Hamburg. Vor dem Heimauftakt des Hamburger Judo-Teams in der Bundesliga erläutert Cheftrainer Slavko Tekic die Strategie, auf den Nachwuchs zu bauen.
Slavko Tekic ist einer, der zupackt, was nicht nur dem Wortsinn entsprechend in seiner Aufgabe als Cheftrainer des Hamburger Judo-Teams (HJT) gilt, sondern auch für seine grundsätzliche Art des Umgangs mit Herausforderungen.
Aber vor dem Heimauftakt in der Nordgruppe der Bundesliga, zu dem an diesem Sonnabend (17 Uhr) der TSV Hertha Walheim in der Sporthalle Wandsbek gastiert, ist der 53 Jahre alte Serbe unglücklich mit der internationalen Terminplanung, die ihm die Aufstellung einer wurfkräftigen Mannschaft erschwert.
Judo: Fünf Auswahlkämpfer fehlen
Weil die für die WM in Doha (Katar/7. bis 14. Mai) nominierten Nationalmannschaftskämpfer vom deutschen Verband eine Wettkampfsperre erhielten und zudem an diesem Wochenende ein Europacup in Dubrovnik (Kroatien) angesetzt ist, muss Tekic auf seine Auswahlathleten Moritz Plafky (Klasse bis 60 Kilogramm), Yerrick Schriever (bis 73 kg), Dominic Ressel (bis 81 kg), Dario Kurbjeweit Garcia (bis 100 kg) und Losseni Koné (über 100 kg) verzichten.
„Das ist eine herbe Schwächung für uns“, sagt der Cheftrainer, der die Gäste aus Aachen in dieser Saison stärker einschätzt als 2022. Überhaupt sei die Qualifikation für die Final-Four-Endrunde im Herbst, die noch keinen Austragungsort hat, keineswegs ein Selbstgänger, auch wenn der amtierende Vizemeister seit acht Jahren stets um den Titel kämpfte und ihn 2016, 2017, 2018 und 2020 gewinnen konnte.
„Das Niveau in der Liga ist noch einmal gestiegen, es gibt viele starke Teams, die uns gefährden können“, sagt Slavko Tekic, der im Kampf um die beiden Halbfinalplätze im Norden allerdings erneut UJKC Potsdam und die Sportunion Annen aus Witten als härteste Kontrahenten einstuft.
Vier Talente schafften Sprung in die Bundesliga
Die Ausfälle seiner besten deutschen Kämpfer will Tekic, in Personalunion auch U-18-Landestrainer und Chefcoach beim TH Eilbeck, auf dem Weg kompensieren, den das HJT seit einigen Jahren erfolgreich geht: mit dem Einbinden des eigenen Nachwuchses. „Uns macht ganz besonders der Teamgeist stark, der in unserer Mannschaft herrscht. Das bleibt auch weiterhin unser größtes Plus“, glaubt er.
Zu dieser Saison haben in Tjelle Mika Urban (18/bis 60 kg) und Gerrit Noack (bis 81 kg) zwei Toptalente aus Hamburger Vereinen den Sprung in den Bundesligakader geschafft. Dazu kommen in Abdusamad Abdullajew (18/bis 66 kg) und Jannis Baschin (18/bis 90 kg) zwei Nachwuchsasse aus befreundeten Berliner Clubs, die in Hamburg Erstligaerfahrung sammeln sollen.
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„Für uns geht es vorrangig um Entwicklung. Ich versuche natürlich, für jeden Kampf ein Team aufzustellen, das gewinnen kann, aber wir müssen nicht immer 14:0 gewinnen“, sagt Tekic, der die Anbindung der Zweitligareserve, die am Sonnabend (14 Uhr) den Berliner JC empfängt, an das Bundesligateam forcieren will. In der Bundesliga stehen pro Kampftag je zwei Durchgänge in sieben Gewichtsklassen an. Zehn der 14 Duelle müssen von deutschen Kämpfern bestritten werden.
Zwei Ex-Weltmeister stehen im Kader
An hochklassigen Ausländern stehen Tekic im Kader, der maximal 40 Sportler umfassen darf, die Aserbaidschaner Turan Bayramow (21/bis 60 kg/zweifacher Grand-Slam-Sieger) und Tofig Mammadow (24/bis 66 kg), der georgische Ex-Weltmeister Lukhumi Tschkwimiani (29/bis 60 kg), Ex-Europameister Ferdinand Karapetian (30/Armenien/bis 73 kg), Serbiens Ex-Weltmeister Nemanja Majdov (26/bis 90 kg), der Schweizer Daniel Eich (23/bis 100 kg) sowie der mehrfache Grand-Slam- und Grand-Prix-Champion Gela Zaalischwili (23/Georgien/über 100 kg) zur Verfügung.
Um die Unterstützung für das Team auf eine breitere Basis zu stellen, haben Teammanager Patrick Strutz, Florian Hahn als Sportdirektor des Hamburger Verbands und dessen Landestrainer Daniel Lenk einen Supporters Club gegründet, um auch Auswärtsfahrten anzubieten. Zum Saisonauftakt in Remscheid, den das HJT am 18. März 8:6 gewann, fuhr bereits ein Fanbus. „Wir müssen uns weiter professionalisieren“, sagt Strutz, „da gehört das Umfeld natürlich dazu.“