Hamburg. Leichtathletin Lena (17) und Schwimmer Jonas (15) wurden als Top-Talente ausgezeichnet. Was sie für ihren Olympiatraum aufgeben.
Lena Anochili und Jonas Lieschke stehen etwas schüchtern vor der Eliteschule des Sports am Alten Teichweg in Dulsberg. Miteinander reden tun sie auch nicht, was aber auch wenig verwunderlich ist. Schließlich kennen sich der Schwimmer und die Leichtathletin noch überhaupt nicht. Doch beide verbindet eine Auszeichnung: Sie sind Hamburgs Sporttalente des Jahres.
Vor wenigen Wochen bekamen beide die Auszeichnung hier in den Räumen der Schule überreicht, die als „Eliteschule des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Neben Gratulationen und einer Trophäe gab es vor allem einen Scheck in Höhe von 1500 Euro. Eine große Feier dürfen die beiden damit aber nicht bezahlen. Das vom Förderverein des Olympiastützpunktes zur Verfügung gestellte Preisgeld ist an sportliche Zwecke gebunden.
Hamburger Sporttalente: Olympia als großes Ziel
Doch auch ohne diese Zweckbindung hätten beide das Geld höchstwahrscheinlich nicht für kurzfristige Glücksmomente ausgegeben. Der 15 Jahre alte Lieschke und die zwei Jahre ältere Anochili können mit Partys noch nicht allzu viel anfangen. Ihr Fokus gilt voll und ganz dem sportlichen Erfolg.
Beide investieren in jungen Jahren schon viel Zeit und Energie in den Sport, um irgendwann vielleicht mal bei den ganz Großen dabei zu sein. „Ich möchte entweder 2028 in Los Angeles oder vier Jahre später in Brisbane bei Olympia dabei sein“, sagt Lieschke, der beim Hamburger Schwimm-Club trainiert und dessen Vorbild kein Geringerer als Michael Phelps ist. Der US-amerikanische Schimmer ist mit 28 Medaillen bei Olympischen Spielen, darunter 23 goldene, der mit Abstand erfolgreichste Olympionike aller Zeiten.
Hamburger Schwimmer Lieschke ist Weltmeister
Lieschkes Hoffnungen sind nicht ganz unbegründet. Zu seinen Vorgängern der Hamburger Sporttalente gehören unter anderem der Schwimmer Rafael Miroslaw (2019) und der Diskuswerfer Mika Sosna (2021), die beide im Sommer an den Spielen in Paris teilgenommen haben. Und auch Lieschke kann schon Erfolge vorweisen. Sein bislang größter: der WM-Titel in seiner Altersklasse über fünf Kilometer Freiwasserschwimmen in diesem Sommer.
Auch Anochili träumt von Olympia in Los Angeles: „Um das zu erreichen, muss ich hart trainieren“, weiß die Athletin vom HSV und ackert deshalb zwölf bis 13 Stunden pro Woche in der Hamburger Leichtathletikhalle in Alsterdorf. Ihre Disziplinen sind Weitsprung und Sprint. Das Training zahlt sich aus: Im Weitsprung zählt sie zu den besten Athletinnen Deutschlands in ihrer Altersklasse, im Sommer belegte sie bei den U18-Europameisterschaften in der Slowakei über 100 Meter in 11,77 Sekunden den fünften Platz.
Anochili: Weitsprung oder Sprint?
„Irgendwann muss ich mich für eine Disziplin entscheiden, aber aktuell machen mir beide noch gleich viel Spaß“, sagt Anochili, die in Seevetal lebt und zur Schule geht und zum Training nach Hamburg pro Weg eine Stunde unterwegs ist: „Ich trainiere fünfmal pro Woche und bin abends meistens gegen 20 Uhr zu Hause“, sagt sie, „und dann stehen noch Hausaufgaben an.“ Und falls die Bahn mal ausfällt, wird es noch später. Und wer gelegentlich mit der Bahn fährt, weiß, dass es oft später wird.
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Lieschke hat es da etwas einfacher: „Ich wohne in Barmbek und kann zu Fuß zur Schule gehen“, erzählt er. Und weil die Schwimmhalle, in der er trainiert, direkt neben der Eliteschule des Sports steht, ist auch dieser Weg ein kurzer. Viel Freizeit hat aber auch er nicht: „Meine Freunde kenne ich hauptsächlich vom Schwimmen“, sagt er, der oft morgens und nachmittags seine Bahnen krault und zwischendrin die Schulbank drückt. Schule, das gibt er aber unumwunden zu, sei nicht so sein Ding. Was für ihn und Anochili zählt, ist der Sport.