Hamburgs Vereinschef stellt das neue Projekt Anstoß³ vor und erklärt, warum man mit Vermarkter Sportfive nach 2015 nicht mehr verlängern will

Hamburg. Bei einer Tasse grünem Tee erklärt Bernd Hoffmann dem Abendblatt das Investorenmodell Anstoß³. Der Vereinschef erzählt, wie ihm die Idee zu diesem Projekt an einem Apriltag vor zwei Jahren kam, als sein Klub gerade ein Spiel gegen Duisburg mit 0:1 verloren hatte. Sein Sitznachbar damals: Klaus-Michael Kühne.

Abendblatt:

Herr Hoffmann, steckt der HSV in finanziellen Schwierigkeiten?

Bernd Hoffmann:

Überhaupt nicht. Wie kommen Sie darauf?

Warum sollte man sonst auf einen externen Investoren zugehen?

Es gibt keine finanzielle Notwendigkeit, dieses Konzept in die Tat umzusetzen. Wir wollen unsere Handlungsfähigkeit erhöhen. Wir befinden uns in einem Wettbewerb mit anderen Vereinen, die Großkonzerne hinter sich haben, Kredite aufnehmen oder sich zukünftige Werbeeinnahmen schon jetzt auszahlen lassen, um Transfers zu realisieren. All das haben oder wollen wir nicht. Um unsere sportlichen Ziele aber trotzdem zu verwirklichen, müssen wir neue Gedankenmodelle für die Finanzierung von neuen Spielern entwickeln. Eine Alternative wäre zum Beispiel gewesen, den 2015 auslaufenden Vermarktervertrag mit Sportfive zu verlängern.

Wurde also eine Grundsatzentscheidung gegen Sportfive getroffen?

Unser Ziel ist es, unsere Unabhängigkeit für die Zukunft zu erhöhen. Das heißt, keine Verträge zu verlängern, die uns langfristig fest binden.

Ist der Anstoß{+3}-Vertrag denn schon unterschrieben?

Der Vertrag wurde gestern unterschrieben - zu den Bedingungen, die dem Aufsichtsrat vorgestellt wurden.

Nach unseren Informationen stellt Klaus-Michael Kühne dem HSV 15 Millionen Euro zur Verfügung. Was bekommt er im Gegenzug vom HSV?

Grundsätzlich ist Herr Kühne in erster Linie HSV-Fan. Aber Sie können davon ausgehen, dass er als Gegenleistung für sein finanzielles Engagement auch die Möglichkeit erhält, sein investiertes Geld wieder zurückzubekommen.

Wie genau kann Herr Kühne sein Geld zurückbekommen?

Die Details werden wir am 13. Juli den Mitgliedern vorstellen. Wir haben uns auf ein Zwei-Säulen-Modell geeinigt. Die erste Säule sieht eine Beteiligung an Transfererträgen von Spielern vor, die der HSV in Zukunft verpflichtet. Und die zweite Säule beinhaltet eine Ablösebeteiligung an Spielern, die der HSV bereits unter Vertrag hat.

Wissen die drei Profis von ihrem Glück?

Ja, die Spieler wissen Bescheid, es betrifft sie aber im Grunde nicht direkt. Wichtig ist, dass die Entscheidungsgewalt zu 100 Prozent beim HSV bleibt. Mit Herrn Kühne haben wir einen Partner gefunden, der ein HSV-Herz hat.

Wenn Herr Kühne tatsächlich ein so großes HSV-Herz hat, warum besteht er dann auf die zweite Säule des Modells, nach der ihm Anteile an HSV-Spielern zustehen, die bereits unter Vertrag sind?

Aus kaufmännischer Sicht ist sein Risiko bei dieser Säule doch viel größer, weil es sich hierbei um Spieler handelt, die eine kürzere Vertragslaufzeit haben als eventuelle Neuzugänge. Diese Spieler könnten ihre Karriere beim HSV beenden oder am Ende ihrer Vertragslaufzeit ablösefrei gehen.

Das kann man so oder so sehen. Immerhin besitzt er nun Anteile an Spielern, die ihr Können bereits bewiesen haben.

Aber nicht er, sondern wir haben auf dieses Modell bestanden. Auch, um eine entsprechende Ausgewogenheit zu gewährleisten, denn er finanziert zukünftige Transfers auch nur zu einem festgelegten Prozentsatz, der in jedem Fall immer unter 50 Prozent liegt.

Kritiker sagen, dass man so die Einnahmen von morgen schon heute ausgibt.

Wir haben jederzeit die alleinige Entscheidungsbefugnis. Anders als bei einem Kredit ist es bei diesem Modell keineswegs gesichert, dass das Geld überhaupt voll zurückgezahlt wird. Das war uns sehr wichtig.

Das Projekt heißt Anstoß³ und nicht Anstoß¹. Ist Herr Kühne also nur der erste von vielen noch folgenden Investoren?

Natürlich ist unser Konzept weiterhin offen für andere Investoren, ohne dass es aktuell Gespräche gibt. Ich bin fest davon überzeugt, dass unser Weg für den HSV alternativlos ist.

Das sehen Teile der Mitglieder anders. Nicht umsonst wurde eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragt.

Wir haben bislang fast ausnahmslos positive Signale bekommen, und ich bin mir sicher, dass wir auch die letzten Kritiker auf der Versammlung überzeugen können.

Wie sind die Reaktionen von Ihren Kollegen aus der Bundesliga?

Wir wurden fast ausnahmslos zu dem Deal beglückwünscht.

Auch von Bayerns Uli Hoeneß?

Nein. Aber Uli Hoeneß hat auch 20 Prozent von seinem Verein verkauft.