Während Trainer Armin Veh sein Team in Sylt auf die Saison vorbereitet, wird in Hamburg eifrig am Kader für die neue Saison gebastelt.
List. Nicht ohne Stolz präsentierte Silke Schaerffer den HSV-Profis gestern direkt nach deren Ankunft in List auf Sylt ihre viertägige Luxusbleibe. Das Fünf-Sterne-Hotel würde den Spielern keine Wünsche offen lassen, sagte die Leiterin der Marketingabteilung. So gebe es einen 3500 Quadratmeter großen Spa-Bereich, drei A-La-Carte-Restaurants und natürlich auch exquisite Zimmer wie die 90 Quadratmeter große Hide-and-Away-Suite mit traumhaftem Blick aufs Wattenmeer. Ach ja, und Fußballspielen könne man auf dem nur wenige Meter entfernten Rasenplatz ja auch. Kein Wunder also, dass das erst im April geöffnete Arosa-Ressort bereits jetzt so gut wie ausgebucht sei.
Und tatsächlich liegt es nur am HSV-Reisetross, dass für Kurzentschlossene über das Wochenende doch noch Zimmer im neuen Luxustempel frei geworden sind. Denn nachdem die Verantwortlichen des Vereins noch immer keinen einzigen Neuzugang präsentieren konnten, musste Teammanager Bernd Wehmeyer kurzfristig mehrere zuvor bereits gebuchte Zimmer wieder stornieren. "Bis zum Ende des Trainingslagers wird auch keiner mehr zu uns stoßen, das kann ich garantieren", sagte Trainer Armin Veh, der aber mit baldigen Verstärkungen nach der Rückkehr am Sonntag rechnet. Denn während der 49-Jährige sein Team im sonnigen Sylt auf die Saison vorbereitet - gestern Nachmittag ließ er die Profis mehr als zwei Stunden lang laufen -, wird in Hamburg eifrig am Kader gebastelt. Und nach Abendblatt-Informationen rückt dabei aktuell das Schweizer Supertalent Xherdan Shaqiri in den Fokus der Verantwortlichen.
Bereits am Mittwoch hat sich Sportchef Bastian Reinhardt, der morgen das Team auf Sylt besuchen will, mit dem gerade mal 18-jährigen Mittelfeldmann vom FC Basel, seinem Bruder Erdin und Shaqiris Berater Wolfgang Vöge in Hamburg getroffen. Zunächst ging es dabei lediglich um branchenübliche Sondierungsgespräche. Dabei hat HSV-Sportdirektor Urs Siegenthaler bereits vor Monaten in seiner Schweizer Heimat das Hamburger Interesse am Linksfuß hinterlegt, der sowohl offensiv als auch defensiv einsetzbar ist. Auch Reinhardt hat schon mehrere DVDs des hochveranlagten Nationalspielers gesichtet, die nur einen Schluss zulassen: Prädikat Wertvoll.
Was für Shaqiris Qualitäten gilt, gilt allerdings auch für seinen Preis. Der Umworbene soll eine Ablöse von acht bis zehn Millionen kosten - eine Summe, die nur mit der Hilfe von Anstoß3-Geldgeber Klaus-Michael Kühne zu stemmen ist. Der Investor, der am Dienstag sein finanzielles Engagement mit dem HSV vertraglich fixiert hat, ist ein bekennender Fan von Urs Siegenthaler und somit durchaus angetan von dessen Einkaufsvorschlag. Allerdings will der HSV, der kurz vor den Transfers von Torhüter Jaroslav Drobny und Mittelfeldmann Gojko Kacar (beide von Hertha) steht, auch einen Innen- und einen Außenverteidiger verpflichten. Ob am Ende also tatsächlich noch genug Geld für "eines der größten Talente der vergangenen zehn Jahre" (Schweiz-Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld) zur Verfügung steht, bleibt abzuwarten.
Nichts anderes als abwarten bleibt auch Frank Rost übrig. Der Torhüter, dem Reinhardt am Dienstag in einem Vieraugengespräch offenbarte, dass der HSV Berlins Drobny verpflichten will, machte auch gestern auf Sylt gute Mine zum bösen Spiel. Rost lachte, Rost scherzte, Rost witzelte - nur reden wollte der 37-Jährige nicht. "Ich habe mich nicht mit Frank unterhalten", sagte Trainer Veh, "wenn er mit mir reden möchte, dann muss er auf mich zugehen." Dass aber Rost tatsächlich mit seinem neuen Vorgesetzten das Gespräch über seine Zukunft sucht, dürfte nahezu ausgeschlossen sein. Dabei findet Veh überhaupt nichts Sonderbares an der aktuellen Situation: "Für mich ist das eine ganz normale Konkurrenzsituation. Ich hatte immer drei gute Torhüter."
Auf eine "ganz normale Konkurrenzsituation" muss sich auch Noch-Kapitän David Jarolim einstellen. "Wir wollen noch einen zentralen Mittelfeldspieler holen, aber wir werden David definitiv nicht abgeben", sagte Sportchef Reinhardt, der gestern mit Jarolim telefonierte. Die zuletzt aufkommenden Gerüchte über einen Abschied Jarolims kann Reinhardt nicht verstehen: "Konkurrenz belebt doch das Geschäft."
Tolgay Arslan wechselt für ein Jahr auf Leihbasis zum Zweitligisten Alemannia Aachen.