Von Platz 18 auf Rang zehn – der HSV hat sich vorerst aller Abstiegssorgen entledigt. Nach dem Sieg in Köln muss das Team gegen Werder nachlegen.

Hamburg. Die Stimmung auf der fünfstündigen Busfahrt des Hamburger SV nach dem Last-Minute-Sieg beim 1. FC Köln war äußerst gelöst. „Paolo hat den Lucky Punch gesetzt“, schwärmte HSV-Coach Thorsten Fink am Sonntag nach dem Siegtor von Paolo Guerrero (88.), „das war einfach echte Siegermentalität. Das hatten wir vor Wochen und Monaten noch nicht.“ Der 28 Jahre alte Peruaner traf nach fünf Heimtoren erstmals in der Fremde und fand danach die vier Ellbogenchecks seiner Gegenspieler auch nicht mehr so schmerzhaft.

„Paolo fightet für das Team. Blaue Flecken gehen weg, die Punkte bleiben“, meinte Fink, der am Montagmorgen sah, dass sich das geschwollene Auge des Torjägers über Nacht etwas erholt hatte. Mit den in der Schlussphase erkämpften Punkten entledigten sich die Norddeutschen aller Abstiegsängste und kletterten auf Rang zehn – die beste Saisonplatzierung. Doch trotz 67 Prozent Ballbesitz gegen destruktive Kölner war auch das Spiel der Hanseaten kein Leckerbissen. „Wir hätten zum Schluss noch ein, zwei mehr nachlegen können. Wir machen Fortschritte, und das wollen wir fortsetzen. Wir wollen uns weiter nach oben arbeiten“, analysierte Kapitän Heiko Westermann.

Schon am Samstag im Nordduell gegen Werder Bremen kann der HSV beweisen, dass der nun nicht mehr verheimlichte Blick Richtung Platz sieben und die Teilnahme an der Europa League nicht utopisch sind. Gegen den Nordrivalen von der Weser, der ihm in den vergangenen Jahren die schmerzlichsten Niederlagen zufügte, können Westermann und Co. zeigen, dass der Aufwärtstrend unter Fink von Dauer ist. „Das Derby muss man gewinnen, wir werden Vollgas geben“, betonte der Übungsleiter. „Wir wollen schnell auf 40 Punkte kommen und dann schauen, was wir noch erreichen können.“

Das Nordderby wird mit großer Wahrscheinlichkeit ausverkauft sein. 53.000 Tickets sind bereits veräußert worden, teilte der HSV am Montag mit. Lediglich 4000 Karten sind noch zu haben. Die Partie wird am Sonnabend um 15.30 Uhr angepfiffen. Die Restkarten sind im Onlineshop des Vereins sowie in den HSV-Vorverkaufsstellen erhältlich.

Das Ende des Abstiegskampfes für den HSV

Stabilisator Jarolim, Westermann legte Novakovic an die Kette

Mit dem FC Basel schnupperte Fink vor Monaten noch Champions-League-Luft. Falls es auch nur eine hauchdünne Chance auf Europa-Reisen gibt, will der Ehrgeizige zupacken. Die Frage ist, wie weit es von Platz 18 noch nach oben geht – auch ohne eine Kreativzentrale. Zwar will der HSV im Sommer die Millionen-Ablöse für den 19 Jahre alten Baseler Lieblingsschüler von Fink, Granit Xhaka, aufbringen. Sicher ist aber nichts. Derzeit spielt der Bundesliga-Dinosaurier die Punkte eher mit Kampf und Biss heraus.

Interesse soll es auch an dem jungen Torhüter Kevin Trapp (21) aus Kaiserslautern geben. Wie der „Kicker“ erfuhr, traf sich HSV-Sportdirektor Frank Arnesen mit Berater Volker Struth, der auch Mladen Petric betreut. Zwar ist Trapp im Gegensatz zum Leverkusener René Adler nicht ablösefrei, das Gehalt und die Zukunftsaussichten dürften aber für den Jungen und damit gegen Adler sprechen.

Stammtorhüter Jaroslav Drobny lässt sich derweil nicht von den Gerüchten beeindrucken und zeigt seit Wochen eine stabile Leistung. Als Ersatz steht derzeit allerdings nur Sven Neuhaus bereit, da sich Tom Mickel zum zweiten Mal die Hand gebrochen hat. (dpa/abendblatt.de)