Hamburg. Warum der Hamburger sein Studium in den USA abgebrochen hat. Kommende Woche spielt er erstmals als Profi auf der DP World Tour
Mauritius! 27 Grad, nur leicht bedeckt. Vor allem aber trocken. Tiger Christensen (21) hat sich ein schönes Ziel für sein Debüt als Golfprofi ausgesucht. Seit diesem Mittwoch bereitet er sich dort vor, am 19. Dezember schlägt er dann bei der Mauritius Open auf der Sonneninsel im Indischen Ozean ab.
Es ist ein Turnier der DP World Tour, also ein Einstieg in die Berufsspielerlaufbahn auf höherem Niveau. „Ich habe eine Einladung bekommen“, sagt der Spieler vom HGC Falkenstein als ihn das Abendblatt kurz vor Abreise in Hamburg erwischte, „ich bin sehr glücklich darüber.“
Direkten Einstieg in DP World Tour verpasst
Mitte November hatte Christensen seine Entscheidung bekannt gegeben, dass er sein Studium an der University of Arizona vorzeitig beendet, um seinen Traum vom Profi wahrzumachen. „Ich musste mich innerhalb von vier Tagen entscheiden“, erzählt der Sohn von Musikproduzent Alex Christensen, „es gab die Chance, in Europa zu spielen. Die Nähe zur Heimat fand ich gut.“
Vom 8. bis 13. November hatte er noch als Amateur in Südspanien an den Qualifikationsturnieren für die Spielberechtigung auf der DP World Tour teilgenommen. Mit Platz 58 nach sechs anstrengenden Runden verpasste er die direkte Qualifikation für die ehemalige „European Tour“, die nach der PGA Tour in den USA die höchstkarätigste Tourserie weltweit ist. Er darf aber an der Challenge Tour in Europa teilnehmen, durch die man in die DP World Tour aufsteigen kann. Außerdem wird es die eine oder andere Einladung wie jetzt für Mauritius geben.
Studium in den USA diente dem Golfspiel
„Ich habe mich dafür entschieden, der Weg in den USA war nicht sicher genug“, erklärt der beste deutsche Amateur des vergangenen Jahres. Er hat für seine Uni in Tucson eine ganz starke Saison gespielt, belegt dort derzeit Platz zwölf im Einzelranking aller Colleges. Um sich aber für die Korn-Ferry-Tour unterhalb der PGA Tour zu qualifizieren, wäre Rang zehn in der Endwertung im Mai erforderlich. „Das Niveau in den USA ist so hoch, das wäre sehr schwer geworden“, weiß er, „und hätte ich bis Mai gewartet, wäre die Karte für Europa weg gewesen.“
Dass er sein Wirtschaftsstudium nun ohne Abschluss beendet… geschenkt. Der USA-Aufenthalt diente nicht akademischer Verbesserung sondern dem Golfspiel. „Meinem Golf hat die Zeit dort auf jeden Fall sehr geholfen. Ob mental oder technisch, spielerisch – ich bin ein sehr viel besserer Spieler geworden“, sagt Christensen.
2023 als Amateur bei den British Open
Und die Profikarriere war ja immer das Karriereziel. Dass er mithalten kann mit den Berufsspielern hatte der junge Hamburger bereits im Sommer 2023 spektakulär bewiesen, als er sich für die British Open in Liverpool qualifizieren konnte, dem traditionsreichsten Turnier überhaupt auf der Welt. Im Juni schaffte er nach einer Einladung auch den Cut bei der European Open in Winsen. Dass es dieses Turnier im kommenden Jahr voraussichtlich nicht mehr gibt, ist für den Lokalmatador natürlich extrem ärgerlich. Eine Einladung hätte er auf jeden Fall wieder erhalten.
„Kurzfristig ist mein Ziel, mich an das Profileben zu gewöhnen“, formuliert Tiger Christensen nun, unter Druck setzen möchte er sich mit irgendwelchen Terminen nicht. Sein Umfeld erlaubt ja auch eine gewisse Gelassenheit. Die Eltern tragen die Ambitionen ihres Sohnes voll mit und geben dadurch auch eine soziale Sicherheit. Das Umfeld ist bereitet, sein Trainer Jason Floyd, ein Engländer, der in Spanien arbeitet, „ist voll dabei, wenn er kann.“
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Vater Alex kümmert sich zudem um die geschäftlichen Dinge, der bürokratisch-rechtliche Papierkram, der mit dem Übergang zum Profisportler verbunden ist, wird von Experten erledigt. Tiger Christensen muss „nur“ noch spielen. Bis zum 23. Dezember ist er auf Mauritius engagiert – wenn er es in die beiden Finalrunden schafft – dann feiert er Weihnachten mit der Familie bevor es am 26. Dezember nach Dubai geht, „in der Sonne trainieren.“ Am 23. Januar ist das erste Turnier auf der Challenge Tour in Südafrika geplant.
Für Hamburg bleibt da nicht mehr viel Zeit, die Abnabelung läuft. Noch wohnt Tiger Christensen bei seinen Eltern, aber auch das wird sich voraussichtlich eher kurz- als langfristig ändern. Über einen zentraleren Wohnsitz in Europa denkt er bereits nach. Und der HGC Falkenstein? „Die Chance, dass ich Bundesliga spielen kann, ist eher gering“, sagt er, „aber die Verbundenheit zu dem Club wird immer bleiben.“