Hamburg . Die Bewerbung als Gastgeber der Olympischen Sommerspiele führt bereits jetzt zu gesteigertem medialen Interesse an der Stadt.

Zwar sind noch längst nicht alle Hürden genommen, um Hamburg tatsächlich zur Ausrichterstadt der Olympischen Spiele 2024 zu machen. Doch bereits die Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) für die Hansestadt hat erste Effekte gezeigt: Das mediale Interesse, an dem, was rund um Elbe und Alster passiert, ist gestiegen, über die regionale Berichterstattung hinaus und quer durch ganz unterschiedliche Zielgruppen.

Die „Wirtschaftswoche“ legte sich bereits am Wochenende vor dem Votum des DOSB fest. In der Region Hamburg erschien die Ausgabe 12/2015 – zum ersten Mal in der Geschichte des Magazins – mit einem alternativen Titelblatt, das auf eine ökonomische und historische Analyse aufmerksam machen sollte, die Hamburg zum „idealen Gastgeber“ für die Olympischen Spiele erklärt. Das Mode- und Lifestylemagazin „Grazia“ fand für seine Leserinnen kurze Zeit später gleich „77 Gründe, Hamburg zu lieben“ – darunter sogar einige, die dem einen oder anderen Eingeborenen neu sein dürften. Und der „Stern“ erklärt in seiner aktuellen Ausgabe auf der ersten Seite und auf 15 Seiten im Heft, warum Hamburg noch nie so aufregend war wie heute.

Diese großen – und diverse kleinere Artikel – beziehen sich immer auch auf Olympia, auf Hamburgs Chancen und Möglichkeiten im internationalen Wettbewerb gegen Boston und Rom, eventuell darüber hinaus auch gegen Städte wie Paris, Istanbul und Doha im viel gescholtenen Emirat Katar. Sie blicken aber auch auf die Stadt an sich, auf ihre Eigenarten und Macken, ihre Persönlichkeit sozusagen. Dem aufmerksamen Hamburger braucht man diese längst nicht mehr zu zeigen, er kennt und schätzt sie. Aber für den sind solche Artikel auch nicht gedacht. Sie richten sich vielmehr an Bayern, an Sachsen, an Saarländer und Berliner, bringen ihm das gern mit lokalpatriotisch breiter Brust zur „schönsten Stadt der Welt“ erklärte Tor zur Welt ein wenig näher.

Die „Wirtschaftswoche“ rechnet noch als vergleichsweise nüchternes Zahlenspiel Hamburg einen Punktevorsprung gegenüber Berlin aus – neben den besseren Chancen für die Stadtentwicklung führt in der Statistik auch die größere Unterstützung durch die Bevölkerung zum Sieg für Hamburg. Ähnlich sieht es das Präsidium des DOSB in seiner Entscheidung., die es kurz nach dem Erscheinen der Ausgabe bekannt gibt.

Die „Grazia“ versucht in ihrem vierseitigen Special einen Spagat zwischen Shoppingtipp, Eventkalender und Stadtführer. Ganz als ob es bereits beschlossene Sache wäre, dass die Spiele nach Hamburg kommen und man nun den Besuchern aus aller Welt ihre schönsten Ecken empfehlen müsste. Der „Stern“ wiederum macht sich an den ganz großen Rundumschlag: Ob Stadtentwickler im IBA-Stadtteil Wilhelmsburg oder Dompfarrer für die Schausteller auf dem Heiligengeistfeld, „Alsterfeuer“ für Olympia oder Elbphilharmonie, alles kommt zu Wort und Bild, was typisch hamburgisch ist. Es ist der erste ganz große Aufmacher, der auf die Bewerbung reagiert. Aber bestimmt nicht der letzte. Das Internationale Olympische Komitee entscheidet erst im Herbst 2017 endgültig darüber, wer zum Gastgeber der Olympischen Sommerspiele 2024 wird. Bis dahin wird nicht nur auf nationaler Ebene die Neugier wachsen, wie Hamburg sich gegen die Konkurrenz behaupten will. Bereits der „Stern“ stieß mit seinem Hamburg-Titel auf großes Interesse: Auch wenn es am Dienstag noch keine endgültigen Verkaufszahlen gab, bestätigte eine Verlagssprecherin gegenüber dem Abendblatt eine sehr positive Verkaufstendenz gemäß interner Hochrechnungen .

Auch Frank Reschreiter, der Sprecher der Innenbehörde, sagt, dass das Interesse an Hamburg gestiegen sei, seit der DOSB sich entschieden hat, der Hanse- den Vorzug vor der Hauptstadt zu geben, nicht nur von deutscher Seite. Französische Medien und die internationale Nachrichtenagentur Reuters haben bereits um Informationen gebeten. Das Rennen um die Olympischen Spiele ist gerade erst eröffnet worden. Das gilt nicht nur für die Bewerberstädte, sondern auch für diejenigen, die ihre Leser, Hörer und Zuschauer über sie informieren wollen.