Hamburg. Hamburger Sportbund, Fußballverband und Senator Grote unterzeichnen neuen Sportfördervertrag bis 2028. 90 neue Hallen sollen entstehen.
Sportsenator Andy Grote (SPD), Katharina von Kodolitsch, die Präsidentin des Hamburger Sportbundes (HSB), der HSB-Vorstandsvorsitzende Daniel Knoblich, Christian Okun, Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes, und Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD) haben am Mittwochmittag in Raum II des Rathauses den neuen, 32-seitigen Sportfördervertrag zwischen der Stadt und dem organisierten Sport für die Jahre 2025 bis 2028 unterzeichnet.
Nach fünf schwierigen Verhandlungsrunden hatten sich HSB, Hamburger Sportjugend (HSJ) und Fußball-Verband Ende Oktober mit dem Sportamt auf neue Eckdaten verständigt: HSB und HSJ erhalten jeweils für 2025 und 2026 zusammen 603.300 Euro zusätzlich, die Fußballer 161.000. Damit steigt die staatliche Alimentierung in den nächsten zwei Jahren auf 11.769.100 Euro, ein Zuwachs von rund 6,9 Prozent. 2027 und 2028 kommen weitere 210.000 Euro jährlich dazu. Im Rathaus gaben sich dann alle Beteiligten die Hände. „Es darf in der Sache gestritten werden“, hieß es.
Der Sport, betonen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen, werde in Hamburg auch künftig seinen hohen Stellenwert behalten. Zu den anstehenden Haushaltsberatungen für die Jahre 2025/2026 vom 16. bis 18. Dezember in der Bürgerschaft brachten beide Parteien jetzt 16 Sammeleinträge ein, die mehr als 160 Einzelmaßnahmen abdecken.
Hamburg: Neuer Sportfördervertrag im Rathaus unterzeichnet
Die CDU-Opposition mit ihrem Bürgermeisterkandidaten Dennis Thering hatte bereits vor drei Wochen ihr Sportprogramm zu den Hamburger Wahlen am 2. März präsentiert (Abendblatt berichtete). Zwei der Kernpunkte: „Die bestehende Sportinfrastruktur mit unseren Vereinen ertüchtigen und neue schaffen. Und: Mehr Wasserzeiten für Kinder und Jugendliche.“
SPD und Grüne werden nicht an Ankündigen, sondern an ihren Taten gemessen. Die sehen nun aktuell wie folgt aus: 1,5 Millionen Euro sollen im nächsten Doppelhaushalt zur energetischen Sanierung der acht Lehrschwimmbecken eingestellt werden, 600.000 Euro für Investitionen in vereinseigene Anlagen. Der Bürgschaftsrahmen für Kreditaufnahmen von Hamburger Verbänden, Vereinen und Sportstiftungen wird auf 25 Millionen Euro erhöht.
400.000 Euro sind für den Ausbau des vereinsungebundenen Parksports eingeplant. Zudem wird der Parksportfonds mit jährlich 500.000 Euro fortgeschrieben. Mit diesen Geldern können Sport- und Bewegungsgeräte im öffentlichen Raum angeschafft werden. Dabei wird auf den freien, kostenlosen Zugang der Angebote bestanden, mit Bewegungsinseln für Ältere und Menschen mit Behinderungen sollen alle Bevölkerungsgruppen erreicht werden.
1. FC Hellbrook erhält in Steilshoop neue Sportanlage
Ein weiteres Anliegen beider Fraktionen: Der 1. FC Hellbrook, dessen Anlage im Zuge des Bebauungsplans „Steilshoop 12“ am Edwin-Scharff-Ring 57 für 450 Saga-Wohnungen weichen muss, soll in unmittelbarer Nähe eine neue nach modernsten Standards erhalten. Kosten inklusive Übergangslösungen: voraussichtlich 7,5 Millionen Euro. Der Beschluss dieser Anträge gilt im Parlament als sicher.
„Die Hamburger Sportlandschaft kann weiter auf uns bauen. Für uns bleibt die gebührenfreie Nutzung der Sportinfrastruktur ein elementarer Bestandteil der Hamburger Sportförderung“, sagt Juliane Timmermann, die sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Die Grünen-Landesvorsitzende Maryam Blumenthal fügt hinzu: „Mit dem neuen Haushalt sichern wir eine nachhaltige Sportinfrastruktur, stärken den Vereinssport, investieren gezielt in eine klimagerechte Sanierung und Barrierefreiheit von Sportanlagen. Von hoher Bedeutung ist für uns das Schwimmenlernen für Kinder und Jugendliche.“
Investitionsrückstau im Sport von rund 30 Milliarden Euro
Das aktuelle Kommunalpanel der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) schätzt den Investitionsrückstand im Sport in den deutschen Kommunen auf 13 Milliarden Euro, Sportpolitiker sprechen von mehr als 30 Milliarden. Hamburg hat darauf seit Langem reagiert. Von 2020 bis 2030 werden nach derzeitigem Stand Stadt, Vereine und Verbände etwa 1,115 Milliarden Euro für die Verbesserung der Sportinfrastruktur aufwenden – keine andere deutsche Großstadt gibt dafür mehr Mittel aus. Bereits seit 2011 investierte der Senat gut eine Milliarde Euro in Bau, Sanierung und Instandsetzung öffentlicher Sportanlagen, -hallen und Bäder.
Der jahrelange Umbau von Sportplätzen zu aktuell 106 Kunststoffrasenplätzen habe zu einer Steigerung auf 313.000 Nutzungsstunden im Jahr geführt, schreibt der Senat. Weitere 20 Kunstrasenplätze sollen im Jahr 2025 dazukommen. Unbestritten bleibt, dass bei Außenanlagen die Gesamtfläche sinkt, was der Fußball-Verband regelmäßig beklagt.
as Problem: Der Sport steht bei der Begehrlichkeit von städtischen Grundstücken in Konkurrenz zum Wohnungsbau und Gewerbeansiedlungen, ein Dilemma der Metropolen. Berlin zum Beispiel verfügt im Verhältnis zur doppelten Einwohnerzahl relativ über weniger Sportstätten als Hamburg. Der ehrgeizige Anspruch des hiesigen Senats bleibt es ebenfalls, mittelfristig den Zustand aller Einrichtungen mit der Schulnote zwei bewerten zu können.
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Bei den Hallenfeldern gibt es dank des Schulbauprogramms auch nominale Steigerungen auf jetzt 785. In den Jahren 2018 bis 2023 wuchsen die Indoorflächen in der Stadt netto um 33.000 Quadratmeter, bis 2027 sollen weitere 90 Sporthallen durch Schulbau Hamburg und der Gebäudemanagement Hamburg Sport GmbH entstehen. Beklagt wird von einigen Vereinen allerdings, dass beim Bau neuer Hallen in erster Linie die Interessen der Schulen Berücksichtigung finden, es oft versäumt werde, wettkampfgerechte Stätten für Hallensportarten zu errichten. Daran wollen SPD und Grüne arbeiten – sofern sie weiter regieren dürfen.
„Die Erhöhung der Sportförderung ist erfreulich und absolut notwendig. Mehr Mitglieder und allgemeine Kostensteigerungen können die Sportvereine nicht ohne Mehrausgaben stemmen. Es hat lange gedauert, bis der Senat akzeptiert hat, dass sein finanzielles Angebot an den organisierten Sport die wachsenden Kosten viel zu wenig berücksichtigt. Für beide Seiten wäre es verlässlicher und effizienter, wenn die Kostensteigerungen nach einem festen System berechnet werden. Dann könnten die vielen Verhandlungsrunden und der große Aufwand erheblich minimiert werden“, sagt Heike Sudmann, sportpolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft.
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