Rafael van der Vaart will dem HSV helfen wieder nach oben zu kommen. Im Nordderby gegen Werder Bremen wird er noch nicht im Kader stehen.
Hamburg. Rafael van der Vaart will den HSV wieder nach oben führen. "Ich bin kein Superman, kein Messi oder Ronaldo. Ich denke aber, dass ich der Mannschaft helfen kann“, sagte der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler bei seiner Präsentation am Freitag im HSV-Stadion. „Es ist ein Traum für mich, in Hamburg zu sein. Ich hatte meine beste Zeit hier und habe auch den HSV vermisst.“ Gegen Werder Bremen am Sonnabend wird er noch nicht im Kader stehen, will die Mannschaft aber begleiten. "Die Zeit war zu kurz, um alle Formalitäten zu erledigen“, sagte Klub-Sprecher Jörn Wolf bei der Vorstellung des Niederländers. Van der Vaart will mit dem HSV in dieser Saison erfolgreicher abschneiden, als noch im letzten Jahr. "Der HSV muss immer oben mitspielen“, meinte der Niederländer. Vielleicht reiche es am Saisonende für einen Europa-League-Platz.
"Rafael ist eine große Persönlichkeit“, lobte Trainer Thorsten Fink seinen Star. "Wir brauchen mehr Spieler, die Verantwortung übernehmen.“ Der Coach warnte aber vor zu großen Erwartungen. "Rafael kann die Spiele nicht allein gewinnen. Die Last muss verteilt werden.“
Dank Kühne kehrt van der Vaart zurück
"Mit van der Vaart zur Spitze“ – unter diesem Motto hatte der Unternehmer Klaus-Michael Kühne im Juli des Jahres den Anstoss gegeben, gemeinsam mit den Verantwortlichen seines Lieblingsvereins HSV den erstklassigen und in Hamburg sehr beliebten Mittelfeldregisseur Rafael van der Vaart wieder zu verpflichten. Gleichzeitig erklärte Kühne seine Bereitschaft, sein bisheriges Engagement beim HSV für dieses Vorhaben substantiell zu erhöhen. Mit Hartnäckigkeit und einem klaren Ziel vor Augen gelang es nach einem herausfordernden Verhandlungsmarathon mit Tottenham Hotspur die Rückholaktion von van der Vaart zu realisieren.
13 Millionen Euro kostet die Hamburger die Rückholaktion vom englischen Premier-League-Verein Tottenham Hotspur. Kühne stellt einen Großteil der Summe als zinsloses Darlehen zur Verfügung. Der 29-jährige van der Vaart, der bereits von 2005 bis 2008 für die Norddeutschen spielte und nun einen Dreijahresvertrag bis 2015 erhielt, hatte in den zwei Jahren in England 28 Tore für die Spurs geschossen.
"Ich habe immer daran geglaubt, dass der Transfer zu realisieren ist, auch wenn viel Überzeugungsarbeit geleistet werden musste und von mehreren Beteiligten schockierend hohe Forderungen erhoben wurden, die jetzt auf ein gerade noch zu rechtfertigendes Mass zurückgeführt sind“, sagte Klaus-Michael Kühne. "Die Verhandlungen waren langwierig und alles andere als einfach, aber es hat sich wieder einmal gezeigt, dass Beharrlichkeit und ein starker gemeinsamer Wille zum Ziel führen. Von der Aufbruchstimmung, die bereits vor der finalen Verpflichtung van der Vaarts spürbar war, werden nicht nur der HSV, seine Mitglieder und die Fans, sondern auch meine Heimatstadt profitieren. Ich bin überzeugt, dass Rafael van der Vaart dem HSV und seiner jetzt neu aufgestellten Mannschaft zu neuem Glanz verhelfen wird“.
Für van der Vaart geht ein Traum in Erfüllung
„Mit der Rückkehr nach Hamburg geht für mich und meine Familie ein Traum in Erfüllung. Ich bin dem HSV und Klaus-Michael Kühne zu großem Dank verpflichtet. Ich freue mich auf drei tolle Jahre", sagte der Superstar auf der Vereinshomepage. Auch Trainer Thorsten Fink zeigte sich erfreut: "Ich bin begeistert, dass Rafael van der der Vaart wieder für den HSV aufläuft. Er wird eine große Verstärkung für unsere Mannschaft sein“.
+++ Der HSV zog die Notbremse +++
Mit einem Privatflugzeug schwebte der Niederländer in Hamburg ein und ließ sich im Universitätskrankenhaus Eppendorf durchchecken. Um 15:25 Uhr wurde er als tauglich eingestuft. Zunächst musste jedoch noch der Aufsichtsrat des Vereins über den Deal und das Finanzierungsmodell befinden, denn der HSV hat seinen selbst verkündeten Sparkurs ausgesetzt. Für die laufende Saison wurden beachtliche 24,5 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Deutlich mehr, als je geplant waren.
Im Aufsichtsrat gab es auch Bedenken. Schließlich vergrößert der HSV sein Bilanzdefizit erheblich und kommt damit längere Zeit nicht aus den roten Zahlen heraus. Dennoch stieg nach der Beratung weißer Rauch auf. „Der Aufsichtsrat hat eine positive Entscheidung getroffen“, verkündete Ratsvorsitzender Alexander Otto. „Das Darlehen von Herrn Kühne war absolut notwendig, damit wir unsere Liquidität behalten.“ Kühne hatte dem HSV schon einmal 12,5 Millionen Euro für neue Spieler überlassen und sich dafür Anteile an sechs HSV-Profis gutschreiben lassen.
Kühne verzichtet nun auf die vor zwei Jahren übertragenen Anteile an den Spielern Heiko Westermann, Marcell Jansen, Dennis Aogo, Dennis Diekmeier und Lennard Sowah. Auf den ihm zustehenden Erlös aus dem Verkauf des bereits transferierten Paolo Guerrero verzichtet Herr Kühne ebenfalls. Dieser Betrag konnte somit in die Transfersumme an Tottenham einfließen.
Im Gegenzug erhält der Gönner einen Anspruch auf Erlösbeteiligung im Falle eines Transfers des Spielers van der Vaart innerhalb der Vertragslaufzeit. Mit diesem Schritt ist das 2010 zwischen dem HSV und Kühne beschlossene Investorenmodell in beidseitigem Einvernehmen beendet.
+++ Drobny zwang Neuzugang Jiracek zu Purzelbäumen +++
Die Begeisterung fraß sich nur Minuten nach Bekanntwerden durchs Internet. „Endlich lohnt es sich wieder, in Hamburg ins Stadion zu gehen!“, twitterte ein Nutzer. Andere himmelten van der Vaarts Ehefrau Sylvie an, die für den Glamour-Faktor sorgt. Artig bedankte sich die Gattin des Profis bei den Fans der Spurs: „Danke, Spurs und allen Fans für eine riesige Zeit! Ihr habt das größte Team Englands. Ich liebe euch ewig. Jetzt ist es Zeit, nach Hause zu gehen.“
In den ersten drei Jahren in Hamburg war van der Vaart der Dreh- und Angelpunkt des HSV-Spiels. Von seinen gefühlvollen Zuspielen in die Spitze und seinen Kunstschüssen aus der Distanz schwärmen die Fans seither. 48 Tore gelangen ihm in 113 Partien. Van der Vaart soll gar bereit sein, auf Teile seines bei Real Madrid und in London gewohnten Jahressalärs zu verzichten.
Wenige Tage zuvor war die Stimmung in Hamburg im Keller. Nach der Pokalpleite beim Drittlisten Karlsruher SC (2:4) und der Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg (0:1) wurde der Bundesliga-Dino schon als Abstiegskandidat gehandelt.
+++ "Chancen für einen Abschluss bei 30 zu 70 Prozent" +++
Deshalb war am vergangenen Dienstag der Tscheche Petr Jiracek für vier Millionen Euro vom VfL Wolfsburg geholt worden. Zudem traf der Wochen zuvor verpflichtete Mittelfeldakteur Milan Badelj (vier Millionen Euro) nach seiner Champions-League-Sonderschicht bei Dinamo Zagreb endlich in Hamburg ein. Trainer Thorsten Fink will sein Team am Sonnabend bei Werder Bremen gleich auf sieben Positionen neu besetzen. Neues Selbstbewusstsein hat die Profis ergriffen. Ob van der Vaart zum Einsatz kommt, ist unklar. Er konnte beim Abschlusstraining am Freitag nicht teilnehmen. Für ein Blitz-Comeback ist er aber bereit.
Schlechte Nachrichten gab es hingegen aus der Heimat: Der neue niederländische Fußball-Nationaltrainer Louis van Gaal hat gleich zum Auftakt der WM-Qualifikation eine harte Hand bewiesen. Im Kader für die beiden Partien gegen die Türkei am Freitag und vier Tage später in Ungarn fehlen in Rafael van der Vaart, Ibrahim Afellay, Nigel de Jong und Gregory van der Wiel gleich vier Hochkaräter. "Sie haben zuletzt wenig gespielt und sind gerade alle mit neuen Klubs beschäftigt“, begründete van Gaal seinen Verzicht auf das prominente Quartett.