Hamburg. Kiel, Lübeck oder Rostock – eine Kommission soll bis Ende April das beste Olympiarevier für Hamburg finden.

Drei Wochen nach dem einstimmigen Beschluss des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sich mit Hamburg für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 zu bewerben, will jetzt eine neunköpfige Kommission, angeführt von DOSB-Vorstand Bernhard Schwank, 54, den dazu passenden Segelstandort finden.

An diesem Donnerstag inspiziert das Gremium Rostock-Warnemünde, am Freitagvormittag Lübeck-Travemünde, am -nachmittag Kiel. Die Entscheidung trifft das DOSB-Präsidium auf Grundlage der Empfehlung der Kommission wahrscheinlich Ende April. Kiel, das sich mit den Alternativen Schilksee und Holtenau bewirbt, gilt als Favorit, das beste Segelrevier hat Rostock, Lübecks Konzept wiederum halten Experten für das stimmigste.

Problematisch gestaltete sich die Besetzung der Kommission durch den Deutschen Segler-Verband (DSV). Präsident Andreas Lochbrunner und sein Vorvorgänger Dierk Thomsen zogen sich kurzfristig zurück – offenbar auf Druck des DOSB. Dem missfiel, dass Lochbrunner und Thomsen dem Kieler Yacht-Club angehören und sich dem Vorwurf der Befangenheit aussetzen könnten. Jetzt wird der DSV von Sportdirektorin Nadine Stegenwalner (Hamburg), Jugendobmann Timo Haß (München) und dem Vorsitzenden der Tornado-Klassenvereinigung Jürgen Jentsch (Füssen) vertreten. Das Präsidium soll sich aber vorbehalten haben, über den Standort mitzubestimmen.

Dies könnte die Position der Hamburger Fraktion stärken. Die Stadt wird durch Sportsenator Michael Neumann (SPD), die zweimalige Olympiateilnehmerin Kathrin Adlkofer (Konzeptwerft) und Hamburg-Wasser-Geschäftsführer Dr. Michael Beckereit, einem ehemaligen Segel-Weltmeister, vertreten. Sie dürften darauf achten, wie gut sich der Segelstandort in das Gesamtkonzept der Hamburger Kampagne einfügt: Wie ist die Nachnutzung der Anlagen? Wie steht es um die Erreichbarkeit? Und wo lässt sich der Sport am besten in Szene setzen – ein Kriterium, das der DOSB in seinem Anforderungsprofil hoch gewichtet.

410 Stimmen für Hamburgs Olympia-Bewerbung

Selfie nach der einstimmigen Abstimmung für Hamburg: Hockey-Olympia-Sieger Moritz Fürste ist mit nach Frankfurt gereist
Selfie nach der einstimmigen Abstimmung für Hamburg: Hockey-Olympia-Sieger Moritz Fürste ist mit nach Frankfurt gereist © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Die DOSB-Vollversammlung kürt  Hamburg während der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main zum deutschen Olympia-Bewerber für die Olympischen Spiele 2024
Die DOSB-Vollversammlung kürt Hamburg während der außerordentlichen Mitgliederversammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main zum deutschen Olympia-Bewerber für die Olympischen Spiele 2024 © dpa | Christoph Schmidt
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, v.l.), Peter Beuth (Hessischer Minister des Innern und für Sport), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport Hamburg), Michael Müller (Regierender Bürgermeister von Berlin), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg), Kirsten Bruhn (Schwimmen, Behindertensport) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, v.l.), Peter Beuth (Hessischer Minister des Innern und für Sport), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport Hamburg), Michael Müller (Regierender Bürgermeister von Berlin), Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg), Kirsten Bruhn (Schwimmen, Behindertensport) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Gruppenfoto mit Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport), Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Gruppenfoto mit Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport), Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Olaf Scholz (Erster Bürgermeister Hamburg) Deutscher Olympischer Sportbund bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ValeriaWitters
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Hamburgs Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Nationalen Paralympischen Komitees, halten in der Paulskirche in Frankfurt am Main (Hessen) während der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DOSB symbolisch ein Paddel mit dem Wappen von Hamburg (r) und dem DOSB (l) in den Händen
DOSB-Präsident Alfons Hörmann (l-r), Hamburgs Senator für Inneres und Sport, Michael Neumann, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) und Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Nationalen Paralympischen Komitees, halten in der Paulskirche in Frankfurt am Main (Hessen) während der außerordentlichen Mitgliederversammlung des DOSB symbolisch ein Paddel mit dem Wappen von Hamburg (r) und dem DOSB (l) in den Händen © dpa | Christoph Schmidt
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht während der Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) spricht während der Mitgliederversammlung in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Ausserordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds in der Frankfurter Paulskirche
Ausserordentliche Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds in der Frankfurter Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) plädiert für die Hamburger Bewerbung - natürlich
Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) plädiert für die Hamburger Bewerbung - natürlich © WITTERS | ThorstenWagner
Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport) ist einer der führenden Promoter der Hamburger Olympia-Bewerbung
Michael Neumann (Senator für Inneres und Sport) ist einer der führenden Promoter der Hamburger Olympia-Bewerbung © WITTERS | ThorstenWagner
Generaldirektor Michael Vesper (Deutscher Olympischer Sportbund, v.l.), Claudia Bokel, Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Ole Bischof (Vizepräsident Leistungssport, DOSB) auf dem Podium in der Paulskirche
Generaldirektor Michael Vesper (Deutscher Olympischer Sportbund, v.l.), Claudia Bokel, Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund), Ole Bischof (Vizepräsident Leistungssport, DOSB) auf dem Podium in der Paulskirche © WITTERS | ThorstenWagner
Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund) mit den fünf Olympischen Ringen
Präsident Alfons Hörmann (Deutscher Olympischer Sportbund) mit den fünf Olympischen Ringen © WITTERS | ThorstenWagner
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung) hält eine flammende Rede für die deutsche Olympia-Bewerbung
Willi Lemke (Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung) hält eine flammende Rede für die deutsche Olympia-Bewerbung © WITTERS | ThorstenWagner
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Hier scheint sich eine Konfliktlinie zum DSV abzuzeichnen. Dessen Präsident Lochbrunner betont zwar, dass alle drei Reviere „ideale Gastgeber“ seien, weil sie über eine „hervorragende Wasserqualität“ verfügten und über „Konzepte, die eine nachhaltige und umweltverträgliche Nutzung der olympischen Infrastruktureinrichtungen beinhalten und die Wünsche der Bürger berücksichtigen, keinen olympischen Gigantismus zu betreiben“.

Allerdings sehen viele im Verband die Spiele als Chance, den in die Jahre gekommenen Olympiastützpunkt in Kiel wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Diesen Ansatz werden sich weder den DOSB noch die Hamburger Entscheider zu Eigen machen. Sie suchen vielmehr nach Argumenten, die die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei der Vergabe der Spiele in zweieinhalb Jahren überzeugen könnten. Die sportliche Qualität ist ein solches, wenn auch wohl nicht das entscheidende. So werden die Bedingungen in Rio 2016 von Experten hinsichtlich Wasserqualität und Wind als „katastrophal“ geschildert. Verglichen damit sind alle drei Ostseegewässer erstklassig.

Allerdings tun sich bei genauerer Betrachtung erhebliche Unterschiede auf. Kiel scheint diesbezüglich die ungünstigsten Voraussetzungen zu bieten. Gleichmäßige Windbedingungen finden sich an der Förde nur auf weit abgelegenen Außenbahnen – und damit praktisch außer Sichtweite. Nahe der Küste hingegen ist der Wind entweder stark drehend oder zu schwach, sofern er wie in der Regel von Westen kommt.

Ganz anders Warnemünde: Hier finden sich auch unter Land, also nahe der Küste optimale und faire Bedingungen. Gegen das Rostocker Ostseebad sprechen indes zwei Faktoren: Es hatte sich in der Bewerbungsphase früh auf die Seite Berlins geschlagen – und sucht erst nach dem Scheitern der Hauptstadt die Nähe zu Hamburg. Ebendie aber ist schon räumlich nicht gegeben, was der zweite und vielleicht wichtigere Kritikpunkt ist. Vom möglichen Hamburger Olympiazentrum sind es nach Warnemünde fast 200 Kilometer. Zum zentralen Hamburger Ansatz, Spiele mit kurzen Wegen anzubieten, passt dieser Standort am wenigsten.

Hamburg jubelt über Empfehlung für Olympia-Kandidatur

Mit Jubelschreien und rhythmischem Applaus haben Hamburger Olympia-Unterstützer um Sportsenator Michael Neumann (SPD) den Zuspruch für die mögliche Bewerbung um Sommerspiele aufgenommen
Mit Jubelschreien und rhythmischem Applaus haben Hamburger Olympia-Unterstützer um Sportsenator Michael Neumann (SPD) den Zuspruch für die mögliche Bewerbung um Sommerspiele aufgenommen © HA / A.Laible | Andreas Laible
Der Geschäftsführer der Kunsthalle Dr. Stefan Brandt, Innensenator Michael Neumann, Unternehmer Alexander Otto und Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach kamen aus dem Grinsen gar nicht mehr raus
Der Geschäftsführer der Kunsthalle Dr. Stefan Brandt, Innensenator Michael Neumann, Unternehmer Alexander Otto und Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach kamen aus dem Grinsen gar nicht mehr raus © HA / A.Laible | Andreas Laible
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Empfehlung des DOSB-Präsidiums für die Hansestadt als deutscher Bewerber um die Olympischen Spiele 2024 als „sehr, sehr große Ehre“
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bezeichnete die Empfehlung des DOSB-Präsidiums für die Hansestadt als deutscher Bewerber um die Olympischen Spiele 2024 als „sehr, sehr große Ehre“ © dpa | Malte Christians
Die Ruderer Tim Ole Naske und Eric Johannesen freuen sich über Hamburg als Bewerberstadt für Olympia 2024
Die Ruderer Tim Ole Naske und Eric Johannesen freuen sich über Hamburg als Bewerberstadt für Olympia 2024 © WITTERS | TimGroothuis
Auch die Hamburger Schwimm-Stars Silke Lippok und Steffen Deibler zeigten sich gut gelaunt
Auch die Hamburger Schwimm-Stars Silke Lippok und Steffen Deibler zeigten sich gut gelaunt © WITTERS | TimGroothuis
HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer und Ehefrau Olcay sind bereits „Feuer und Flamme“
HSV-Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer und Ehefrau Olcay sind bereits „Feuer und Flamme“ © WITTERS | TimGroothuis
Grenzenloser Jubel in der O2 World über die Entscheidung für Hamburg als Bewerberstadt für die Olympischen Sommerspiele 2024
Grenzenloser Jubel in der O2 World über die Entscheidung für Hamburg als Bewerberstadt für die Olympischen Sommerspiele 2024 © WITTERS | ValeriaWitters
Daumen hoch vom Hamburger ARD-Moderator Gerhard Delling (NDR) und Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold
Daumen hoch vom Hamburger ARD-Moderator Gerhard Delling (NDR) und Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold © WITTERS | ValeriaWitters
HSV-e.v.-Präsident Jens Meier, Eventmanager Frank Mackerodt, Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold und Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider zeigen sich gut gelaunt
HSV-e.v.-Präsident Jens Meier, Eventmanager Frank Mackerodt, Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold und Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider zeigen sich gut gelaunt © WITTERS | ValeriaWitters
Hamburgs Olympiabotschafter Michael Stich (l. neben Didi Beiersdorfer) machte bei der Verkündung der Entscheidung gar die Becker-Faust
Hamburgs Olympiabotschafter Michael Stich (l. neben Didi Beiersdorfer) machte bei der Verkündung der Entscheidung gar die Becker-Faust © HA / A.Laible | Andreas Laible
Unternehmer Alexander Otto und HSB-Präsident Dr. Jürgen Mantell begrüßten die Empfehlung des DOSB für Hamburg
Unternehmer Alexander Otto und HSB-Präsident Dr. Jürgen Mantell begrüßten die Empfehlung des DOSB für Hamburg © WITTERS | TimGroothuis
Glücklich und zufrieden: Innensenator Michael Neumann, Unternehmer Michael Otto, Unternehmer Alexander Otto, Ex-Tennisspieler Michael Stich, Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach und Kunsthallen-Leiter Stefan Brandt
Glücklich und zufrieden: Innensenator Michael Neumann, Unternehmer Michael Otto, Unternehmer Alexander Otto, Ex-Tennisspieler Michael Stich, Olympiastützpunktleiterin Ingrid Unkelbach und Kunsthallen-Leiter Stefan Brandt © WITTERS | ValeriaWitters
Ex-HSV-Präsident Carl-Edgar Jarchow und Reinhard Wolf, der Vorsitzende für die Stiftung Leistungssport der Handelskammer Hamburg waren begeistert über die DSOB-Empfehlung, Hamburg ins Rennen für Olympia 2024 zu schicken
Ex-HSV-Präsident Carl-Edgar Jarchow und Reinhard Wolf, der Vorsitzende für die Stiftung Leistungssport der Handelskammer Hamburg waren begeistert über die DSOB-Empfehlung, Hamburg ins Rennen für Olympia 2024 zu schicken © WITTERS | TimGroothuis
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte hingegen eine faire Geste und gratulierte Hamburg
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) zeigte hingegen eine faire Geste und gratulierte Hamburg © dpa | Soeren Stache
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Kiel-Schilksee ist mit 109 Kilometern zwar günstiger zu Hamburg positioniert. Doch liegt die dortige Regattastrecke fernab des Stadtkerns der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt und wäre von dort nur mit Shuttles erreichbar. Lübeck-Travemünde hingegen, keine 90 Kilometer von der möglichen Olympiastadt entfernt, kann vom Hamburger Hauptbahnhof aus direkt angefahren werden. Auf einer modernisierten Zugstrecke wäre eine Direktverbindung in dann weniger als einer Stunde möglich.

Das wäre zwar immer noch zu lang, um die Aktiven wie in Barcelona 1992 oder in Sydney 2000 im olympischen Dorf in Hamburg einzuquartieren. Aber der Standort Lübeck mit seinen verlässlichen Windbedingungen, würde sich am ehesten in die Idee kompakter, ökologisch ausgewogener Spiele einbetten. Unabhängig von Olympia plant die Stadt die privat finanzierte Ferienanlage Priwall-Waterfront, – sie soll bis 2020 fertiggestellt sein –, die im Falle des Zuschlags als Seglerdorf vorgesehen ist. Bereits 1966, bei der Bewerbung um das Segelrevier für die Sommerspiele 1972 in München, hielten der nationale und internationale Verband Lübeck für die bessere Wahl.

Rivale Kiel siegte schließlich, weil er auf der bundespolitischen Klaviatur besser zu spielen wusste – und schaffte damit bis heute Fakten. Die sprechen nun dagegen, dass nur 70 Kilometer südlich der Landeshauptstadt ein zweites bedeutendes Segelzentrum in Schleswig-Holstein entsteht.

Kiel pocht auf seine Erfahrungen mit Großveranstaltungen. Tatsächlich gilt die Kieler Woche als die größte Regatta der Welt. Sportlich ist sie nicht erst seit der Ausbootung aus dem Weltcup im Abwind. Viele Spitzenathleten bleiben der Kieler Woche fern. Und viele Besucher nehmen vom Geschehen auf dem Wasser kaum noch Notiz. Sie kommen des Rummels wegen.

Alster: Grandioses Olympia-Spektakel

Feature
Olympia Bewerbung Hamburg 2024, Feuer und Flamme fuer Spiele in Hamburg, Olympisches Alsterfeuer
Feature Olympia Bewerbung Hamburg 2024, Feuer und Flamme fuer Spiele in Hamburg, Olympisches Alsterfeuer © WITTERS
Olympia-Spektakel in Hamburg
Olympia-Spektakel in Hamburg © WITTERS
Übersicht vom Hotel Radisson Blu
Übersicht vom Hotel Radisson Blu © WITTERS
Tausende Olympia-Fans halten in Hamburg Fackeln in den Händen, um rund um die Binnenlaster ein olympisches Alsterfeuer abzubrennen
Tausende Olympia-Fans halten in Hamburg Fackeln in den Händen, um rund um die Binnenlaster ein olympisches Alsterfeuer abzubrennen © dpa
Feuer und Flamme für Olympia in Hamburg
Feuer und Flamme für Olympia in Hamburg © WITTERS
Olympisches Alsterfeuer von oben
Olympisches Alsterfeuer von oben © WITTERS
Die Fackeln, die rund um die Binnenalster leuchteten, haben die Veranstalter vorab kostenlos verteilt
Die Fackeln, die rund um die Binnenalster leuchteten, haben die Veranstalter vorab kostenlos verteilt © dpa
Feuerwerk für die Hamburger 
Olympia-Bewerbung
Feuerwerk für die Hamburger Olympia-Bewerbung © WITTERS
Blick vom Hotel Radisson Blu Hamburg
Blick vom Hotel Radisson Blu Hamburg © WITTERS
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Das erleben die Segler bei der Travemünder und der Warnemünder Woche ganz anders. Hier sind sie mitten unter den Zuschauern, die Aktiven schwärmen von der Stadionatmosphäre. Die Frage aber, wie der Sport inszeniert werden kann, könnte bei der Entscheidungsfindung wichtiger werden als die nach der sportlichen Attraktivität. Auch gilt das Ambiente, die Bebauung der Küste, etwa in Warnemünde als attraktiver als in Kiel. Das ist durchaus nicht nur ein ästhetisches Kriterium. So gibt es in Rostock Hotelkapazitäten und Lagermöglichkeiten, die in Kiel und Lübeck erst noch entstehen müssten. Auch was die vorolympischen Trainingsmöglichkeiten betrifft, für Athleten ein wichtiger Standortfaktor, ist Rostock im Vorteil. Dafür könnte es die olympische Idee angesichts der allgemeinen wirtschaftlichen und sozialen Probleme Mecklenburg-Vorpommerns hier schwerer haben, bei der Bevölkerung im geplanten Referendum die notwendige Akzeptanz zu finden.

Wie auch immer die Entscheidung ausfällt – sie könnte weit über die möglichen Spiele in Hamburg hinausweisen. Auf dem Spiel steht nicht weniger als der Olympiastatus des Segelns selbst. Aus dem Programm der Paralympics wurde die Sportart für Tokio 2020 bereits gestrichen. „Wenn wir es nicht schaffen, das Segeln verständlicher und für das Publikum erlebbarer zu machen, werden wir es schwerhaben, uns zu behaupten“, sagt der frühere Hamburger Tornadoweltmeister Oliver Schwall. Mit seiner Agentur Konzeptwerft hat er vor zwei Jahren die Bundesliga ins Leben gerufen: eine Veranstaltungsserie, bei der die besten deutschen Vereine an wechselnden Standorten in Einheitsbooten gegeneinander antreten. Das Erfolgsmodell ist inzwischen in 14 Ländern weltweit aufgegriffen worden – und könnte auch zum Vorbild für Olympia taugen.

In diesem Fall wäre denkbar, was bislang nur kühner Traum ist: dass die finalen Medaillenrennen auf der Hamburger Außenalster stattfinden. Entsprechende Überlegungen kursieren derzeit durch die Stadt. Das wichtigste Gegenargument ließe sich auch ins Positive wenden: Die Bedingungen mögen schwierig sein – aber sie wären für alle gleich. Und am Ende werden sich gerade dann die Besten durchsetzen.