Hamburg. In der Qualifying School in Spanien spielen Hamburgs bester Amateur und Profi um die Spielberechtigung für die DP World Tour 2025.

Wenn Tiger Christensen und Anton Albers an diesem Mittwoch in den Flieger nach Spanien steigen, dann nicht etwa, um es sich in den Herbstferien unter der südeuropäischen Sonne gut gehen zu lassen. Auf die beiden Hamburger Golfer wartet ein hartes Stück Arbeit, bei dem in gewisser Weise auch ihre Zukunft auf dem Spiel steht. Zumindest werden beide der Frage näher kommen, auf welcher Profi-Tour sie in der kommenden Saison abschlagen.

Für die Freunde, die sich aus dem Hamburger Golfclub Falkenstein bestens kennen, geht es zwischen dem 31. Oktober und dem 3. November in Spanien in der zweiten Stufe der Qualifying School für die DP World Tour vielmehr darum, in einem der vier Turniere in die dritte und damit die finale Stufe zu kommen. Die Top 20 dieses Finalturniers, bei dem 156 Spieler über sechs Runden gegeneinander antreten, bekommen dann das direkte Ticket für die zweitbeste Tour der Welt, die europäisch-internationale DP World Tour.

Tiger Christensen ist der beste deutsche Amateurgolfer

Sowohl Albers als auch Christensen wissen, was sie können. Im Telefonat mit dem Abendblatt sprechen beide von großen Zielen. Und dennoch: Die Voraussetzungen, mit denen sie in Spanien an den Start gehen, sind durchaus verschieden. Anders als der 25 Jahre alte Albers ist der vier Jahre jüngere Christensen noch Amateur. Der 21-Jährige, der den gleichen Vornamen trägt wie Golflegende Tiger Woods, befindet sich in seinem letzten College-Jahr in den USA.

Als Spieler der University of Arizona konnte er bereits zwei Turniere gewinnen und ist auch in der noch jungen Saison gut in Form. Der beste deutsche Amateur, der 2023 bei den British Open in Liverpool bereits in einem der vier Majors spielte, liegt im Ranking aller College-Spieler aktuell auf Rang 15. Dass er im Frühjahr 2025 nach seiner College-Zeit ins Profilager wechselt, ist bereits beschlossene Sache. Dafür hat der junge Hamburger mehrere Jahre hart gearbeitet und in den USA eine Zeit durchgestanden, die nicht nur aus Höhen bestand.

Tiger Christensen: „Ich lebe keinen College-Hollywood-Lifesytle“

„In den USA war und ist nicht alles einfach“, erzählt Christensen. „Um ehrlich zu sein, habe ich mein Leben da nicht wirklich genossen. Der Ort ist ein Loch. Es gibt kein vernünftiges Essen. Ich gehe kaum zur Uni. Und wenn, dann lerne ich Dinge, die man bei uns in der 6. Klasse gelernt hat“, gibt der 21-Jährige ehrlich zu. „Ich lebe dort keinen College-Hollywood-Lifestyle, wie man es aus Filmen kennt. Ein mehrjähriges Golf-Boot-Camp beschreibt es wahrscheinlich besser.“

Dennoch will er die Zeit nicht missen. „Meinem Golf hat es auf jeden Fall sehr geholfen. Ob mental oder technisch, spielerisch – ich bin ein sehr viel besserer Golfer geworden“, sagt Christensen. „Ich habe gelernt, trotz einer un­kom­for­ta­blen, unwohlen Situation gut zu spielen. Die Erfahrung bekommst du so wahrscheinlich nur in den USA.“

Auch deshalb würde er jedem talentierten Golfer, der vom Profileben träumt, empfehlen, den Weg über ein US-College zu gehen. Aus sportlichen Gründen und weil man dort lerne, „wirklich tough zu werden, anstatt zu verweichlichen.“ Christensen ist sich sicher: „Wenn man die Zeit auf dem College richtig nutzt, wird es anstrengend und nicht sehr spaßig, aber für das eigene Golfspiel ist es Gold wert.“

PGA Tour oder doch Europa? Tiger Christensen hat „für jedes Szenario einen Plan“

Als 15. im University-Ranking könnten sich dem Hamburger, der bereits zweimal auf der DP World Tour die European Open in Winsen Luhe mitspielte, in den kommenden Monaten noch einige Türen öffnen. Landet er in der Rangliste am Ende der College-Saison auf Platz eins, würde das für ihn sogar den direkten Sprung auf die PGA Tour, die beste Golf-Tour der Welt, bedeuten. Dort also, wo 2025 bereits vier Deutsche spielen, und dort, wohin jeder Golfer will. „Ich habe für jedes Szenario einen Plan. Am liebsten würde ich meine Karriere aber natürlich auf der PGA Tour beginnen, das ist ja klar“, sagt Christensen.

Gelingt ihm das nicht, wäre die DP World Tour seine zweite Wahl. Für diese Spielberechtigung kämpft er nun im spanischen Albacete. Mit einem geteilten fünften Rang in einem der neun Turniere der ersten Stufe der Qualifying School hatte er sich Ende August im italienischen Viterbo für die zweite Stufe in Spanien qualifiziert. Ist er dort nach vier Runden erneut vorne mit dabei, geht es eine Woche später ins Finale ins spanische Tarragona.

„Das Ziel liegt natürlich auf der Hand“, sagt Christensen, der sich vor dem Abflug zu einem kleinen Vorbereitungscamp bei seinem Trainer im andalusischen Sotogrande „sehr gut“ fühle. Helfen sollen ihm beim Einzug ins Finale vor allem seine Stärken im langen Spiel. Dort sieht er sich bereits auf einem Level mit den Profis auf der Tour. Einzig auf dem Grün beim Putten habe er noch etwas Luft nach oben.

Anton Albers blickt zwiegespalten auf seine Saison zurück

Etwas mehr als 600 Kilometer nordöstlich von Tiger Christensen wird sein Kumpel Anton Albers im spanischen Girona an der Grenze zu Frankreich bei einem anderen der vier Zweitstufen-Events seinerseits versuchen, ins Finale einzuziehen. Auch der 25 Jahre alte gebürtige Buchholzer war in Little Rock im US-Bundesstaat Arkansas auf dem College. Mittlerweile spielt er in seinem zweiten Jahr als Profi auf der Challenge Tour, die als Sprungbrett dient, um auf die höherklassige DP World Tour zu kommen.

European Open 2024 Anton Albers (GER) on the 18th fairway during Round 1 of the European Open, Green Eagles Golf Club, H
Anton Albers ist in seinem zweiten Jahr als Golfprofi. Aktuell spielt er vor allem auf der Challenge Tour. © IMAGO/Golffile | IMAGO/Fran Caffrey

Landet man dort am Saisonende im Ranking allerdings nicht in den Top-20, führt nur der Weg über die Qualifying School auf die DP World Tour. Diesen Weg muss auch Albers gehen, der auf Platz 101 im Ranking zwie­ge­spal­ten auf seine Saison zurückblickt: „An sich bin ich mit mir und meinen Leistungen gar nicht so unzufrieden. Wenn man jetzt nur auf die Ergebnisse schaut, ist es zwar nicht besser als im vergangenen Jahr, ich habe gefühlt aber viel konstanter und auch besser gespielt“, sagt er im Gespräch mit dem Abendblatt.

Am Ende waren es wohl zu viele Platzierungen im Mittelfeld, um ordentlich Punkte zu sammeln. Dennoch: Mit seiner Entwicklung ist er zufrieden. „Deswegen sehe ich das auch alles sehr gelassen“, sagt Albers. „Ich habe sehr große Ziele bei der Q-School und weiß auch, dass ich das Zeug dazu habe, da in diesem Jahr etwas zu reißen.“

Gesammelte Profi-Erfahrung soll Albers in Spanien helfen

Auch im vergangenen Jahr nahm er an der Qualifying School teil, gewann sogar sein Turnier in der ersten Stufe, scheiterte dann aber in Stufe zwei. Diesmal soll das anders laufen. Seine bisher gesammelte Erfahrung als Profi könnte dabei helfen. „Erfahrung wird ja auch stark in einem Zeitwert gemessen. Mir hilft es schon, dass ich mittlerweile weiß, was mich erwartet“, erzählt der Spieler des Hamburger Golfclub Falkenstein.

Auch Albers will natürlich auf die DP World Tour, für ihn geht es aber vor allem darum, eine volle Spielberechtigung zu bekommen. Auch die für die Challenge Tour würde er nehmen. Dort wird er zwar auch in der kommenden Saison ein paar Events sicher spielen können. Für eine volle Tourkarte, mit der er bei nahezu jedem Turnier starten darf, dadurch mehr Chancen auf Punkte und eine höhere Planungssicherheit hat, müsste er seine Kategorie aber noch verbessern. Auch der Weg führt über das Finale der Qualifying School.

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Anton Albers startet seine Vorbereitung auf Mallorca

Sowohl auf Anton Albers als auch auf Tiger Christensen warten also Wochen der Wahrheit. Anders als Christensen bereitet sich Albers auf diese Wochen mit anderen deutschen Spielern von diesem Mittwoch an auf Mallorca vor. Ob Golfspielen die einzige Art der Vorbereitung bleibt, wollte er noch nicht verraten. So viel sei in der WhatsApp-Gruppe der Spieler aber schon kommuniziert worden, erzählt Albers: „Nur noch an diesem Wochenende hat der Mega Park auf dem Ballermann geöffnet“, sagt er und lacht.