anhänger fielen kurz danach jedoch durch das Abbrennen von Pyrotechnik ebenso unangenehm auf wie der Bremer Fanblock zu Beginn der zweiten Halbzeit: Eine Rakete landete sogar auf dem Spielfeld. Der Großteil der Publikums pfiff, der sichere Schiedsrichter Florian Meyer unterbrach die Partie.

Die Bremer Mannschaft begann überraschend offensiv. Der SV Werder, der von den 99 vorherigen Derbys in der 1. Bundesliga mit 35 gewonnen hatte, drückte den HSV anfangs an den eigenen Strafraum und wurde durch einen Treffer von Junuzvic belohnt. Der Österreicher nutzte eine tolle Vorarbeit: Aaron Hunt hatte mit der Hacke den Ball über die HSV-Abwehr gehoben.

Die von Slomka neu zusammengestellte Innenverteidigung mit Johan Djourou und dem später verletzt ausgewechselten Slobodan Rajkovic hatte einiges zu tun, ehe sich der HSV später deutlich mehr Spielanteile erkämpfte. Die Hamburger suchten bei ihren Angriffen in erster Linie Pierre-Michel Lasogga. Der wuchtige Angreifer im Sturmzentrum konnte sich jedoch selten durchsetzen, während Rafael van der Vaart zunächst zuschaute. Der umstrittene und zuletzt verletzt pausierende Regisseur der Hamburger kam erst nach der Pause.

Slomka setzte in der ersten Halbzeit auf Hakan Calhanoglu. Der Spielmacher, den Werder vor ein paar Jahren verpflichten wollte, tat sich jedoch schwer. Er konnte sich nur selten in Szene setzen. Pech hatte Calhanoglu allerdings bei einem Schuss an die Latte (43.). Der später eingewechselte van der Vaart begann mit einer haarsträubenden Fehlpass und spielte danach unauffällig.

Die Abwehr der Bremer stand trotz des Fehlens von Luca Caldirola (5. Gelbe Karte) und Felix Kroos (Gelb-Rote Karte) sicher, auch als der HSV in der zweiten Halbzeit stärker drückte. Immerhin hatte Aleksandar Ignjovski seinen Bluterguss im Sprunggelenk rechtzeitig überstanden und sorgte dafür, dass nur die halbe Abwehrreihe umgebaut werden musste. So wirkte der Bremer Defensivverbund mit dem starken Rechtsverteidiger stabil.

In der Offensive liefen die meisten Bremer Angriffe über Hunt. Der zuletzt fehlende Werder-Spielmacher überzeugte nicht nur mit seiner eleganten Vorbereitung des 1:0, sondern auch mit viel läuferischem Einsatz. Als Hunt gerade erschöpft ausgewechselt war, vergab Junuzovic (70.) die beste Chance der zweiten Halbzeit und traf nur den linken Außenpfosten.