Vor dem Spiel gegen Brasilien steht Dortmunds Mario Götze im Fokus. Von seiner Technik schwärmt die Prominenz, er will sich “etwas abschauen“.
Stuttgart. Er streichelt den Ball, dreht sich blitzschnell zur anderen Seite und rollt die Kugel mit der Sohle zu einem Kollegen. Selbst bei der lockeren Trainingsübung der deutschen Nationalmannschaft fällt Mario Götze auf. „Super, brasilianisch“, hätten vor Jahren wohl Augenzeugen begeistert gerufen. Zu Beginn der EM-Saison 2011/12, werden Götzes Fähigkeiten „Made in Germany“ zugeordnet. Auf das Duell mit den echten Brasilianern am Mittwoch sind trotzdem alle gespannt. „Die hatten immer große Namen. Ich freue mich einfach riesig auf das Spiel“, erklärte Mario „Götzinho“, der in Stuttgart vor seinem Startdebüt im DFB-Team steht.
„Klar habe ich davon geträumt. Jetzt bin ich relativ nah“, übermittelte das 19 Jahre alte BVB-Ausnahmetalent, das seine bisherigen sechs Einsätze in der Nationalmannschaft jeweils als kurzen Einwechsler-Schnupperkurs bestritten hat. Nun ist die Zeit reif, dass er in einer Reihe mit Philipp Lahm, Manuel Neuer und Bastian Schweinsteiger zur Einstimmung auf dem Platz die Hymne mitsingen darf. „Ich freue mich auf das Spiel, auf den Gegner, auf unsere Mannschaft“, erklärte Götze im verbandsinternen Internet-TV.
Dass es nun ausgerechnet gegen Brasilien geht, macht die Sache für den jungen deutschen Meister besonders attraktiv. „Ich hoffe auf ein geiles Spiel“, sagte Götze, der auch im DFB-Quartier inzwischen seine Schüchternheit abgelegt hat, ohne auch nur ein Stück zu schweben: „Es ist jetzt mein zweites Jahr und es steht mir hoffentlich noch viel bevor.“ Pünktlich vor dem Brasilien-Hit brachte Götze am Dienstag seine persönliche Homepage (www.mario-goetze.com) an den Start.
Erst einmal schauen die Fans auf das Duell Götze gegen Neymar, der auch 19 Jahre jung ist und als eines der derzeit größten Fußballtalente am Zuckerhut gilt. „Er ist wirklich ein Weltklassespieler. Ich habe schon einige Szenen gesehen, dass ist schon überragend. Aber auch die anderen Spieler wie Pato, Robinho, Ganso. Da guckt man gern hin und schaut sich etwas ab“, verriet Götze. Anders als Neymar hat der im oberschwäbischen Memmingen geborene Offensivmann (1,76 Meter) noch keinerlei Ambitionen, seine Kunststücke bei einem anderen Verein als der Borussia zu zeigen.
Neymar, beim FC Santos schon seit zwei Jahren im Blickpunkt, wird höchstwahrscheinlich Ende des Jahres zu den „Königlichen“ nach Madrid wechseln. 45 Millionen Euro soll Real in die Hand nehmen. Für Götze ist Dortmund einfach ein „Glücksfall“, machte das Talent nochmals nach seinem furiosen Bundesligastart deutlich. Auch wenn sich sein Leben durch die öffentliche Aufmerksamkeit schon geändert hat. „Ich gehe jetzt öfters mit einem Käppi raus“, berichtete Götze in Stuttgart, „aber es ist noch okay“. Gegen Brasilien wird er sich nicht verstecken: „Das Spiel am Mittwoch ist noch mal was ganz anderes als das Spiel mit Dortmund gegen Hamburg.“
Den Ritterschlag erhielt Götze am Montagabend in Hamburg bei der Verleihung der "Sport Bild"-Awards von BVB-Legende Lars Ricken. „Wenn ich sehe, was der Junge spielt, muss ich sagen: Da habe ich früher eine andere Sportart betrieben“, sagte der heutige Dortmunder Jugendkoordinator und schmunzelte: „Inzwischen schmeicheln mir die Vergleiche mit ihm.“
Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer verglich den Jungstar unlängst mit Weltfußballer Lionel Messi. Er habe ähnliche Anlagen und das gleiche Spielverständnis, lobt Beckenbauer. Nun darf Götze also auch in der Nationalmannschaft von Beginn an zaubern – und das ausgerechnet gegen Brasilien. (dpa/sid/kem)