Hamburg. Bei der Feldhockey-Heim-EM in Mönchengladbach schaffen die Sieger die Paris-Qualifikation. Verdruss über mangelnde TV-Präsenz.

Ganz egal, wie sie ausgehen wird, diese Heim-Europameisterschaft: Für Mats Grambusch steht der persönliche Höhepunkt des Jahres 2023 längst fest, und es ist nicht der im Januar gewonnene WM-Titel. „Ende Mai ist meine Tochter Pippa zur Welt gekommen. Das ist dann doch noch etwas größer als der Sport“, sagt der Kapitän der deutschen Hockeyherren, der am Sonnabend (18 Uhr) in seiner Geburtsstadt Mönchengladbach mit dem Team des amtierenden Weltmeisters gegen Wales in die Kontinentalmeisterschaft startet.

Für den 30 Jahre alten Mittelfeldmotor vom deutschen Meister Rot-Weiß Köln schließt sich mit der Teilnahme am ersten Heimturnier, das deutsche Damen und Herren seit der 2011 ebenfalls gemeinsam in Mönchengladbach ausgetragenen EM erleben, ein Kreis. 2006, als die deutschen Herren im Gladbacher Hockeypark Weltmeister wurden, war er als Balljunge dabei.

Anspruch der Herren ist der EM-Titel

Vor der EM 2011 wurde er als Länderspieldebütant aus dem Kader gestrichen. „Natürlich ist das für mich etwas ganz Besonderes, nun in Mönchengladbach eine EM spielen zu können, zumal sogar meine Tochter mit Gehörschutz im Stadion dabei sein wird“, sagt er.

Nach dem überraschenden Gewinn des WM-Titels habe es, sagt Bundestrainer André Henning, Zeit gebraucht, um sich für neue Ziele zu motivieren. „Ich hatte zunächst auch etwas Sorge, dass die EM an Wertigkeit verlieren könnte. Aber nun spüre ich, dass die Motivation im Team riesig ist, daheim um den nächsten Titel zu kämpfen.“ Eine interne Zielsetzung habe es zwar noch nicht gegeben, sagt Mats Grambusch, „aber als Weltmeister sollten wir schon den Anspruch haben, den EM-Titel holen zu wollen.“

Zwei Hamburger im Herrenteam

Zumal dieser die direkte Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris bedeuten würde, was den deutschen Teams Zeit zur Erholung und Vorbereitung brächte, anstatt zu Beginn des kommenden Jahres bei einem der Qualifikationsturniere in Spanien, Pakistan oder Argentinien antreten zu müssen.

„Das möchte natürlich jeder vermeiden, insofern ist das ein zusätzlicher Anreiz“, sagt Bundestrainer Henning, dessen Auswahl, in der in Mathias Müller (Polo Club) und Hannes Müller (Uhlenhorster HC) zwei Hamburger stehen, in der Vorrundengruppe B noch auf Titelverteidiger Niederlande (Mo., 18 Uhr) und Frankreich (23. August, 19.30 Uhr) trifft. In Gruppe A messen sich Olympiasieger Belgien, England, Spanien und Österreich. Die beiden besten Teams jeder Gruppe erreichen das Halbfinale.

Acht Hamburgerinnen im Damenteam

Dieses ist auch das Mindestziel der deutschen Damen, die nach zuletzt zwei gegen die Niederlande verlorenen EM-Finals in der Heimat endlich den letzten Schritt gehen und den ersten EM-Titel seit 2013 holen wollen. Dabei steht das Team von Bundestrainer Valentin Altenburg, der acht Hamburgerinnen berufen hat, vor der ungewöhnlichen Konstellation, in der Gruppenphase auf drei angelsächsische Teams mit einem ähnlichen körperbetonten Spielstil zu treffen.

„Da wir nur auf uns schauen und unseren Stil durchbringen wollen, ist für uns nicht wichtig, wer auf der anderen Seite steht“, sagt Altenburg, dessen Auswahl das Turnier am Freitag (19.30 Uhr) gegen Schottland eröffnet. Weitere Gegner sind am Sonntag (17.30 Uhr) England und am Dienstag (19.30 Uhr) Irland. In Gruppe A spielen Titelverteidiger Niederlande, Belgien, Italien und Spanien.

Ärger über fehlende TV-Präsenz

Für Verdruss sorgt beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) weiterhin die Entscheidung der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF, lediglich die Endspiele – und auch nur bei deutscher Beteiligung – im linearen Fernsehen live zu zeigen.

„Immerhin gibt es alle Partien unserer Teams im Livestream, was im Vergleich zur WM, als kein einziges Spiel bei ARD und ZDF lief, schon ein Fortschritt ist. Aber wir hatten uns deutlich mehr erhofft und sind mit der Situation nicht glücklich“, sagt DHB-Sportdirektor Martin Schultze. Immerhin ist der 9046 Zuschauer fassende Hockeypark am Auftakt- und Finalwochenende bereits so gut wie ausverkauft.