Hamburg. Geschäftsführer Herzog arbeitet jetzt als Berater weiter. Sein Nachfolger steht bereits fest. Was der 2. Vorsitzende Friz dazu sagt.
Der neue Geschäftsführer des Hamburger Sportvereins Sportspaß, Nico Herzog (44), hat in der Nacht zum Sonnabend seinen Rücktritt bekanntgegeben. Am Freitag war sein letzter offizieller Tag im Amt. Auf der Plattform Instagram verabschiedete er sich mit einem emotionalen Post von den 25.000 Mitgliedern des Vereins. Er hatte die Position erst zum 1. April angetreten – am 30. September wäre seine Probezeit ausgelaufen.
Herzog hat jetzt einen Beratervertrag bei Sportspaß
Was genau hinter dem (Teil-)Rückzug steckt, ist unklar. Zeugen berichteten dem Abendblatt vor gut einem Monat von einer zurückliegenden, lautstarken Auseinandersetzung zwischen Herzog und dem 2. Vorsitzenden Stefan Friz. Herzog und Friz bestreiten diese. Es habe zwar im Vorstand schon mal lautstark ausgetragene Differenzen gegeben, sagt Friz, aber keine Konfrontation mit Herzog.
Die Gründe seien laut Friz vielmehr ganz andere: "Nico Herzog hat seinen Arbeitsvertrag fristgerecht gekündigt. Dies allerdings nur, um diesen gegen einen lukrativen Beratervertrag zu tauschen, der ihm weiter größere Teile der Bezüge seines bisherigen Gehaltes sichert, aber ihm gleichzeitig die Möglichkeit bietet, in Vollzeit einer anspruchsvollen Tätigkeit bei einem neuen Arbeitgeber nachzugehen und so seine persönlichen Einkünfte deutlich zu steigern. Dieser Beratervertrag wurde in der vorliegenden Form von mir als 2. Vorsitzenden ausdrücklich nicht befürwortet, weil ich der Meinung bin, dass Nico Herzog in der Konstellation weder seinem neuen Arbeitgeber noch Sportspaß e.V. als Auftraggeber vollumfänglich gerecht werden kann."
Friz will mit Herzog weiter vertrauensvoll zusammenarbeiten
Herzog differenziert das: „Um den neuen Geschäftsführer einzuarbeiten und die Mitgliederversammlung vorzubereiten, habe ich angeboten, weiter als Berater zur Verfügung zu stehen. Diese Vereinbarung kann wöchentlich gekündigt werden."
Friz betont, dass er "selbstverständlich bereit ist, mit Herzog auch seiner neuen Funktion vertrauensvoll und im Interesse einer Sanierung des Vereins zusammenzuarbeiten."
Der große Verein Sportspaß gilt weiter als Sanierungsfall
Sportspaß, das im Jahre 2016 noch mehr als 70.000 Mitglieder hatte, gilt als der vielleicht schwierigste Sanierungsfall unter den rund 800 gemeinnützigen Sportvereinen Hamburgs und hatte zuletzt eine Unternehmensberatung zur Lösung der Probleme eingeschaltet. Erst Ende August hatte Herzog im Abendblatt erklärt, mit welchem Plan er die zahlreichen Herausforderungen meistern möchte.
Das Problem: Die monatlichen Kosten übersteigen die Einnahmen, eine Insolvenz droht derzeit nicht, weil der Verein weiter über hohe Rücklagen verfügt.
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Sportspaß-Chef Nico Herzog gibt überraschend Rücktritt bekannt
In einem Instagram-Post schreibt Herzog: „Ich habe alles für diesen Verein gegeben. Ich gebe ihn vertrauensvoll in gute Hände, weil ich davon überzeugt bin, dass wir es gemeinsam schaffen können!“.
Herzogs Nachfolger Clemens Müller war bereits am Freitag den Mitarbeitenden vorgestellt worden. Für den 7. Oktober ist im Center Berliner Tor die ordentliche Mitgliederversammlung anberaumt. Dort sollen der 1. und 3. Vorsitzende neu gewählt werden.
Sportspaß kündigte Mietvertrag in City Nord zum Jahresende
Herzog hatte in den vergangenen Monaten in enger Abstimmung mit dem gesamten Vorstand wiederholt versucht, mit den Vertretern und Verwaltern der Eigentümer der sieben Sportspaß-Center, von denen zwei seit Längerem geschlossen sind, die Mieten neu zu verhandeln.
Die Besitzer bestanden bisher aber auf den gültigen Verträgen in dem Wissen, dass der Verein uneingeschränkt zahlungsfähig ist. Darauf kündigte Sportspaß den Mietvertrag des beliebten Centers City Nord zum Jahresende 2023, um Druck aufzubauen. Bewegung kam bisher dennoch nicht in die festgefahrenen Gespräche.
2. Vorsitzender: Mittelfristig drohe Sportspaß die Insolvenz
Friz relativiert die Lage aber: Zwar sei Sportspaß derzeit in der Lage, allen seinen Verpflichtungen nachzukommen, über die Gesamtdauer der Mietverträge sei dies jedoch nicht Fall.
"Tatsächlich verfügt der Verein über ausreichende Rücklagen, um seine Verbindlichkeiten in den nächsten Monaten vollständig zu erfüllen", sagt Friz. "Wegen der laufenden Verluste im operativen Geschäft können die vorhandenen Rücklagen jedoch in absehbarer Zeit aufgebraucht sein, sodass eine Insolvenz mittelfristig keinesfalls ausgeschlossen ist."