Wer kann überhaupt noch gegen Frankfurt auflaufen? Jansen und Lasogga kommen verletzt von der Nationalmannschaft zurück. Jansen fällt wohl noch länger aus. Gleich 13 Profis sind fraglich.
Hamburg. Dem HSV gehen die Spieler aus. Vor dem Abstiegsgipfel am Sonnabend gegen Eintracht Frankfurt (15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) fehlen den Hamburgern 13 verletzte oder erkrankte Profis.
Verletzungsfluch beim HSV: Der Bundesliga-Dino gerät in eine immer prekärere Lage. „Wir wollen uns nicht hinter Verletzungen verstecken und nicht anfangen zu jammern“, sagte Slomka und versuchte trotz der zahlreichen schlechten Nachrichten seinen Optimismus zu bewahren. Doch die Schwächungen seines Teams bereiten auch dem 46-Jährigen schweres Kopfzerbrechen: „Das ist natürlich bitter.“
Ausgerechnet in dieser personell schwierigen Lage stehen die wichtigen Bundesligaspiele gegen die direkte Konkurrenten Frankfurt, Nürnberg, Stuttgart und Freiburg an. Mit nur 19 Zählern auf dem Konto ist die Luft für den HSV extrem dünn. „Wir werden am Samstag alles dafür tun, dass der Funke wieder überspringt und uns die tolle Atmosphäre wie gegen Dortmund beflügelt“, sagte Slomka. Die Hamburger Arena müsse wieder zur Festung werden.
Am Mittwochabend zog sich Abwehrspieler Marcell Jansen im Länderspiel gegen Chile (1:0) einen Riss des Kapselbandapparats im linken Sprunggelenk zu und fällt einige Wochen aus. Jansen unterzog sich am Donnerstag weiteren Untersuchungen und wurde in Tübingen operiert. Der HSV verkündete, dass ein Band definitiv gerissen sei, eventuell sogar noch ein zweites. Der Nationalspieler wird mindestens sechs Wochen ausfallen. Ob und wann Jansen in dieser Saison noch einmal auflaufen kann, ist ungewiss. Auch seine WM-Teilnahme ist stark gefährdet.
„Das ist ein schlimmer Schock für den HSV“, sagte Oliver Bierhoff nach der Jansen-Verletzung. Der DFB-Teammanager hatte in der Halbzeitpause des Länderspiels mit HSV-Sportdirektor Oliver Kreuzer telefoniert, nachdem Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt einen Außenbandriss im Knöchel noch in der Kabine diagnostizierte. „Marcell wird länger ausfallen“, berichtete Bierhoff: „Für den HSV ist das ganz bitter. Uns tut das leid.“
Vor dem Länderspiel musste bereits der erstmals nominierte Stürmer Pierre-Michel Lasogga mit einer Muskelverhärtung nach Hamburg zurückreisen. Der bullige Angreifer wird definitiv gegen Frankfurt ausfallen. Das Risiko sei zu hoch. Zu dieser Einschätzung kamen die HSV- und Nationalmannschaftsärzte nach einer gemeinsamen Beratung.
Slomka bangt weiterhin um den Einsatz von Rafael van der Vaart (Grippe), Milan Badelj (Handbruch), Hakan Calhanoglu, Petr Jiracek, Ivo Ilicevic (alle Oberschenkelzerrung). Ersatztorhüter Jaroslav Drobny und Mittelfeldspieler Kerem Demirbay sind nach ausgeheiltem Muskelfaserriss noch nicht fit. Für die gesamte Saison fallen Maximilian Beister und Slobodan Rajkovic (jeweils Kreuzbandriss) aus. Definitiv ausfallen werden Lasse Sobiech (Gehirnerschütterung) und Zhi-Gin Lam (Adduktorenprobleme). Insgesamt drohen dem HSV 13 Ausfälle für das immens wichtige Spiel gegen die ebenfalls abstiegsgefährdete Eintracht.
Es fehlen nicht mehr viele Ausfälle, dann ist die Verletztenliste größer als die Liste der für eine Bundesliga-Partie nominierten Spieler. Schon jetzt liest sich die Verletztenliste wie eine Aufstellung. Vor Drobny verteidigen Jansen, Sobiech, Rajkovic und Lam. Im Mittelfeld agieren Badelj, Jiracek, Calhanoglu, Beister und van der Vaart. Als einzige Spitze soll Lasogga für Tore sorgen. Auf der Bak sitzen Demirbay und Ilicevic. Momentan ist diese Aufstellung nur auf der PlayStation möglich.
Werden John und Bouy begnadigt?
Immerhin gibt es bei Badelj, Calhanoglu, Ilicevic und Jiracek noch ein wenig Resthoffnung auf einen Einsatz am Sonnabend. Badelj soll gegen Frankfurt mit einer Spezialschiene auflaufen, um seine gebrochene Hand zu schützen. Slomka ist optimistisch, dass der Kroate in zwei Tagen spielfähig ist, es komme allerdings auf seine Wundheilung an. Calhanoglu und Ilicevic sollen am Donnerstag wieder ins Training einsteigen. Bei den Mittelfeldspielern besteht große Hoffnung auf einen Einsatz gegen Frankfurt. „Sehr kritisch“ sei die Situation bei Jiracek, so Slomka. Beim Tschechen sehe es „nicht gut aus“. Er könne “höchstens Teile des Mannschaftstrainings absolvieren“.
Äußerst unwahrscheinlich ist der Einsatz von van der Vaart. Der Kapitän lag am Mittwoch mit 40 Grad Fieber flach. Heute gehe es ihm “nicht viel besser“, sagte Slomka. Immerhin habe eine Blutuntersuchung keine bakterielle Infektion ergeben.
Wer bleibt nun eigentlich noch übrig für die erste Elf? Im Tor ist René Adler gesetzt. Vor ihm dürften Diekmeier, Djourou, Tah und Aushilfsverteidiger Westermann verteidigen.
Fällt Badelj aus, würden wohl Rincon und Arslan die Doppel-Sechs bilden. Davor soll eine offensive Dreierreihe den einzigen Stürmer mit Bällen füttern. Die Frage ist nur, mit welchem Personal diese vier Positionen besetzt werden. Jacques Zoua gilt als wahrscheinlichster Ersatz für Lasogga. Kurioserweise könnten im Mittelfeld die vor kurzem so heftig kritisierten Winterneuzugänge John und Bouy neben Tesche auflaufen. Diese Variante ist aber eigentlich kaum vorstellbar. Für die Fans heißt es deshalb: Daumen drücken für die Verletzten.
So könnte der HSV gegen Frankfurt auflaufen:
Adler - Diekmeier, Djourou, Tah, Westermann - Rincon, Badelj - Arslan, Calhanoglu, Ilicevic - Zoua