Der Linksverteidiger fühlt sich mental nicht frisch. Trainer Fink erwägt, ihn zu ersetzen, denn “momentan fehlt ihm die Freude am Fußball.“
Hamburg/Schwarzenbek. Noch direkt nach der 0:2-Niederlage gegen Werder Bremen wollte Thorsten Fink auf die Frage nach Dennis Aogos Leistung nicht näher eingehen. "Ich mache keine Einzelkritik", antwortete der Coach, der nach einem längeren Gespräch mit seinem formschwachen Linksverteidiger seine Meinung gestern änderte. "Ich habe mit Dennis über alles gesprochen", sagte Fink, "momentan fehlt ihm die Freude am Fußball."
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Was sich zunächst nach einer ziemlich banalen Erklärung anhört, scheint tatsächlich sehr viel tiefer sitzende Gründe zu haben. "Ich weiß selbst, dass ich momentan nicht meine Leistung bringe", sagt Aogo im Gespräch mit dem Abendblatt, "es hat mentale Gründe." Ihm fehle die "mentale Frische", sagt der 25-Jährige, der sich selbst immer mehr unter Druck setzen würde: "Ich bin ein sehr ehrgeiziger Typ, will es immer doppelt gut machen. Aber momentan bin ich in einer Negativspirale, aus der ich einfach nicht rauskomme." In dem Gespräch mit Fink, das Aogo als "sehr gut und sehr ehrlich" beschreibt, hätten sich die beiden darauf geeinigt, die nächsten zehn Tage abzuwarten und dann vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt gemeinsam zu entscheiden, ob der Führungsspieler eine schöpferische Pause erhalten solle. "So kann ich dem Team derzeit jedenfalls nicht helfen", sagt der gebürtige Karlsruher brutal ehrlich. "Für mich ist es keine einfache Situation, aber irgendwie muss ich mich da selbst draus befreien."
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Fink, der ebenfalls betonte, gemeinsam mit Aogo über dessen Nominierung gegen Frankfurt zu entscheiden, will seinen Führungsspieler nicht zusätzlich unter Druck setzen, sagt aber trotzdem, dass er erwäge, ihn draußen zu lassen: "Vielleicht fehlt ihm nach der Nichtnominierung bei der Nationalmannschaft momentan das Selbstvertrauen." Sollten er und Aogo darüber übereinkommen, dass eine Pause besser wäre, würde Zhi Gin Lam, der gestern auch in Schwarzenbek als Linksverteidiger zum Einsatz kam, erste Alternative sein: "Zhi Gin kann das spielen", sagte Fink, der es ausschloss, Marcell Jansen auf die Position des Linksverteidigers zurückzuziehen: "Zum einen soll Marcell für uns im Mittelfeld die Tore vorbereiten, zum anderen hat er als Linksverteidiger auch defensive Schwächen." Letztendlich kann aber wohl nur einer die Entscheidung fällen: Aogo selbst.