Götze muss für Trost von Freundin auf Klappstuhl steigen
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Lesezeit: 3 Minuten
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Lille. Während alle von Julian Draxler schwärmen, rückt Mario Götze wieder ins zweite Glied. Doch der Offensivmann bleibt kämpferisch.
Julian Draxler erklärte mit glühenden Wangen auch noch dem letzten Journalisten, wie seine "Zauberfüßchen" die Slowaken ausgetanzt hatten. Und Mario Götze? Der trabte zur Tribüne und suchte Trost bei seiner Freundin. Doch selbst die Begegnung mit Ann-Kathrin Brömmel verlief nicht ohne Hürden - um seine Partnerin über die Bande hinweg herzen zu können, mussten zwei Ordner dem 1,76 Meter großen Offensivmann einen Klappstuhl hinstellen.
Götze, Torschütze im WM-Finale, aber an diesem Sonntagabend zum Bankdrücker degradiert, mühte sich redlich, nicht als Miesepeter rüberzukommen. "Mal ist man der Hund, mal ist man der Baum", hatte er wenige Tage zuvor philosophiert. Nun ist er eher wieder der Baum, und dennoch lief er demonstrativ lächelnd durch die Interview-Zone. Am Montagmittag spaßte er im Training schon wieder mit Bastian Schweinsteiger.
Cantona mag Götzes Baum-Spruch:
Götze gibt sich kämpferisch
Götze redete sogar, was nicht eingesetzte Spieler selten tun. "Es ist noch ein langer Weg", sagte der 24-Jährige: "Da kann noch viel passieren. Ich werde wieder angreifen." Angesichts der Lobeshymnen, die auf den Torschützen und Torvorbereiter Draxler gesungen werden, dürfte das schwierig sein. "Er ist ein Spieler mit einem Engelsgesicht und einem Dribbling wie ein Teufel", schrieb die italienische Zeitung La Repubblica, Draxler sei gar "unbesiegbar", kommentierte Tuttosport.
Götze bleibt die Erinnerung an die WM 2014. In Brasilien war nach zwei Spielen sein Stammplatz weg - im Finale wurde er als Joker zum Helden für die Ewigkeit. Doch am Sonntag muss ihm klar geworden sein: Erst einmal ist er raus.
Kehl ahnt unschöne Folgen
Was wirklich in ihm vorgegangen sein muss, erahnte Sebastian Kehl, vier Jahre lang Teamkollege Götzes bei Borussia Dortmund. "Er wird geknickt ins Bett gehen", sagte der ZDF-Experte: "Das war ein trauriger Abend für ihn."
Zumal Götze wohl kaum mit einer Ausbootung gerechnet hatte. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihn tags zuvor schließlich in den höchsten Tönen gelobt. Er habe das Gefühl, "dass er immer mehr kommt". Götze, so Löw, "tut uns gut". Nach einem Bankplatz klang das wahrlich nicht.
Lobeshymnen auf Julian Draxler
Doch dann war Draxler drin - und Götze draußen. Daran dürfte sich erst mal nichts ändern. "Er hat uns gut getan", sagte Löw. Genau wie am Vorabend. Nur diesmal über Draxler, nicht über Götze.
"Das ist ein sehr schöner Tag. Eine Riesensache. Rundum gelungen", sagte Draxler. Mario Gomez, dessen 2:0 (43.) der 22-Jährige mustergültig aufgelegt hatte, schwärmte: "Wir wissen alle, was dieser Junge drauf hat. Er hat zwei brillante Zauberfüßchen."
Mit diesen solle er vermehrt in "Eins-gegen-eins-Situationen" gehen, hatte Löw gefordert. Genau das hatte dem deutschen Spiel gefehlt. Deshalb kehrte Draxler zurück. Trotz aller Wertschätzung Löws für Götze.
Viel Presse-Lob für Draxler:
Pressestimmen zu Deutschland - Slowakei
Pravda (Slowakei)
Die Slowaken schafften keine Sensation, die EM ist für sie vorbei. Die Deutschen haben sie mit 3:0 vom Platz gefegt.
Sme (Slowakei)
Für die künftigen Planungen in der Mannschaftsaufstellung sollte auch Beachtung finden, dass dieses Spiel das einzige der bisherigen EM war, bei der der Unterlegene überhaupt keinen Widerstand leistete.
Sport (Slowakei)
Die Niederlage gegen Deutschland öffnete (Trainer Jan) Kozak die Augen: Wir brauchen einen Generationenwechsel! - Nach einer glatten Niederlage gegen Deutschland verabschiedet sich die Slowakei von der Euro 2016.
Webnoviny.sk (Slowakei)
Die Deutschen zeigten ihre Stärke. Slowakei-Trainer Kozak redete sich nicht auf Verletzungen heraus. Aber Deutschland mit allen seinen Stars und Spielern der weltweiten Extraklasse war dann doch zu starker Kaffee für die unseren.
Pluska (Slowakei)
Das slowakische Wunder fand nicht statt. Die Deutschen haben ihre Weltklasse bei der EURO bestätigt.
Gazzetta dello Sport (Italien)
Deutschland macht jetzt Angst. Löws Truppe zerstückelt die Slowakei. Italien und Spanien müssen zittern. Für die Weltmeister gibt es auch gegen die Slowaken kein Mindestziel, nur das volle Programm.
Corriere dello Sport (Italien)
Ein Spaziergang für Deutschland. Im Gegenteil zu den Franzosen versenkt Deutschland Hamsiks Slowakei ohne Probleme. Hummels dominiert das Spiel, seine Leistung ist tadellos, er löst jedes Problem. Die Weltmeister haben den Wind in den Segeln.
Tuttosport (Italien)
Draxler, der bisher bei dieser EM nicht geglänzt hatte, ist unbesiegbar.
Repubblica (Italien)
Zwei Fakten beeindrucken: Deutschland hat noch kein einziges Tor einstecken müssen und Müller, der eigentlich der Star des Turniers sein sollte, hat sich noch nicht in Bewegung gesetzt. Löw hat sehr wahrscheinlich die ideale Ordnung gefunden. Seine Truppe ist eine raffinierte Mannschaft. Löw kann es sich erlauben, Müller im Schatten zu halten, denn der Regisseur ist Julian Draxler. Ein Spieler mit einem Engelsgesicht und einem Dribbling wie ein Teufel.
L’Equipe (Frankreich)
Eine deutsche Vorführung. Die Deutschen wurden immer überlegener und haben die Slowakei am Ende deklassiert. Das Signal ist klar. Die Mannschaft ist im Turnier angekommen. Der Slowakei wurden ihre Grenzen aufgezeigt.
Le Parisien (Frankreich)
Deutschland beginnt seinen Überflug. Deutschland hat seine Hausaufgaben gemacht und präsentiert sich als Favorit auf den Titelgewinn.
Ouest France (Frankreich)
Deutschland zeigte die beste Leistung seit EM-Beginn.
Courrier de l’Ouest (Frankreich)
Die Deutschen werden immer stärker. Sie haben die Slowakei förmlich erstickt. Die Mannschaft hat ein Offensivfestival geboten.
Marca (Spanien)
Die deutsche Dampfwalze bewegt sich ins Viertelfinale. Deutschland zeigt seinen Maschinenpark. Die Slowakei konnte die deutsche Präzision nicht bremsen. Nach wenigen Minuten konnte man bereits das Drehbuch erkennen. Es war ein deutscher Monolog.
AS (Spanien)
Deutschland erlegt die Slowakei im Schnelldurchgang. Die Germanen, solide und effizient, sind im Viertelfinale. Wer sonst. Ohne sich das Trikot schmutzig zu machen, schenken sie der Slowakei drei Tore ein und schalten den Autopilotmodus Richtung Paris ein.
Sport (Spanien)
Die Slowakei war der ideale Sparringspartner für den Weltmeister vor den Spielen gegen härtere Gegner. Deutschland präsentiert seine Bewerbung auf den vierten EM-Titel.
El Mundo Deportivo (Spanien)
Der Panzer ist wieder unaufhaltsam. Es war eine Draxler-Show mit Spielzügen, die selbst Zinedine Zidane unterzeichnet hätte.
De Telegraaf (Niederlande)
Fußball, so wie Fußball gespielt werden muss. Weltmeister Deutschland hat erneut auf unmissverständliche Weise, seine Kandidatur für den europäischen Titel angemeldet.
De Volkskrant (Niederlande)
Deutschland erweckt erneut Neid. ... Ohne Stress, bisweilen strahlend schöner Kombinationsfußball. Ruhiger Fußball, ausgeführt von Athleten, die frei sind, entspannt, begabt und sportlich während sie geschwind zum 3:0 gegen die Slowakei ziehen.
Kronen-Zeitung (Österreich)
Deutsche Dampfwalze überrollt Slowakei mit 3:0! Souverän, spielfreudig, kampfstark und kaltschnäuzig - Weltmeister Deutschland hat mit einem an Überlegenheit bei der laufenden Fußball-Europameisterschaft bisher nicht überbotenen Auftritt gegen die Slowakei das Viertelfinale erreicht.
Österreich (Österreich)
Deutschland spaziert ins EM-Viertelfinale. Weltmeister Deutschland schlägt den überforderten Underdog locker.
Blick (Schweiz)
Draxler zaubert Deutschland in den EM-Viertelfinal. Der Weltmeister gibt sich an der EM keine Blöße.
Tages-Anzeiger (Schweiz)
Slowakei keine große Hürde für Deutschland. Trotz eines verschossenen Penalty qualifizieren sich die Deutschen souverän für das Viertelfinale.
Ekstrabladet (Dänemark)
Bis jetzt haben die deutschen Weltmeister ihren Plan Punkt für Punkt verfolgt, und am Sonntagabend war die Slowakei noch nicht einmal ein Schlagloch auf dem deutschen Weg in die französische Hauptstadt. Die Spannung endete in dem Augenblick, als der polnische Schiedsrichter (...) das Achtelfinale in Lille anpfiff.
Expressen (Schweden)
Viele Fußballfans haben die Augenbrauen hochgezogen, als die Slowakei Deutschland in einem Testspiel vor der EM besiegt hat. Gestern haben sie sich wieder getroffen. Und es war ein ganz anderes Deutschland verglichen mit dem Testspiel im Mai.
Aftonbladet (Schweden)
Das Geräusch, wenn sich eine Meisterschafts-Maschine in Gang setzt: Tiki. Taka. Tyskland (Deutschland). (...) Das hier ist ein Deutschland, das Pep Guardiolas Bayern-Modell mit zur EM genommen und zu seinem eigenen gemacht hat. Es ist auch ein Deutschland, das verführerischen Fußball mit Toni Kroos als kleinem Blitzableiter spielt.
Aftenposten (Norwegen)
Die Weiß- und Schwarzgekleideten zeigten zum ersten Mal bei dieser EM Größe - und einer der Geniestreiche war ohne Zweifel, Julian Draxler aufzustellen.“
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Boateng: "Jetzt war einfach mal Jule dran"
Der Bundestrainer hatte auch die Zeichen aus München ignoriert, wo sie für Götze keine Verwendung mehr haben. Er setzte auf seinen Mario. Weil dieser "Dinge kann, die andere nicht können".
Götze habe auch einfach kein Glück gehabt, stellte Abwehrchef Jérôme Boateng fest: "Jetzt war einfach mal Jule dran." Und dabei wird es auch erst einmal bleiben.
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