Hamburg. Wie die Stadt ihre Bevölkerung im Active City Summer in Bewegung bringen will – und warum das wichtig ist.
Andy Grote war vorbereitet. Weil zur Bewerbung dessen, was von diesem Freitag bis zum 30. September unter dem Signum Active City die Stadt bewegen soll, ein kurzes Kleinfeld-Fußballspiel vorgesehen war, erschien der auch für den Sport zuständige Innensenator am Montagmittag in unüblicher Dienstkleidung.
Baumwollshorts und Poloshirt statt Hemd und Anzug – so leger sieht man den SPD-Politiker in offizieller Mission selten. Auf dem Bolzplatz im Lohsepark in der HafenCity machte Grote bei einem Handspiel eine unglückliche Figur, ansonsten verteidigte er gegen eine Auswahl der benachbarten Stadtteilschule konsequent.
In die Offensive war Grote auf der dem schweißtreibenden Spielchen vorangestellten Pressekonferenz gegangen, als er das Programm für den Active City Summer vorstellte, der an diesem Freitag mit dem Active City Day eingeläutet wird.
232 Ziele umfasst die Strategie
„Je mehr wir die Stadtgesellschaft in Bewegung bringen, desto größer ist der Profit, den alle davon haben. Es geht um Sichtbar- und Erlebbarkeit von Sport und Bewegung, und es geht um Aktivierung, um auch die letzten Ausreden, keinen Sport zu treiben, ungültig zu machen“, sagte er.
232 Ziele umfasst die im vergangenen Jahr vorgestellte „Active-City-Strategie“, die die im Jahr 2011 aufgesetzte Dekadenstrategie im Sport fortschreibt und konkreter machen soll. Viele davon klingen gut, ihre Umsetzung jedoch ist weder bestimmten Personen oder Organisationen zugeordnet, noch ist deren Erreichen termingebunden. „Wir haben eine klare Umsetzungsplanung, um auf dem Fundament, das wir gelegt haben, weiter voranzukommen“, sagte Grote am Montag.
Wichtigstes Ziel, so viel steht fest, ist es, Sport und Bewegung in der gesamten Bevölkerung zu verankern, ohne beides zu verordnen. 150 Minuten sportliche Betätigung empfiehlt die Weltgesundheits-Organisation WHO Erwachsenen pro Woche.
Schon 75 Minuten Sport pro Woche helfen
„Neue Untersuchungen haben ergeben, dass schon die Hälfte davon eine positive Wirkung hat. Es gibt kein Organsystem, das nicht von Sport und Bewegung profitiert, und es gibt keine Medikamente, die ein solches Wirkspektrum haben wie Sport“, sagte Caroline Werkmeister, ärztliche Leiterin des Athleticums im UKE.
Weil die Angebote für den Einstieg in die Bewegung so niedrigschwellig wie möglich sein sollten, kommt dem Active City Day besondere Bedeutung zu. Mehr als 230 Aktionen im gesamten Stadtgebiet stehen kostenfrei zum Ausprobieren zur Verfügung. Unternehmen, Vereine, Schulen und Sozialeinrichtungen sind beteiligt.
Der Jungfernstieg wird zur zentralen Bewegungsmeile, dort präsentieren sich die großen Hamburger Veranstalter wie das Tennisturnier am Rothenbaum oder das Elite-16-Beachvolleyball-Event, aber auch Verbände vieler anderer Sportarten. Am Mönckebergbrunnen können sich Fußballfans über anstehende Aktionen auf dem Weg zur Europameisterschaft der Männer im Frühsommer kommenden Jahres informieren.
Kurse von Anfang Juli bis Ende September
Das Programm für den Active City Summer, den es in dieser Form seit der Ernennung der Stadt zur Global Active City im Jahr 2018 gibt, steht noch nicht final fest, weil es dynamisch wächst. Klar ist aber, dass in der Zeit vom 1. Juli bis 30. September in Vereinen im gesamten Stadtgebiet zahlreiche Schnupperkurse angeboten werden.
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„Das ist eine gute Möglichkeit für unsere Vereine, sich auch abseits des Fußballs ins Schaufenster zu stellen. Für die Menschen, die die Probeangebote nutzen, ist es wie ein Anschmecken, um sich dann hoffentlich für ein langfristiges Engagement zu entscheiden“, sagte Daniel Knoblich, Vorstandsvorsitzender des Hamburger Sportbundes (HSB).
Festival am 9. September
Das Active City Festival, mit dem der Hamburger Sportsommer seit 2021 seinen Ausklang findet, steht in diesem Jahr, in dem Berlin in der kommenden Woche Gastgeber der Special Olympics World Games ist, im Zeichen des Inklusionssports
Am 9. September können im Wilhelmsburger Inselpark viele Sportarten unter dem Gesichtspunkt ihrer inklusiven Teilhabemöglichkeiten ausprobiert werden. Insgesamt hofft Andy Grote auf mindestens 25.000 Teilnehmende. Er selbst wird dann sicher auch wieder in Sportkleidung anzutreffen sein.