Hamburg . Sechs prominente Hamburger diskutieren über Hamburgs Chancen, die Olympischen Spiele 2024 oder 2028 auszutragen.
Die erste Hürde wurde genommen – Hamburg setzte sich vor zwei Wochen im Rennen der deutschen Bewerberstädte gegen Berlin durch und könnte der deutsche Kandidat für die Austragung Olympischer Spiele 2024 oder 2028 werden. Allerdings müssen die Hamburger selbst dem noch in einem Referendum im Oktober oder November zustimmen. Und diese Hürde scheint noch höher zu sein: Lassen sich wirklich ausreichend viele Bürger von einer aktiven Teilnahme überzeugen? Oder können nur die Gegner mobilisieren? Darüber und über andere Fragen rund um die Olympia-Chancen Hamburgs diskutierten auf Einladung des „Hamburger Abendblatts“ und des Veranstaltungspartners Reemtsma sechs prominente Hamburger bei der 21. Ausgabe des „Kulturmahls“. Mit dabei in der Vinothek des Hotels „Sofitel Alter Wall“ waren Olympiasieger und Turnierveranstalter Michael Stich, der bekannte Hamburger Werber Stefan Rebbe, Politikwissenschaftler Elmar Wiesendahl, Juliane Timmermann, sportpolitische Sprecherin der SPD, Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard und Star-Architekt Volkwin Marg, dessen Büro weltweit viele Stadien entworfen hat.
Hamburger Abendblatt: Hamburg geht als Bewerber für Olympia 2024 oder 2028 ins internationale Rennen. Braucht die Stadt dafür eine stärkere Aufbruchstimmung, oder ist die schon stark genug?
Michael Stich: Ich glaube, dass eine Stadt immer eine Aufbruchstimmung braucht. Es ist ja nichts schlimmer, als sich damit zufrieden zu geben, was man hat. Ich sehe auch als Bürger dieser Stadt, dass es sehr, sehr viel zu tun gibt – in allen Bereichen. Sei es bei Infrastruktur, Kultur oder Sport. Die Olympiabewerbung hat ja noch einmal für zusätzliche Aufbruchstimmung gesorgt. Die sollten wir jetzt nutzen. Nicht nur für den Sport, sondern für alle möglichen Bereiche. Und dafür, dass jetzt alle an einem Strang ziehen.
Juliane Timmermann: Wenn man die Frage stellt, ob Hamburg Olympia braucht, muss man antworten: Man braucht als Stadt bezahlbaren Wohnraum und Arbeit. In diesem Sinne braucht die Stadt Olympia nicht, um überleben zu können. Aber es ist das Merkmal von Kultur und Sport, dass sie für die Gesellschaft ein bindendes Mittel sein können. In diesem Sinne brauchen wir doch Olympia. Die Aufbruchstimmung ist ja schon seit Monaten zu spüren. Es ist in Hamburg etwas entstanden, das Menschen zusammenbringt, etwas, das mir auch Gänsehaut macht.
Stefan Rebbe: „Wenn ich Leuten erklären soll, warum es wichtig ist, dass Olympia hierherkommt, dann liegt es sehr nahe, die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu erwähnen. Da hatten wir die Blue Goals, Menschen aus aller Welt haben friedlich zusammen gefeiert. Wir haben Politik mal außen vorgelassen und uns auf Sport und Spaß konzentriert. Wenn Hamburg für einen Moment zur weltweiten Bühne für so etwas werden kann, dann dürfen wir uns das nicht entgehen lassen. Diese Emotionalität müssen wir jetzt in den Mittelpunkt rücken. Nicht Fragen von Infrastruktur oder einer U-Bahn oder Sportplätzen hier oder da. Am Ende geht es um große Emotionen.“
Elmar Wiesendahl: Kleiner Einspruch: Die Idee von Olympia ist sicherlich zündend. Bloß: Die Stadt hat ihre Eigentümlichkeiten. Da gibt es so eine selbstgefällige Lethargie, auch im Bürgertum. Der Funke muss deswegen erst einmal zünden. Dabei ist die Gefahr, dass Olympia zu einem Elitenprojekt wird. In dem Moment, wo das zu sichtbar wird und der Trommelwirbel zu laut und die Begeisterung etwas Künstliches, da ist dann ein Gegenreflex zu erwarten. Und da wir ja auch noch ein Referendum haben, muss deswegen sehr sorgfältig dosiert werden.
Rebbe: Alles Pompöse verbietet sich. Sonst haben wir verloren.
410 Stimmen für Hamburgs Olympia-Bewerbung
Hören Sie diesen Vorwurf auch aus der Kulturszene, Frau Deuflhard: Olympia ist doch nur ein Elitenprojekt?
Amelie Deuflhard: Ja, absolut. Da heißt es dann: Wir sollten lieber mehr Wohnungen bauen, die Schulen sind auch in keinem so guten Zustand, und wir müssen unsere Universitäten ausbauen. Als ich zum ersten Mal gehört habe, es gehe um Hamburg oder Berlin, da war ich sicher, dass es Berlin wird. Und dann war ich sehr beeindruckt, wie Hamburg das gemacht hat. Ohne große Kampagne von oben. Die Hamburger waren sich in der Konkurrenz zu Berlin einfach einiger. Olympia wäre für Hamburg vor allem eine Chance, auch international bekannter zu werden.
Was würden Olympische Spiele aus Sicht des Stadtplaners und Architekten mit Hamburg machen, Herr Marg?
Volkwin Marg: „Wenn es diese Bewerbung nicht gegeben hätte, hätte man sie für Hamburg erfinden müssen. Sie ist ein Vehikel für eine Entwicklung der Stadt, die man ohne eine Vision oder ein großes Ziel gar nicht hinkriegt – weil sich sonst Behörden, Parteien und Bezirke gegenseitig blockieren. Nun haben wir die Chance, mitten im Hafen ein Areal aus vielen neuen Wohnungen und Sportstätten zu bauen. Dass Hamburg nun seit einer Weile viele Wohnungen baut, darunter auch viele Sozialwohnungen, hat auch den Boden bereitet. Genau wie die erste Olympiabewerbung.“
Die erste Kampagne jetzt, die mehrere Agenturen zusammen gemacht haben, hat ja Bürger in den Mittelpunkt gestellt. Sollte das auch zeigen, dass Olympia kein Vorhaben der Eliten ist, sondern aller Hamburger?
Rebbe: Ja, wir haben authentische Bürger mit dem Satz „Weil Hamburg nur gewinnen kann“ gezeigt. Aber man darf nicht vergessen: Ein paar Plakate da draußen machen noch keine Kampagne. Die Hauptarbeit ist jetzt, die Idee in die Tiefe der Bevölkerung zu tragen. Über Schulen, Pressearbeit, Lobbyarbeit. Am Ende ist aber immer das Ziel, das in ein Wirgefühl münden zu lassen.
Hamburg jubelt über Empfehlung für Olympia-Kandidatur
Wie kriegt man es hin, dass auch ein Jugendlicher aus Steilshoop sich mit Olympia identifiziert – und nicht Angst haben muss, dass in seinem Stadtteil deswegen ein Jugendclub geschlossen wird?
Stich: Man muss das Ganze mal auf die Essenz der Olympischen Spiele herunterbrechen. Das ist kein Projekt von Eliten. Sport ist die sozial verbindendste Sache, die es auf der Welt überhaupt gibt. Es gibt nichts anderes, auch nicht die Kultur, das es so schafft, Menschen, egal welcher Rasse, welcher Herkunft, welchen Alters, welchen Standes zusammenzubringen. Wenn ich Fan bin, habe ich einen Helden im Sport, und dem eifere ich nach. Da ist es egal, ob ich aus Winterhude oder aus Steilshoop komme.
Timmermann: Wir werden natürlich in nächster Zeit, wenn eine Einrichtung schließt oder es irgendwelche Probleme gibt, häufig das Argument hören: Das ist wegen Olympia. Auch wenn es nichts miteinander zu tun hat. Politik muss aufpassen, dass da nicht der Eindruck entsteht, dass man das allein als Politik durchsetzen will und das so einen elitären Touch bekommt. Deswegen müssen wir auch auf das bürgerliche Engagement setzen.
Wiesendahl: Man muss auch an einem Wandel der Mentalität arbeiten. Die Hamburger haben keine Inspiration. Und keine Aufbruchstimmung. Und wenn die nicht da ist, fehlt das Emotionale. Dann dominiert eher das kleine Karo. Und dadurch erhalten die Gegenargumente ein großes Gewicht, das die tolle Idee untergräbt. Da sehe ich noch große Gefahren. Wenn nämlich das Gefühl aufkommt, die Werbeagenturen und Verbände und die Politik haben sich das nur für sich selbst ausgedacht und geplant, dann werden die Bürger plötzlich denken: Beim Referendum zahlen wir denen das heim. Und zwar in dem kleinen Karo, das im Grunde gar nicht zur Größe und Weltoffenheit dieser Stadt passt.
Rebbe: Es muss authentisch sein. In dem Moment, wo sich das alles künstlich anfühlt oder nach mieser Propaganda, haben wir schon verloren. Man muss manchmal Dinge anzünden und sie dann auch laufen lassen. Das Problem ist die Zeit. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Das Referendum ist im Herbst. Ich habe ein wenig Angst, dass man jetzt in so einem Selbstgefälligkeitsmodus verfällt. Da muss man jetzt zügig die richtigen strategischen Punkte setzen.
Stich: Ich glaube, Hamburg hat aus den Fehlern der ersten Bewerbung gelernt. Damals haben die Hamburger gedacht: Leipzig und Düsseldorf? Das haben wir doch schon gewonnen! So wie es jetzt Berlin gedacht hat. Das wird nicht wieder passieren. Aber klar, die Gegner kommen natürlich. Da sagt dann jemand von Nolympia: Das kostet 20 Milliarden. Einfach so. Das ist zwar dummes Gerede. Es soll aber einfach nur einen Punkt setzen, auf den Menschen reflektieren. Man muss sich gemeinsam mit den Gegnern hinsetzen und versuchen, Befürchtungen und Gegenargumente zu entkräften. Aber dann muss man die Gegner auch bitten: Hört auf, Dinge zu erzählen, die so einfach nicht sind! Die Fakten müssen alle auf den Tisch. Ich glaube aber: Die Bevölkerung steht dahinter. Die Menschen wollen das. Wir müssen nur am Tag des Referendums auch die dazu bringen, die es wollen, ihre Stimme abzugeben.
Rebbe: In der Regel lassen die Befürworter die Gegner abstimmen.
Stich: Genau.
Was kann man tun, um diesen Verdacht zu entkräften, irgendeine Elite aus Institutionen und Medien hätte eine versteckte Agenda?
Deuflhard: „Das wird ja mittlerweile „allen vorgeworfen. Kampnagel gilt ja einerseits als widerständiger Ort, andererseits sind wir auch eine mittelgroße Institution, die auch kritisiert wird. Ja, was tut man da, um den Vorwurf der Mauschelei zu entkräften? Das ist eine gute Frage.“
Stich: Wer artikuliert diesen Vorwurf überhaupt?
Deuflhard: Ich denke, dieser Vorwurf kommt eher von rechts.
Wiesendahl: Nein, längst auch aus der Mitte der Gesellschaft.
Timmermann: Naja, wenn man sich das zum Beispiel in den Social Media wie Facebook anschaut, dann sieht man auch schnell, dass etwa aus der eher linken Szene von St. Pauli auch viel Widerstand kommt. Das scheint mir so ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Eliten zu sein. „Die tun etwas, das wir gar nicht wollen“, lautet der Vorwurf. „Da füllen sich Leute die eigenen Taschen.“ Wir müssen deswegen vor allem eine Frage beantworten: Was hat Lieschen Müller in Farmsen davon, wenn wir Olympische Spiele bekommen?
Deuflhard: Und die Frage: Wird ihr etwas weggenommen? Es darf also nicht plötzlich die Stadtteilschule geschlossen werden, auf die ihre Kinder gehen. Deswegen interessiert ja auch sehr viele Leute die Frage, wo das Geld für Olympia herkommt.
Stich: Man kann auch fragen: Was hat Lieschen Müller davon, dass es in Hamburg eine Oper gibt? Was hat Lieschen Müller davon, dass der HSV in der Bundesliga spielt? Diese Frage könnte man auf alles Mögliche übertragen.
Aber darüber muss Lieschen Müller nicht abstimmen.
Stich: Wir müssen sie davon überzeugen, dass dies unser aller Stadt ist, die in vielen Bereichen von Olympia profitieren wird. Werden die Spiele teurer als das, was irgendwann auf den Tisch kommt? Ziemlich wahrscheinlich. Alle Großprojekte werden teurer. Es kann auch keiner jetzt eine wirklich gesicherte Zahl vorlegen, was so eine Großveranstaltung wirklich kostet. Da kann auch niemand von ausgehen.
Marg: Es wäre auch völlig falsch, das zu tun. Hamburg baut derzeit 6000 Wohnungen pro Jahr, ein Drittel davon Sozialwohnungen. Wenn man nun erkennt und erklärt, dass Olympia noch einmal wie ein Motor auch für diesen sozialen Wohnungsbau wirkt, dann ist das doch eine tolle Sache für alle. Man kann dann auch stolz darauf sein, dass diese Stadt eben nicht nur etwas Soziales will, sondern auch etwas Soziales tut. Sozialwohnungen müssen auch in die guten Lagen. Ans Wasser.
Rebbe: Hamburg bekommt ja seit zehn oder 15 Jahren richtig kräftig Wind von vorne. Berlin als alte und neue Hauptstadt macht richtig Druck. Während man sich hier in Hamburg immer auf dieses „Schönste Stadt der Welt“ zurückzieht, und die bei Sonne schöne Alster, ist in Berlin alles eine Nummer besser. Das macht den einen oder anderen in der Stadt hier nicht glücklich. Zu Recht. Und jetzt haben wir die Chance, aufzuschließen zu Berlin und unseren eigenen, hamburgischen Weg zu finden. Hamburg hat die Chance jetzt endlich mal wirklich international zu werden und ein dauerhaftes Bild in den Köpfen zu hinterlassen.
Gibt es ein Bild, das jemand von Ihnen schon vor Augen hat, ein Bild, das er mit Olympia in Hamburg verbindet?
Stich: Innensenator Michael Neumann hat ein tolles Bild geschaffen in seiner Präsentation. Viele denken ja, die Eröffnungsfeier sei das Highlight der Olympischen Spiele. Dabei ist das für einen Sportler ein Albtraum. Erst sammelt sich die Mannschaft, dann dauert es gefühlte zwei Stunden bis alle in den Bus einsteigen, dann fährt man zwei Stunden ins Stadion, wartet zwei Stunden bis man dran ist, steht zwei Stunden herum und fährt wieder weg. Das Bild, das Michael Neumann gezeichnet hat, ist ein ganz anderes: Alle Athleten kommen bei Airbus an und fahren von dort aus mit Booten, mit Barkassen durch den Hafen. Und das ist die Eröffnungsfeier. Das ist ein Bild, das mir Gänsehaut macht. Denn es ist etwas völlig anderes. Das sind dann wirklich Spiele für die Menschen. Da könnten 1,5 Millionen Menschen zuschauen, noch deutlich mehr als beim Hafengeburtstag. Das hat es noch nie gegeben. Wenn man das wirklich umsetzen könnte: Das wäre grandios. Das wäre einzigartig. Das würde alle abholen.
Rebbe: Dieses Bild muss man schon jetzt produzieren, vor der Abstimmung. Das kann soviel Stolz erzeugen, dass auch Lieschen Müller nicht mehr fragt: Was habe ich nicht davon? Sondern sie wird etwas davon haben, nämlich das gute Gefühl, an einem tollen Ort zu sein.
Marg: Ich finde das Bild sehr passend: Der Hafengeburtstag wird zum Sportlerjubiläum. Der Hafen ist ja sehr positiv besetzt.
Wie wird die Abstimmung eigentlich konkret ablaufen? Wer formuliert die Frage? Und welche Fakten kann man den Bürgern bis zur „Abstimmung schon an die Hand „geben?
Timmermann: „Die Politik ist gefordert, die Frage zu formulieren. Im Verfassungsausschuss der Bürgerschaft wird jetzt darüber beraten, wie man so eine Abstimmung organisiert, ob man dafür ein Gesetz macht. Eins muss meines Erachtens klar sein: Die Entscheidung muss verbindlich sein. Es kann danach nicht eine Volksinitiative gegen Olympia geben, wenn es in einer Abstimmung jetzt eine Mehrheit dafür gibt. Bis zur Sommerpause muss das geklärt werden. Da gibt es jetzt auch schon Gespräche mit Vertretern der „Gegner von Nolympia, wie der Text formuliert wird. Zum Beispiel: „Sind Sie für Olympische und Paralympische Spiele 2024 oder 2028 in Hamburg. Ja oder nein.““
Wird es denn bis dahin Klarheit über Kosten geben können?
Timmermann: „Es wird drei Kostenblöcke geben. Die Durchführung ist bisher immer so bei plus minus null herausgekommen, um die zwei Milliarden Euro. Dazu kommen die originären Kosten von Olympia, also die Sportstätten, das sind vor allem drei große Sportstätten, die auf dem Kleinen Grasbrook entstehen. Die Messehallen sind ja fertig, da muss man eigentlich nur ein Schild dranhängen und den Innenausbau machen. Und als drittes dann die Infrastruktur. Da muss man natürlich sehen, dass man vieles sowieso macht, etwa den U-Bahn-Bau. Was mir bisher auch immer etwas zu kurz kommt ist, dass wir ja auch Geld vom Bund bekommen werden, etwa für die Y-Trasse oder Hinterlandinfrastruktur, die wir sonst nicht „bekommen.“
Gehen wir mal davon aus, das Referendum wird geschafft. Wo ist der Hamburger Schlüssel, um auch international erfolgreich zu sein? Was muss man den Athleten bieten?
Stich: „Dem Athleten ist es völlig egal, in welche Stadt er fährt. Ob das Paris, Madrid, Rom, Boston oder Hamburg ist. Der fährt hin, um eine Medaille zu gewinnen. Deswegen müssen wir die mit Abstand besten Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten schaffen, die es gibt. Da müssen wir uns abheben von all den anderen, die da draußen sind. Denn danach entscheiden die Interessenvertreter der Athleten. Die gucken nicht darauf, ob die IOC-Mitglieder in guten Hotels unterkommen. Wenn wir sagen: Wir haben die modernsten Trainingsanlagen für deinen Sport, das ist State of the Art – dann werden die sagen: Da wollen wir hin. Da können wir unter den besten Voraussetzungen die besten Leistungen erbringen.“
Alster: Grandioses Olympia-Spektakel
Kann Hamburg das hinkriegen?
Stich: Ja, wir können das. Aber: Wollen wir das? Diese Frage kann ich nicht beantworten. Wir haben die technischen Möglichkeiten. Wir haben die finanziellen Möglichkeiten. Wir haben das sportliche Know-how. Wir haben alles, was wir brauchen, um das umzusetzen. Wir müssen dann nur noch mit dem Selbstverständnis rangehen: Wir machen es besser als alle anderen.
Deuflhard: Das Ganze ist eine große Chance. Auch dafür, dass Hamburg sich fragt: Was sind wir eigentlich? Und wie wollen wir international wahrgenommen werden? Auf allen möglichen Feldern. Nicht nur im Sport.“ space=“1“
Stich: Absolut richtig.
Marg: Bisher wird Hamburg international kaum wahrgenommen. Wenn zum Beispiel internationale Architekten sich für Hamburg interessieren, dann in der Regel für den Charme der Inszenierung, für dieses amphibische Wunder. Ich will aber noch einmal den Stolz ansprechen – und einen Vergleich ziehen. Ebbe und Flut von Philipp Telemann, das ist so tolle Musik, aber es kennt sie kaum jemand. Aber jeder kennt die Wassermusik von Händel, dabei ist die eher Mittelklasse. Ich glaube, die Leute in der Eitelkeit zu kitzeln, das ist in der ganzen Breite möglich. Eines ist jedenfalls da: die Identifikation mit der Stadt. Sonst gäbe es den Hafengeburtstag nicht.
Wiesendahl: „Es kommen ja zwei weitere Fragen ins Spiel. Erstens: Ist Deutschland wieder dran? Und da steht es sicher nicht schlecht nach 1972. Der zweite Punkt ist: Die Marke Olympia ist beschädigt. Durch Korruption, Drogen und diese Kommerzialisierung und das Gigantische. Wenn Hamburg es schafft, die Spiele in einer anderen Form der Kompaktheit anzubieten, dann sehe ich durchaus Chancen. Denn speziell die europäischen Entscheider sind ja dem Druck ausgesetzt, dass sie dieses Olympia wieder an das andere Ufer ziehen müssen.“
Es stoßen ja zwei Marken zusammen: die Marke Hamburg und die Marke Olympia. Wie bekommt man das zusammen?
Rebbe: Ich glaube, dass Bescheidenheit der richtige Wert ist, weil er sehr attraktiv ist dieser Tage. Bescheidenheit nimmt sich zurück und überlässt die Bühne den Sportlern, den Völkern, den Nationen, die sich treffen. Da schlägt das Pendel nach so einem Wahnsinn wie etwa Sotschi wieder in die andere Richtung. Wenn man das präzise auflegt und dann noch aus einer vermeintlichen Außenseiterrolle, wenn man den Sportlern die besten Anlagen zur Verfügung stellt, das Ganze aber zugleich aus einem Understatement heraus, dann ist das eine Markierung, eine besondere Profilierung, die sehr attraktiv ist. Damit würde ich ins Rennen gehen. Alles andere würde uns nicht gut zu Gesicht stehen. Was wir dabei auch bedenken müssen: Es ist nicht Hamburg, es ist Norddeutschland, um das es geht. Es sind auch Hannover, Kiel oder Rostock. Jeder von uns hat die Charaktereigenschaften eines Norddeutschen vor Augen. Das sind attraktive Werte. Die muss man nach vorne stellen. Und dann hat man ein Paket geschnürt, das magnetisch ist. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir damit gewinnen.