Hamburg. Zwei Wochen, die das Leben verändern: Für Hannah Karg kann sich im Dezember bei der Qualifikation für die LET alles entscheiden.

Die eine Woche graues Hamburger Schmuddelwetter muss man eben aushalten. Ein paar Dinge in der Heimat erledigen, das ist ja auch wichtig. Vergangenen Sonntag war Golferin Hannah Karg von einem Nationalmannschaftslehrgang aus Florida zurückgekehrt, an diesem Freitag geht es nach Marokko.

Das ist aber keine Urlaubsflucht in wärmere Gefilde, sondern der Aufbruch zu rund 14 Tagen, die ihr weiteres Leben entscheiden können. „Ich möchte mich dort für die Ladies Europoean Tour qualifizieren“, erzählt die Hamburgerin im Gespräch mit dem Abendblatt, „mein Ziel ist schon ganz lange Golf-Profi zu werden.“

Ab 10. Dezember wird es in Marokko ernst

Darauf hat sich die 24-Jährige vom Hamburger Golf-Club Falkenstein seit Teenagerzeiten vorbereitet. „Ihre große Stärke ist, dass sie sich dem Sport zu einhundert Prozent verschrieben hat, Hannah denkt, lebt und liebt Golf“, sagt ihr ehemaliger Vereinstrainer Christian Lanfermann, „aber der Weg ist schwer, die Konkurrenz groß.“

Jedenfalls ist nun „Crunch Time“: Ab 10. Dezember spielt Hannah Karg in Marrakesch über drei Runden die Vorqualifikation, mit dem Ziel, die Startberechtigung für das entscheidende Qualifikationsturnier vom 16. bis 20. Dezember zu schaffen. Die bislang letzte Hamburger Golfspielerin, die diesen Weg gegangen ist, war ihre Clubkollegin Esther Henseleit, die sich 2018 ebenfalls in Marrakesch die Karte für die LET Tour sicherte.

Fünf Jahre Studium mit Golf-Stipendium in den USA

„Esther hat ja auch die Deutsche Meisterschaft gewonnen und ist dann Profi geworden. So ein bisschen möchte ich jetzt in ihre Fußstapfen treten“, sagt Karg, die Ende August bei der Deutschen Meisterschaft triumphieren konnte. Sie war auch eine Leistungsträgerin bei den beiden Erfolgen mit den Damen von Falkenstein. Die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewannen das Team ebenso wie den Europacup. Das gelang den Falkensteinerinnen zuvor zuletzt 2018, als Henseleit noch im Team aktiv war.

Ein wenig anders als bei der Olympiazweiten, die inzwischen nicht mehr auf der europäischen LET Tour spielt sondern auf der wesentlich lukrativeren LPGA Tour in den USA, verläuft der Karriereplan von Hannah Karg aber schon. Während Henseleit alles auf eine Karte gesetzt hat und unmittelbar nach dem Abitur Profi geworden ist, ist Karg zunächst in die USA gegangen und hat dort mit einem Golf-Stipendium insgesamt fünf Jahre studiert. Ein Weg, den auch viele ihrer Falkensteiner Mitspielerinnen wie Leonie Wulfers, Christin Eisenbeiß oder Viktoria Hund gewählt haben.

Hannah Karg gibt sich drei Jahre Zeit

„Ich habe mein Bachelor-Studium in Business Administration an der Baylor Universität in Texas abgeschlossen“, erzählt die Hamburgerin, „meinen Master habe ich dann an der Coastal Carolina University abgeschlossen.“ „Da hat man was Eigenes“ würde Frau Hoppenstedt bei Loriot sagen. Aber das ist nicht Hannah Kargs Plan.

„Plan A ist mich direkt für die LET Tour zu qualifizieren, Plan B ist es, den Weg über die LET Access Series zu gehen.“ Das ist die Turnierserie unterhalb der LET Tour. Die ersten sechs Spielerinnen der Jahreswertung dort steigen auch in die LET Tour auf. Das hat in diesem Jahr als Neuling die Stuttgarterin Helen Briem (19) geschafft.

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„In den nächsten ein bis drei Jahren möchte ich es zu den Profis schaffen“ macht Hannah Karg klar. Auch wenn der Weg schwer wird. Auf vier Turnieren der Vorqualifikation starten in Marrakesch insgesamt 248 Spielerinnen, unter die besten 20 muss man in seinem Turnier kommen, um es in die abschließenden fünf Runden zu schaffen.

Im Finale im Al Maaden Golf Club ist dann ein weiteres Top-20-Ergebnis für die volle LET-Tourkarte nötig: „Ich versuche, mich nicht zu sehr unter Druck zu setzen“, sagt Hannah Karg, „aber ich habe in diesem Jahr eine wirklich gute Saison gespielt, ich weiß, ich kann es schaffen.“