Der Klubchef nimmt die Spieler des HSV verstärkt in die Pflicht - gerade die Wackelkandidaten: “Platz neun ist kein gutes Bewerbungsschreiben.“

Hamburg. Sechs Siege, sechs Niederlagen. 23 Tore geschossen, 23 Tore zugelassen. Platz neun von 18 Mannschaften. Die Bilanz des HSV symbolisiert das Mittelmaß, in dem sich der ambitionierte Bundesligist nach der 0:1-Niederlage in Freiburg festgesetzt hat.

Die neuerliche Auswärtspleite schiebt den Frust in der Führungsetage des einstigen Europapokalsiegers an. Ob Klubchef Bernd Hoffmann oder Sportdirektor Bastian Reinhardt - die funktionären Verantwortungsträger nehmen jetzt die sportlichen Pendants verstärkt in die Pflicht.

"Es kann nicht sein, dass wir nach 15 Spieltagen - bei aller Wertschätzung - irgendwie neun Punkte hinter Mainz und hinter Freiburg und Hannover und wie sie alle heißen, hängen", sagte Hoffmann am Montag in der Sportsendung "Rasant" des lokalen Fernsehsenders Hamburg1, "das ist nicht unser Anspruch." Aktuell fehle der Mannschaft "ein gemeinsamer Geist", mit dessen Hilfe auch ein früher Rückstand wie in Freiburg wettgemacht werden könne.

"Unser Hauptaugenmerk muss darauf gelegt werden, wie wir aus dieser Mannschaft bessere Ergebnisse erzielen", so Hoffmann weiter, der dafür "in allererster Linie" das Trainerteam in der Pflicht sieht. "Die Trainer bekommen alle Unterstützung, die notwendig ist. Wir haben vollstes Vertrauen dazu, dass ihnen das gelingt."

Hoffmann betonte noch einmal, dass der HSV bei missglückter Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb die Ausgaben den Einnahmen anpassen müsse. Gleichwohl solle dies nicht zu Lasten unattraktiver Spielweise führen. "Unser Anspruch ist: Wir wollen in Hamburg exzellenten Fußball bieten und natürlich auch Spieler haben, mit denen sich die Fans identifizieren können", so Hoffmann. "Die nächsten paar Monate stehen ganz eindeutig unter dem Zeichen: Wir sollten alles dafür tun, dass wir nächstes Jahr wieder international spielen."

Wir haben mit jedem Einzelnen gesprochen, was wir von ihm erwarten, wenn er weiter beim HSV Fußball spielen möchte. Dazu hat sich auch jeder bekannt. Und hinzu kommt noch: Man darf nicht vergessen, dass es auch einen ganzen Haufen laufender Verträge gibt, die wir auch nicht völlig ignorieren können. Das ist am Ende dieser Saison anders. Aufgrund einiger auslaufender Verträge könne am Ende der laufenden Saison die "natürliche Fluktuation, die es in jedem Club gibt", beim HSV ein wenig größer ausfallen. "Klar ist auch: Platz neun ist kein besonders gutes Bewerbungsschreiben für jeden Beteiligten, dass die Verträge verlängert werden", ergänzte Hoffmann.

Aus den sportlichen Planungen wolle sich der HSV-Chef selbst jedoch heraushalten. Dieser Bereich sei nicht seine Kernkompetenz ist. "Noch mal: Ich bin kein Sportchef", betonte Hoffmann in dem Gespräch. Ursprünglich sei "ein sportliches Dreigestirn" aus Bastian Reinhardt, Urs Siegenthaler und dem Trainer vorgesehen gewesen.

Das mit Urs Siegenthaler erarbeitete Konzept werde bereits im Nachwuchsbereich oder im Scoutingbereich umgesetzt. "Im Moment ist nicht geplant, da noch jemanden zusätzlich einzustellen", so Hoffmann. Sportchef Bastian Reinhardt bezeichnete der HSV-Boss als "sehr ambitioniert" und "sehr, sehr ehrgeizig". Auch mit seiner Kompetenz im sportlichen Bereich werde der Verein die großen Herausforderung angehen, "im nächsten Frühjahr die richtigen Entscheidungen zu treffen, damit wir eine noch bessere Saison als die jetzige spielen."

Weitergehen wie bisher könne es schließlich nicht, findet Hoffmann. "Der Frust bei mir wie bei jedem, der den HSV mit einer Menge Herzblut verfolgt, ist natürlich sehr, sehr groß. Wir sind alles andere als zufrieden mit der sportlichen Bilanz."