Der HSV-Stürmer wurde erstmals in den Kader der A-Nationalmannschaft berufen. Auch Jansen ist gegen Chile dabei. Die größte Überraschung ist die Nominierung des früheren HSV-Talents Mustafi.

München/Köln. Joachim Löw hat mit etlichen Überraschungen bei der Nominierung für das Länderspiel gegen Chile deutliche Signale Richtung Fußball-Weltmeisterschaft gesetzt.

Der Bundestrainer berief am Freitag neben den Rückkehrern Bastian Schweinsteiger, Miroslav Klose und Kevin Großkreutz die vier Neulinge Pierre-Michel Lasogga vom Hamburger SV, Matthias Ginter vom SC Freiburg, André Hahn vom FC Augsburg und den in Deutschland nahezu unbekannten Abwehrspieler Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua für das Länderspiel am kommenden Mittwoch in Stuttgart gegen Chile (20.45 Uhr/ARD).

„Ich freue mich, das erste Mal dabei sein zu dürfen“, sagte Lasogga dem Abendblatt. Für die Nationalmannschaft zu spielen, sei für jeden Profi ein Traum. Von der Nominierung habe er am Donnerstag erfahren. Löw habe Lasogga auf die Mailbox gesprochen, woraufhin der HSV-Stürmer den Bundestrainer umgehend zurückrief. „Ich kannte die Nummer gar nicht“, gestand der 22-Jährige.

Gedanken an die WM in Brasilien verschwendet Lasogga trotz des möglichen DFB-Debüts noch nicht. „Für mich zählt im Moment nur der HSV“, sagte Lasogga einen Tag vor dem 100. Nordderby in der Bundesliga gegen Werder Bremen. Dort will er unbedingt auflaufen: „Mir geht‘s gut.“

Jansen dabei, Adler nicht

Zweiter Torwart neben Manuel Neuer ist im deutschen 21-Mann-Kader der Dortmunder Roman Weidenfeller. Auf HSV-Torhüter René Adler verzichtete Löw allerdings.

„Es ist mit dem Bundestrainer abgesprochen, dass ich diesmal nicht dabei bin“, erklärte Adler indes via Interseite des HSV. Dagegen steht mit Marcell Jansen ein zweiter Hamburger im Aufgebot.

„Wir haben jetzt die Möglichkeit, zu agieren und an Lösungen und Alternativen für den Ernstfall zu arbeiten“, begründete Löw die überraschenden Personalien.

Schweinsteiger vom Triple-Gewinner Bayern München steht nach langer Verletzungspause erstmals seit Oktober vergangenen Jahres wieder im DFB-Kader. Neben Schweisteiger feiern nach längeren und kürzeren Pausen auch der Dortmunder Großkreutz, Routinier Klose (Lazio Rom) und Lukas Podolski (FC Arsenal) ihr Comeback im Aufgebot des Nationalteams.

Löw will keine Kompromisse eingehen

„Mit Blick auf die WM dürfen und werden wir keine Kompromisse eingehen“, verkündete der Bundestrainer. Die Planungen seien voll ausgerichtet auf das erste Vorrundenspiel bei der WM in Brasilien (12. bis 13. Juli) am 16. Juni. „Schon gegen Portugal müssen wir unsere höchste Leistungsfähigkeit erreicht haben“, betonte Löw, „das schaffen wir nur, wenn alle Spieler, mit denen wir bereits in zweieinhalb Monaten mit dem Trainingslager in Südtirol in die heiße Phase der WM-Vorbereitung starten, bis dahin komplett fit und hoch belastbar sind, körperlich wie mental.“

In dem Weltranglisten 14. aus Chile erwartet Löw einen unbequemen Gegner. „Die Mannschaft steht exemplarisch für die südamerikanische Spielweise mit schnellem und technisch geprägtem Direktspiel“, meinte der 54-Jährige.

Das Länderspiel in Stuttgart ist der erste von vier Auftritten des DFB-Teams vor der WM. Es folgen Spiele am 13. Mai in Hamburg gegen Polen und am 1. Juni in Mönchengladbach gegen Kamerun. Der letzte Test vor dem Abflug nach Südamerika ist für den 6. Juni mit einem Benefizspiel in Mainz gegen Armenien geplant.

Kruse wird Formschwäche zum Verhängnis

Neben aktuell verletzten Spielern wie Thomas Müller, Sven Bender und Sami Khedira verzichtet Löw gegen Chile auch auf zuletzt länger oder öfter pausierende Akteure wie Mario Gomez, Marco Reus, Mats Hummels, Julian Draxler und Benedikt Höwedes. Dazu reagierte Löw auf Formschwächen wie beim Gladbacher Max Kruse und eben Adler.

Übrigens: Mit Hahn und Mustafi stehen quasi zwei weitere halbe Hamburger im Aufgebot. Hahn stand von 2008 bis 2010 beim HSV unter Vertrag, lief damals aber ausschließlich für die Regionalliga-Mannschaft auf. Mustafi galt als großes Talent, ehe er die Hamburger 2009 in Richtung FC Everton verließ.

Der unerwartete Ruf von Löw sei „ein sehr, sehr schönes Gefühl“, sagte Mustafi. Er freue sich auf das „neue Erlebnis“ und hoffe, dass er auch im Kreise der Nationalelf „meine Leistung abrufen und eventuell dann einfach die Nominierung bestätigen kann“.

Das DFB-Aufgebot gegen Chile:

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund)

Abwehr: Jérôme Boateng (Bayern München), Matthias Ginter (SC Freiburg), Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund), Marcell Jansen (Hamburger SV), Philipp Lahm (Bayern München), Shkodran Mustafi (Sampdoria Genua), Per Mertesacker (FC Arsenal), Marcel Schmelzer (Borussia Dortmund)

Mittelfeld: Lars Bender (Bayer Leverkusen), André Hahn (FC Augsburg), Mario Götze, Toni Kroos, Bastian Schweinsteiger (alle Bayern München), Mesut Özil, Lukas Podolski (beide FC Arsenal), André Schürrle (FC Chelsea), Sidney Sam (Bayer Leverkusen)

Angriff: Pierre-Michel Lasogga (Hamburger SV), Miroslav Klose (Lazio Rom)