Auf die Wutausbrüche von Bundestrainer Joachim Löw beim glücklichen Sieg gegen Chile angesprochen, verlor Nationalspieler Bastian Schweinsteiger die Fassung und antwortete mit einer Gegenfrage.
Stuttgart/Hamburg. Es gibt Tage, da fällt der Gang zu den Interviews schwer. Gestern war wohl so einer, als sich die Nationalspieler nach einem schwachen Auftritt gegen Chile den Fragen der Journalisten stellen mussten. 90 Minuten lang lief Deutschland dem hochmotivierten Gegner aus Südamerika zumeist nur hinterher. Warum am Ende trotzdem ein glücklicher 1:0-Sieg bei rumkam, verstand wohl keiner so richtig. Weder die Verantwortlichen noch die Spieler und schon gar nicht die Zuschauer vor den Bildschirmen.
Am wenigstens Verständnis für den schwachen Auftritt der deutschen Nationalmannschaft hatten aber wohl die Stuttgarter Fans im Stadion. Mit einem gellenden Pfeifkonzert quittierten sie die Leistung der DFB-Elf nach dem Schlusspfiff. Bereits kurz zuvor bei Mesut Özils Auswechslung in der 89. Minute reagierten die Fans geschlossen mit einem Pfeifkonzert. Der Spielmacher des FC Arsenal flüchtete anschließend wortlos das dem Stadion. Eiligen Schrittes hastete er in den Katakomben an Reportern und Kameras vorbei.
So mancher Nationalspieler hätte wohl am liebsten ähnlich gehandelt. Doch einige Akteure stellten sich den Fragen der Reporter. Während Mertesacker mahnende und geschickte Worte fand (“Es war eine gute Lehrstunde“) und Boateng seinen Mitspieler unterstützte (“Die Pfiffe gegen Özil waren eine Frechheit“), verlor Bastian Schweinsteiger etwas die Fassung und redete sich in Rage.
Der 29-Jährige war offensichtlich nicht zufrieden mit den Fragen des ARD-Reporters. Auf die Wutausbrüche an der Seitenlinie von Bundestrainer Joachim Löw angesprochen reagierte der erklärte Leitwolf mit einer Gegenfrage. „Was wollen Sie jetzt von mir“, erwiderte Schweinsteiger, der sich eigentlich nur dazu äußern sollte, ob er seinen tobenden Trainer während des Spiels bemerkte.
Auch danach antworte der Profi von Bayern München kurz gebunden und war sicherlich froh, als das Interview beendet war.
Vielleicht fehlte Schweinsteiger die Lockerheit aufgrund seines wenig überzeugenden Auftritts gegen die permanent attackierenden Chilenen. Dem Rückkehrer, der die letzten 14 Freundschaftsspiele der DFB-Auswahl verpasst hatte, war der fehlende Rhythmus anzumerken. In dieser Verfassung ist er noch nicht der erhoffte Chef im Mittelfeld.
Die Stimmen zum Länderspiel gegen Chile
Joachim Löw: „Man hat gesehen, wie stark Chile spielen kann. Wir hatten viel Mühe, den Zugriff zu finden, es war unheimlich schwer. Wir hatten viele, viele Ballverluste und dann bekommt man Probleme. Heute waren wir nicht in der Lage, das Spiel dominant zu gestalten. Wir müssen in den nächsten Monaten zulegen.“
Chile-Trainer Jorge Sampaoli: „Wir kehren traurig zurück. Das Ergebnis war nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten, aber der Auftritte hat uns viele positive Aufschlüsse beschert. Wir haben gezeigt, dass wir gegen eine der besten Mannschaft mithalten können. Das war bis zum Strafraum taktisch gut, aber leider haben wir kein Tor gemacht.“
Philipp Lahm: „Wenn Chile so viele Chancen hat, kann man von einem glücklichen Sieg sprechen. Die Pfiffe muss man akzeptieren, die Leute zahlen Eintritt. Dass wir noch Arbeit vor uns haben, wissen wir alle.“
Bastian Schweinsteiger: „Sieg ist Sieg, aber natürlich war Chile sehr gut. Wir müssen noch ein paar Dinge verbessern. Gut, dass wir so einen Test machen gegen so eine Mannschaft.“
Per Mertesacker: „Wenn so eine unorthodoxe Spielweise auf uns trifft, haben wir noch was zu tun. Mit Ball hätten wir schneller umschalten müssen. Da haben wir zu lange gebraucht, um in den Konter zu gehen. Es war eine gute Lehrstunde und für die Mentalität nicht so schlecht.“
Jerome Boateng: „Das ist eine Frechheit. Einen Spieler auszupfeifen, der auch noch in einer schwierigen Situation steckt, geht gar nicht.“