Mannheim. Nach fragwürdig aberkanntem Siegtor verlieren Alsters Hockeydamen das Finale um die Feldmeisterschaft im Penaltyschießen.

Zunächst hatte sie noch die Fassung gewahrt und den gegnerischen Hockeydamen des Mannheimer HC zum ersten deutschen Feldmeistertitel der Vereinsgeschichte gratuliert. Doch als das, was gerade geschehen war, in ihr Bewusstsein eingesickert war, brachen bei Lisa Altenburg die Dämme.

Hemmungslos beweinte die frühere Nationalstürmerin die Finalniederlage, die sie am Sonntagmittag bei der Final-4-Endrunde in Mannheim mit dem Club an der Alster erlitten hatte. 3:4 hieß es im Penaltyschießen, nachdem es nach 60 Minuten 1:1 gestanden hatte.

Huses 2:1-Treffer aberkannt

Während Lisa Altenburg, die im Falle eines Finalsiegs ihre Karriere beendet hätte, in erster Linie trauerte, herrschte bei Viktoria Huse und Hanna Granitzki vor allem Wut vor, und das war verständlich. Schließlich waren die Umstände der Niederlage, mit der der dritte Feldmeistertitel nach 2018 und 2019 verpasst wurde, extrem bitter für die Hamburgerinnen.

Drei Minuten vor Spielende hatte Huse mit der achten Strafecke das vermeintliche 2:1 erzielt. Doch weil Mannheim gefährliches Spiel reklamierte, aber seine Chance, den Videobeweis zu nehmen, bereits verwirkt hatte, nahmen die Schiedsrichterinnen Michelle Meister und Teresa Lipsky auf Drängen von außen ihrerseits das technische Hilfsmittel, um sich abzusichern.

Kapitänin Granitzki stolz aufs Team

Resultat: Videoschiedsrichterin Lena Oßwald erkannte den Treffer ab, weil eine Mannheimerin von Huses Schuss am Knie berührt worden sei. Nicht nur Bundestrainer Valentin Altenburg – familiär angesichts seiner Ehe mit Alsters Stürmerin zwar befangen, aber als sehr neutral bekannt – fand diese Entscheidung „extrem fragwürdig, ja sogar falsch“. Kein Wunder also, dass die verhinderte Torschützin Huse schäumte. „Ich bin unfassbar wütend. Die Schiris pfeifen erst Tor und lassen sich dann beeinflussen. Das geht gar nicht!“

Auch Kapitänin Granitzki, die ein herausragendes Spiel gemacht hatte, war frustriert. „Es ist einfach nur bitter, dass die Schiedsrichter das Spiel so beeinflussen, das passt nicht in so ein Finale. Aber ich glaube, dass wir heute gezeigt haben, dass wir die beste Mannschaft Deutschlands sind. Ich bin unglaublich stolz auf das Team, auch wenn es dafür leider keinen Titel gibt“, sagte sie.

Tatsächlich war Alster, das sich im Halbfinale am Sonnabend mit 3:1 gegen Rot-Weiß Köln behauptet hatte, das klar bessere Team. Gegen die beste Abwehr der Liga, die in der Hauptrunde nur sieben Gegentreffer in 16 Partien zugelassen hatte, erspielte sich die Auswahl von Cheftrainer Stan Huijsmans eine Vielzahl an guten Chancen und acht Strafecken.

Schröder und Kirschbaum vergeben

Einziges Manko: Sie nutzten zu wenige davon. Einzig Katharina Haid traf neun Minuten vor Spielende nach einer Strafeckenvariante und glich damit die Führung der Gastgeberinnen durch Carolin Seidel (28.) aus. Im Penaltyschießen waren Anne Schröder und Katharina Kirschbaum die Unglücklichen, denen die Nerven versagten, aber das war auch für Chefcoach Huijs­mans nicht mehr als eine Randnotiz.

„Penaltyschießen ist immer 50:50. Ich bin sehr traurig, dass wir für unsere starke Leistung nicht belohnt wurden“, sagte der Niederländer, der seine Premierensaison gern mit dem ersten Titel abgeschlossen hätte. Er hatte mit dem Team extra besprochen, den Videobeweis nicht zu früh zu nehmen, um ihn nicht zu verlieren. „Dass Mannheim dann dafür belohnt wird, dass sie ihn früh verloren haben, indem die Schiedsrichterinnen ihnen helfen, ist zwar regelkonform, aber es fühlt sich trotzdem irgendwie unfair an“, sagte er.

Drei Spielerinnen verlassen Alster

Zweifelsohne werden Alsters Damen aber in der kommenden Saison einen neuen Anlauf auf den Titel starten. Zwar verlassen in Felicia Wiedermann (zu Rot-Weiß Köln), Marie Jeltsch (Pause wegen Studium) und Hanna Valentin (Karriereende) drei Spielerinnen das Team, „aber wir werden auch bald Neuzugänge verkünden und eine starke Mannschaft für die nächste Saison haben. Es steckt sehr viel Potenzial im Team“, sagte der Coach.

Und wenn Lisa Altenburg ihre Trauer überwunden hat, dann sollte sie erkennen, dass sie auch mit 33 Jahren noch auf höchstem Niveau mithalten kann und es keinen Grund gibt, die Karriere mit so einer bitteren Enttäuschung zu beenden. „Ich weiß es noch nicht“, das war alles, was sie am Sonntag dazu sagen konnte. Nach Abschied klang das nicht.

UHC-Damen im Halbfinale raus

Bereits am Sonnabendmittag war das Abenteuer Endrunde für die Damen des Uhlenhorster HC beendet gewesen. Die 0:2-Niederlage gegen den MHC spiegelte anschaulich wider, woran es der Auswahl von Cheftrainer Jojo Persoon noch fehlt: Erfahrung in K.-o.-Spielen und Effektivität im Offensivspiel. Zwar spielten die „Uhlen“ über weite Strecken auf Augenhöhe, konnten sich jedoch nur eine Strafecke erarbeiten und waren auch in den wenigen Schusskreisszenen zu wenig zielstrebig.

So waren die Gegentore durch Lucia Jiménez (26.) und Naomi Hayn (56.) letztlich so folgerichtig wie verdient. „Wir hatten uns sehr gut vorbereitet, haben aber mit zunehmender Spieldauer zu verkopft gespielt. Außerdem hat uns die Effektivität gefehlt, so dass Mannheim verdient gewonnen hat“, analysierte Persoon treffend.

Die Erfahrung, bei einer Endrunde antreten zu dürfen, hatte in seinem Team zuvor lediglich Charlotte van Bodegom gemacht. „Für die Zukunft dieses Teams ist das sehr viel wert“, hoffte der Chefcoach, der den Kader für die kommende Saison etwas breiter aufstellen möchte, um mehr Konkurrenzkampf zu schaffen. Zugänge sind noch nicht zu vermelden, ersetzen muss er seine Toptorschützin, die Schweizer Nationalspielerin Sofie Stomps, die zu Kampong Utrecht in die niederländische Topliga wechselt.