Hamburg. Angeschlagener Verein kämpft um seine Zukunft. Unternehmensberatung soll bis zur Mitgliederversammlung Konzepte liefern.
Seit fünf Monaten ist Nico Herzog Geschäftsführer des Sportspaß e.V., unter den rund 800 gemeinnützigen Sportvereinen Hamburgs vielleicht der schwierigste Sanierungsfall. „Wir sind aber auf einem guten Weg, die zahlreichen Herausforderungen zu meistern“, sagt Herzog.
Dass die Mitgliederzahl mit rund 25.000 im vergangenen Quartal stabil blieb, wertet der 44-Jährige als Erfolg, „weil wir in der Vergangenheit immer unter starker Fluktuation gelitten haben“. In seinen besten Zeiten vor sieben, acht Jahren hatte Sportspaß mehr als 70. Mitglieder. Noch heute ist der Verein trotz jüngster Beitragserhöhungen einer der günstigsten Anbieter auf dem Hamburger Fitnessmarkt.
Hallen-Eigentümer stellen sich bei Verhandlungen über Mietminderungen quer
Auf dem beschwerlichen Weg zur Konsolidierung der
Finanzen soll die Mitgliederversammlung am 7. Oktober entscheidende Weichen stellen. Der Club hat eine Unternehmensberatung beauftragt, ein Konzept vorzulegen. Es ist in Bearbeitung.
„Sobald es vorliegt, wird der Vorstand es diskutieren und spätestens auf der Versammlung vorstellen“, sagt Herzog. Kernpunkt bleibt die Reduzierung der Kosten, in erster Linie der Mieten der sieben Center, von denen zwei seit Jahren geschlossen sind, möglicherweise weitere geschlossen werden müssen. „Wir haben mit allen Vermietern Verhandlungen geführt, da bewegt sich bisher nichts“, klagt Herzog.
- Sportspaß – Millionenplan gegen die Krise des Vereins
- Rekordjahr für ETV – wie die Corona-Krise gemeistert wurde
- Sportspaß erhöht Beiträge für Mitglieder deutlich
Die Eigentümer beharren auf zum Teil langfristigen Verträgen, auch in dem Wissen, dass Sportspaß weiter voll zahlungsfähig ist. Bliebe alles beim Alten, würden die fünfstelligen monatlichen Defizite fortgeschrieben, reichten die Reserven wohl noch bis Ende des Jahres 2024. „Soweit werden wir es nicht kommen lassen“, sagt Herzog.
Trainerstellen sollen nicht abgebaut, Anzahl der Kurse erhöht werden
Auf dem Prüfstand stehen zudem alle Vereinbarungen mit Dienstleistern, denen Sportspaß in der unbeschwerten Vergangenheit oftmals großzügige Konditionen gewährte. Der Krise allein mit Sparen entgegenzuwirken, hält Herzog jedoch für kontraproduktiv.
Die Zahl der Trainerinnen und Trainer soll eher erhöht als gesenkt, die Zahl der Kurse von 900 in der Woche wenn möglich ausgebaut werden, auch längere Öffnungszeiten der Saunen im Herbst sind aktuell in der Überlegung.
Der neue Vorstand konnte bisher nicht ins Vereinsregister eingetragen werden
Mit neuem Design beim Internetauftritt, modernen Flyern und Plakaten hofft Herzog, neue Mitglieder zu gewinnen und alte zurückzuholen. 30.000 der zuletzt ausgeschiedenen Vereinsangehörigen hat Sportspaß angeschrieben, Motto: „Sportspaß ist zurück!“, ihnen den Wiedereintritt mit interessanten Angeboten schmackhaft gemacht. Die Zahl der Rückkehrer ist bisher aber überschaubar.
Ärgerlich bleibt, dass der neue Vorstand um den ehrenamtlichen Vorsitzenden Dr. Norbert Höbing (69) nicht ins Vereinsregister eingetragen werden konnte. Das Amtsgericht lehnte dies ab, weil zur vergangenen Mitgliederversammlung am 26./27. November 2022 nicht ordnungsgemäß eingeladen worden sei. Sportspaß hat gegen die Entscheidung Widerspruch eingelegt. Spätestens die Versammlung am 7. Oktober sollte nun für klare rechtliche Verhältnisse sorgen.