Das Engagement Klaus-Michael Kühnes sei nicht zu vergleichen mit dem eines Oligarchen, sagte der HSV-Boss vor 750 Mitgliedern im Stadion.
Hamburg. Der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann hat bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung das umstrittene Investorenmodell Anstoß³ des Fußball-Bundesligisten verteidigt und an die Geschlossenheit der Mitglieder appelliert. „Dieser Vertrag mit Klaus-Michael Kühne ist ein Sechser mit Zusatzzahl“, sagte Hoffmann in seiner 53-minütigen Rede am Dienstagabend vor 750 Mitgliedern im Stadion des Hamburger SV. Es handele sich nicht um einen russischen Oligarchen , sondern um einen Hamburger Milliardär, der nach Spenden für die Elbphilharmonie 15 Millionen Euro in den HSV einbringe. Die Investition sei mit dem Risiko des Totalverlustes verbunden, auch wenn der Logistik-Unternehmer bei etwaigen Weiterverkäufen von zunächst Marcell Jansen, Paolo Guerrero und Dennis Aogo beteiligt ist. „Herr Kühne hat keinerlei Einfluss auf Entscheidungen und keinerlei Anspruch, einen Euro zurückzubekommen“, führte Hoffmann aus. Mit dem Modell umgehen die Hanseaten eine hohe Steuerabgabe, die bei einer Schenkung vorgeschrieben wäre. Die Deutsche Fußball-Liga hatte gegen die Vereinbarung keine Einwände, auch der Aufsichtsrat des Vereins stimmte bereits zu. Die von den HSV-Mitgliedern bemängelnde Transparenz begründete Hoffmann mit dem Verweis auf die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit: „Das Projekt Anstoß gehört zum operativen Geschäft. Eine frühzeitige Debatte hätte möglicherweise dazu geführt, dass das Thema zerredet worden wäre.“ Probleme mit der wirtschaftlichen Liquidität wies er in der hitzig geführten Debatte weit von sich.
+++ INTERVIEW MIT INVESTOR KÜHNE +++
„Ich verstehe, dass unser Projekt von den Fans zunächst einmal kritisch beäugt wird. Aber ich bin überzeugt von diesem Modell“, hatte Kühne bereits im Abendblatt-Interview gesagt . Der 73 Jahre alte Milliardär, der sich als langjähriger HSV-Fan bezeichnet, jedoch nie Mitglied war, wies auch Befürchtungen der Anhänger zurück, er könne im Verein ein Mitspracherecht fordern. „Ich habe weder Zeit noch Lust dazu, einen Fußballverein mitzuregieren. Niemand braucht sich zu sorgen, dass ich mitreden will“, sagte er. Vorstellen könne sich Kühne allerdings eine Ausweitung seines Investments, sofern das Modell funktioniert. So hat er für eine Zusammenarbeit mit den HSV-Mitgliedern eine noch weiter reichende Idee: „Ich stelle noch mal einen größeren Betrag zur Verfügung, aber nur, wenn alle Mitglieder zusammen den gleichen Betrag aufbringen.“
Die Versammlung vor der Westtribüne des Stadions bei warmen 26 Grad fand ohne die Profi-Mannschaft und das Trainerteam statt. Coach Armin Veh war am Vormittag mit einem 19-Mann-Kader zum Freundschaftsspiel beim kroatischen Pokalsieger Hajduk Split aufgebrochen. Beim ersten Härtetest der Saisonvorbereitung, den der Fernsehsender Sport1 am Mittwoch ab 20.20 Uhr (Anstoß 20.30 Uhr) live überträgt, werden die WM-Fahrer Joris Mathijsen, Eljero Elia, Marcell Jansen und Dennis Aogo noch fehlen.
Nichtsdestotrotz hat letzterer derweil angekündigt, nach seinem Urlaub Anfang August seinen Vertrag in Hamburg verlängern zu wollen. Der 23 Jahre alte WM-Dritte und sein Berater Gorden Stipic stehen schon seit längerem in Verhandlungen mit HSV-Sportchef Bastian Reinhardt. „Ich hoffe, dass ich mich mit dem Klub auf eine längerfristige Zusammenarbeit einigen kann“, sagte der Linksverteidiger der Hamburger Morgenpost, „ ich habe mit dem HSV noch große Ziele .“
Aogo wird seit einiger Zeit immer wieder mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Laut Berichten aus Italien soll unter anderem Juventus Turin seine Fühler nach dem Abwehrspieler ausgestreckt haben. Aogo kam vor zwei Jahren vom SC Freiburg nach Hamburg und hat noch einen gültigen Vertrag bis 30. Juni 2012.