Hamburg. Der 37-Jährige ist als Nachfolger von Slavko Tekic neuer Cheftrainer des Hamburger JT. Am Sonnabend geht es um den Endrundeneinzug.
Klagen ist zwar grundsätzlich nicht seins, aber über einen Mangel an Aufgaben hätte Sascha Costa sich in den vergangenen Jahren auch wirklich nie beschweren können. Als hauptamtlicher Leiter der Judoabteilung im Eimsbütteler TV ist der lizenzierte Athletikcoach mit viel Leidenschaft für seinen Sport unterwegs.
Privat ist er mit dem drei Jahre alten Sohn Felipe und dem am vergangenen Mittwoch geborenen Töchterchen Sofia ebenfalls gut ausgelastet. Dennoch war für den 37-Jährigen ein Nein keine Option, als im Frühsommer sein langjähriger Trainer Slavko Tekic anrief. Der 53 Jahre alte Serbe eröffnete seinem Schützling früherer Tage, dass er seine Aufgaben als leitender Landestrainer im Hamburger Verband und als Cheftrainer des Hamburger Judo-Teams (HJT) in der Bundesliga aufgeben und zum 1. August als Nationaltrainer der Männerauswahl Aserbaidschans nach Baku wechseln würde.
Judo Hamburg: Costa war früher Bundesligakämpfer
„Er hat mich gebeten, seinen Posten beim HJT zu übernehmen. Das konnte ich schon allein aus Dankbarkeit ihm gegenüber nicht ablehnen“, sagt der gebürtige Hamburger, der seinen Nachnamen dem portugiesischen Vater verdankt. Die größte Herausforderung sei gewesen, seiner Ehefrau Iris die zusätzliche zeitliche Belastung zu erklären. Er löste es auf die ihm eigene pragmatische Art, indem er im Urlaub einen Kampf des HJT im Livestream verfolgte, um damit zu demonstrieren, dass er doch sowieso schon viel Zeit in seine alte Liebe investiere.
Tatsächlich hat der Ernährungswissenschaftler, der lange in der deutschen Nationalmannschaft und für Hamburg kämpfte, ehe ihn 2015 der dritte Kreuzbandriss endgültig von der Matte zwang, die Verbindung zum HJT nie abreißen lassen. Seinen Posten als Teammanager hatte er zwar vor drei Jahren aufgegeben, um mehr Zeit für die Familie zu haben. „Aber ich habe seitdem nur einen einzigen Kampftag weder live in der Halle noch am Stream geschaut“, sagt er.
Kurbjeweit Garcia wird Landestrainer
Entsprechend intensiv ist die Verbindung zum Team, entsprechend gering die gegenseitige Eingewöhnung. Und weil der in dieser Saison noch zum HJT-Kader zählende Auswahlkämpfer Dario Kurbjeweit Garcia (29) zum 1. Januar 2024 seine aktive Karriere beendet, seinen Polizeidienst in München quittiert und in seine Heimat zurückkehrt, um Tekics zweiten Aufgabenbereich als leitender Landestrainer zu übernehmen, ist der Neustart im Hamburger Judo gar kein so großer Neubeginn.
„Für mich ist das HJT eine Herzensangelegenheit, und da ich mit Dario eine sehr gute Verbindung habe, glaube ich fest daran, dass wir die Erfolgsgeschichte des Hamburger Judo gemeinsam auch ohne Slavko weiterschreiben können“, sagt Sascha Costa. Voraussetzung dafür sei, dass er zu den Sportlern ein ähnliches Vertrauensverhältnis aufbaue, wie es Tekic geschafft hatte.
„Ich interessiere mich für jeden Einzelnen und möchte wissen, was das Team bewegt. Dafür braucht es Aufrichtigkeit und Authentizität“, sagt er. Zusätzlich habe er zu Slavko Tekic weiterhin eine Standleitung. „Ich kann ihn immer um Rat fragen, wenn es notwendig ist.“
Final-4-Endrunde am 7. Oktober in Abensberg
Das wird er schon in dieser Woche tun, wenn es um die Aufstellung für den letzten Kampf der Hauptrunde geht. In der Sporthalle Wandsbek entscheidet sich am Sonnabend von 17 Uhr an, ob das HJT die Qualifikation für die Final-4-Endrunde schafft, die am 7. Oktober im bayrischen Abensberg stattfindet.
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Ein Sieg über den Tabellenfünften der Bundesliga-Nordgruppe, die Sportunion Witten-Annen, würde Platz zwei und damit das Endrundenticket absichern. Bei einer Niederlage könnte der einen Punkt zurückliegende Dritte Remscheider TV mit einem Sieg gegen den Sechsten JC Bottrop vorbeiziehen.
„Wir haben es selbst in der Hand und wollen uns das nicht mehr nehmen lassen“, sagt Sascha Costa, der bei seiner Trainerpremiere auf Nationalkämpfer Dominic Ressel (29/Klasse bis 81 kg) verzichten muss, der beim Grand-Slam-Turnier in Tekics neuer Heimat Baku um Punkte für die Olympiaqualifikation kämpft. Dafür sind die Auswahlkämpfer Moritz Plafky (27/bis 60 kg), Kurbjeweit Garcia (bis 90 kg) und Losseni Koné (22/über 100 kg) im Kader. „Wird schon gutgehen“, sagt Sascha Costa. Und wenn nicht, wird er auch nicht klagen, sondern anpacken.