Hamburg. Die Hamburger Fitnesskette eröffnet zwölftes Studio. Warum der Inhaber dabei auch auf ein Schwimmbecken setzt und was er noch vorhat.

Noch sind die großen Glasfronten verklebt. Drinnen hämmern, bohren und schrauben gut ein Dutzend Handwerker. Einige Fitness-Enthusiasten scheint das nicht zu stören. In einer Ecke trainiert eine Frau auf einem Laufrad, eine andere sitzt an der Schulterpresse. Ein muskelbepackter Mann kommt aus dem Raum mit den richtig schweren Gewichten, wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß ab. Alexander Sosa lässt beim Rundgang durch das Fitnesscenter in Wandsbek den Blick schweifen und lächelt. „Noch ein paar Tage, dann sind wir hier komplett fertig“, sagt der Chef der Hamburger Fitnesskette Sports Club.

Auf vier Monate war der Umbau der Sportanlage am Friedrich-Ebert-Damm terminiert, den der 52-Jährige nach der Insolvenz von Fitness & Friends im Mai übernommen hatte. Der Zeitplan hält – bei laufendem Betrieb. An diesem Wochenende eröffnet das runderneuerte Center offiziell mit kostenlosen Schnuppertagen. Das Highlight: Ein 25 Meter langer Sportpool mit Wellnessbereich, inklusive zwei großen Saunen und Infrarotkabine. „Wir wollten etwas Besonderes, was andere so nicht haben“, sagt Unternehmer Sosa.

Fitnesscenter: Alles neu im Sports-Club-Center in Wandsbek

Alle Flächen sind transparent und modern gestaltet, mit viel Glas, Holz und Naturstein. Im Erdgeschoss kann in verschiedenen Bereichen auf modernen Geräten trainiert werden. Über eine große Wendeltreppe geht es in den ersten Stock in den Spa-Bereich und zum großem Kursraum. Mehr als drei Millionen Euro hat der Sports Club-Gründer in sein 5000 Quadratmeter großes Vorzeige-Studio investiert, davon etwa ein Drittel in 300 hochwertige Fitnessgeräte. Besonders stolz ist Sosa auf zwölf vollelektronische Geräte. „Die können über einen Chip mit dem individuellen Trainingsprogramm angesteuert werden. Das ist besonders effizient und spornt dazu noch besonders an.“

Blick in das umgebaute Fitnesscenter der Kette Sports Club in Wandsbek
Blick in das umgebaute Fitnesscenter der Kette Sports Club in Wandsbek © Thorsten Ahlf

2010 hatte Alexander Sosa sein erstes Fitnesscenter in Ahrensburg eröffnet. Inzwischen betreibt er zwölf Standorte vor allem in Hamburg und im Norden. Der Hamburger, der nach seiner kaufmännischen Ausbildung Betriebswirtschaft studiert und im Marketing gearbeitet hat, setzte anfangs auf kleinere Studios im Hamburger Umland. 2018 änderte er seine Strategie und platziert seine Sports Clubs seitdem in hochfrequentierten Lagen in Einkaufszentren. Zunächst im Marktkauf-Center in Bergedorf, bis heute mit mehr als 7000 Mitgliedern sein am besten laufendes Fitnesscenter.

Fitnesscenter: Sports Club setzt auf hochfrequentierte Einkaufszentren

„Der Einzelhandel geht zurück, dadurch werden in den Einkaufszentren Flächen frei“, sagt der Geschäftsmann. Sports Club mietet auch Flächen im Ober- und Untergeschoss. „Wir machen damit die Shopping-Center attraktiver und verhindern Leerstände.“ Das Konzept geht auf. Jedes Jahr kommen im Schnitt zwei neue Standorte dazu. Inzwischen ist Sports Club auch im Nedderfeld Center, im Stadtzentrum Schenefeld, aber auch in Flensburg und Rostock vertreten. Sein nächster Coup: Im Frühjahr 2024 eröffnet Sosa einen weiteren Club im neuen Westfield Hamburg Überseequartier in der HafenCity – mit exklusivem Elbblick aus großen Panoramafenstern.

Mit 40.000 Mitgliedern, einem Jahresumsatz von 15 Millionen Euro und 130 Beschäftigten zählt Sports Club zu den kleineren Anbietern in der Branche. Preislich positioniert sich das Unternehmen mit regulären Monatsbeiträgen zwischen 50 und 90 Euro im Mittelfeld mit deutlichem Abstand zu Günstig-Ketten wie McFit. Es gibt allerdings immer wieder Aktionsangebote mit hohen Rabatten. Dennoch: Laut Gründer Sosa ist die Hamburger Fitnesskette mit Renditen von 25 Prozent profitabel – und weiter auf Wachstumskurs vor allem Richtung Süden. Es gehe Verhandlungen mit diversen Einkaufszentren, unter anderem in Hannover.

Damit läuft es für die Hamburger offenbar besser als für andere. Die deutsche Fitnessbranche erholt sich nur langsam von den enormen Einbußen während der Corona-Pandemie. Immerhin: „Der Tiefpunkt scheint mittlerweile überwunden und die Fitness- und Gesundheitsbranche steuert auf das Vor-Corona-Niveau zu“, teilte der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen gerade mit.

Fitnesscenter: Mitgliederzahlen steigen nach Corona-Knick wieder

Laut einer aktuellen Deloitte-Studie zum deutschen Fitnessmarkt wurde im Jahr 2022 ein deutliches Umsatzwachstum auf 4,9 Milliarden Euro (plus 122,7 Prozent) sowie ein Anstieg der Mitgliedschaften um 10,3 Millionen (plus 10,8 Prozent) erreicht. Bei den Anlagen ist im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr allerdings erneut ein Rückgang um 343 Anlagen (minus 3,6 Prozent) zu verzeichnen.

Insgesamt bewertet der Verband die Entwicklung dann auch mit Vorsicht. „Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau im Dezember 2019 fehlen der Branche immer noch rund eine Million Mitglieder sowie die entsprechenden Umsätze. Gleichzeitig verbleiben die Betriebs- und Personalkosten auf einem hohen Niveau“, heißt es. Dementsprechend schätzten 40 Prozent der Fitnessstudiobetreiber die wirtschaftliche Unternehmenslage als „schlecht“ oder „eher schlecht“ ein.

Fitnesscenter: Zahl der Schwimmbecken in Hamburg sinkt

Sports-Club-Chef Sosa ist überzeugt, dass sein Geschäftsmodell aufgeht. Am Wandsbeker Standort seien trotz Umbauphase die Mitgliederzahlen von 2800 bei der Übernahme im Mai auf inzwischen 3500 gestiegen. „Die Leute sehen, dass wir hier etwas Gutes machen“, sagt der Unternehmer. Wichtig war ihm auch, das Schwimmbecken mit sechs Bahnen trotz hohen Instandhaltungskosten zu erhalten.

Das Schwimmbecken mit einer Länge von 25 Metern und sechs Bahnen wurde aufwendig saniert.
Das Schwimmbecken mit einer Länge von 25 Metern und sechs Bahnen wurde aufwendig saniert. © Thorsten Ahlf

„Es gibt viel zu wenige Schwimmbäder in Hamburg, weil der Unterhalt so teuer ist“, sagt der Fitness-Unternehmer. „Deshalb haben wir das Becken aufwendig mit modernster Technik umgebaut anstatt es zu schließen.“ Der Sportpool sei ein Angebot für die ganze Familie, denn auch Kinderschwimmen solle in Zukunft wieder möglich sein. Auch für Gespräche mit Schulen für den Schwimmunterricht sei er offen.

Fitnesscenter: Kostenlose Schnuppertage für alle

Von diesem Freitag an bis Montag können die Hamburger das neue Sportcenter kostenlos und ohne Anmeldung unverbindlich testen und besichtigen. Geöffnet wird morgens um 6.30 Uhr, Schluss ist zum 23 Uhr. „Wir wollen Menschen bewegen, Sport zu machen. Dafür müssen wir moderne Technik bieten, ein Trainingserlebnis und Entertainment“, sagt Sports-Club-Inhaber Sosa.

Er weiß, wie schwer es manchmal ist, den inneren Schweinehund zu überwinden. „Ich bin eher unsportlich“, überrascht er mit einem Bekenntnis. Trotzdem mache er inzwischen jeden Tag Sport. „Ich laufe morgens eine halbe Stunde an der Alster, mache Dehnübungen.“ Inzwischen geht er auch zwei in der Woche ins Studio. Natürlich in eins seiner eigenen.