Die Borussia kann sich nach dem 2:3 gegen Marseille ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Kapitän Kehl gab nach dem bösem Tritt Entwarnung.

Dortmund. Sebastian Kehl hat nach seiner Verletzungsbedingten Auswechslung im letzten Gruppenspiel der Champions League für den deutschen Meister Borussia Dortmund Entwarnung gegeben. „Erstmal die gute Nachricht: Es ist nichts gebrochen und auch das Auge ist soweit ok. Die Schlechte: Ich seh aus wie nach einem Kampf gegen beide Klitschkos gleichzeitig“, schrieb der Fußball-Profi nach der Dortmunder 2:3-Heimniederlage auf seiner Facebook-Seite.

Olympique Marseilles Mittelfeldspieler Stéphane Mbia hatte Kehl am Dienstagabend in der 29. Minute mit einem Tritt im Gesicht getroffen. Anschließend musste Kehl mit einer blutenden Wunde ausgewechselt werden. Eine erste Diagnose von BVB-Mannschaftsarzt Markus Braun ergab, dass sich der 31-Jährige nicht ernsthafter verletzt hatte. Eine weitere Untersuchung sollte am Mittwoch in einer Dortmunder Klinik erfolgen.

Totalschaden für Dortmund auf internationaler Bühne

Der BVB hat auf internationaler Fußball-Bühne einen Totalschaden erlitten. Der deutsche Meister verlor am Mittwochabend zuhause nach 2:0-Führung noch mit 2:3 (2:1) gegen Olympique Marseille, landet auf dem letzten Platz der Champions-League-Gruppe F und verpasste damit auch das Mindestziel Zwischenrunde der Europa League .

Zu schwer wog die Hypothek aus den ersten fünf Spieltagen. Der jungen Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp hätte nur noch ein Fußball-Wunder geholfen, aber auch das blieb aus. Stattdessen zahlten die Dortmunder Youngster im Kreise der europäischen Fußball-Elite bitteres Lehrgeld. Nach dem VfB Stuttgart ist der BVB erst der zweite deutsche Meister, der in der Endabrechnung der Gruppenphase auf dem letzten Rang lag.

1:1 und 1:2 gegen den FC Arsenal, 1:0 und 1:3 gegen Olympiakos Piräus sowie nun 2:3 und 0:3 gegen Marseille waren in der Bilanz zu wenig, um international zu überwintern. Die Tore von Jakub Blaszczykowski (23.) und Mats Hummels (32., Foulelfmeter) reichten am Ende nicht, weil auch Loic Remy (45.+4) und Andre Ayew (85.) und Mathieu Valbuena (88.) für die Franzosen traf. Das gleiche Schicksal hatte den BVB schon im Vorjahr in der Europa League ereilt.

„Alles war gut in der ersten Halbzeit. Das 1:2 war völlig unnötig“, sagte Klopp nach der Partie dem Sender Sky und fügte hinzu: „In der zweiten Halbzeit war das Spiel dann völlig anders. Aber die Tore muss man nicht bekommen.“

„Der Knackpunkt was das 2:1 vor der Halbzeit. Da mussten wir noch viel investieren, es war schwierig für uns. Jetzt müssen wir in der Bundesliga Gas geben“, sagte Blaszczykowski nach der Partie.

In der Bundesliga geht es für den Tabellenzweiten am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern (15.30 Uhr), kurz vor Weihnachten folgt dann noch das DFB-Pokal-Achtelfinale bei Zweitliga-Herbstmeister Fortuna Düsseldorf.

Barrios und Lewandowski von Beginn an

Die Stimmung unter den 65.000 Zuschauern im Dortmunder Stadion war schon beim Einlaufen der beiden Mannschaften prächtig. Der Klub hatte an die Borussen-Anhänger 50.000 schwarz-gelbe Filz-Pudelmützen verteilt. Überschattet wurde der festliche Rahmen vom Verhalten der 2.400 mitgereisten Gäste-Anhänger, die Bengalische Feuer und Knallkörper zündeten. Dazu waren auf die Spieler Laserpointer gerichtet.

Von Beginn an ging es in der ersten Halbzeit nur auf die Gelbe Wand, der mächtigen Südtribüne in Dortmund. Für die kleine Chance ließ Jürgen Klopp bis auf eine Position die Formation auf dem erfolgreichen Revierschlager gegen Schalke 04 beginnen (2:0). Als Spitze agierte Torjäger Lucas Barrios, dahinter spielte offensiv zentral Goalgetter Robert Lewandowski, links Mario Götze und rechts Blaszczykowski. Für den verletzten Moritz Leitner, für den wegen eines Rippenbruchs die Hinrunde beendet ist, spielte auf der defensiven Position vor der Abwehrkette Ilkay Gündogan neben Kapitän Sebastian Kehl. Den gelbgesperrten Linksverteidiger Marcel Schmelzer vertrat Chris Löwe.

Remy verkürzt in der Nachspielzeit

Dortmund drückte vom Anpfiff weg auf das Tor der Gäste, ohne allerdings Kopf und Kragen zu riskieren. Das hatte Erfolg, der Spielverlauf zu Beginn hätte nicht besser sein können. Einen Kopfball-Einsatz von Kehl im Strafraum spitzelte Lewandowski zu Blaszczykowski, der aus elf Metern die Führung erzielte. Neun Minuten später dann wurde Kehl im Strafraum von Stephane Mbia mit dem Fuß am Kopf getroffen, und der englische Schiedsrichter Howard Webb zeigte sofort auf den Punkt. Kehl wurde mit einer Kopfverletzung vom Platz getragen und durch Antonio da Silva ersetzt. Nach der Unterbrechung verwandelte Hummels sicher zum 2:0, das Stadion tobte.

Und die Gastgeber blieben dran. Götze hatte nach Zuspiel von Blaszczykowski das 3:0 auf dem Fuß, blieb mit seinem Schuss auf das Tor aber in den Beinen von Cesar Azpilicueta hängen. Der Stimmungsdämpfer folgte dann in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, als Remy per Kopf aus fünf Metern traf. BVB-Keeper Roman Weidenfeller sah nicht gut aus.

Zur zweiten Hälfte nahm Coach Klopp Jungstar Götze raus und brachte Ivan Perisic. Aber zunächst hatte Remy sogar das 2:2 auf dem Fuß. Dann kamen die Gastgeber, doch Gündogan konnte die gute Vorarbeit von Perisic nicht nutzen (59.). Der Schwung aus der ersten Hälfte war aber nicht mehr da, weshalb Klopp noch Shinji Kagawa für Barrios brachte. In den letzten fünf Minuten dreht Marseille die Partie dann noch mit Treffer durch Ayew und Valbuena zu seinem Gunsten.

Sinkender Aktienkurs: Anleger reagieren auf BVB-Aus

Das frühe Aus in der Champions League hat der Aktie von Borussia Dortmund einen sinkenden Kurs beschert. Die Anteile an dem einzigen börsennotierten deutschen Fußballclub verbilligten sich am späten Mittwochvormittag um 2,37 Prozent auf 2,099 Euro. Börsianer verwiesen auf die verlorenen Einnahmen. Als Letzter der Gruppe F hatte der BVB selbst den Einzug in die Europa League verpasst. Andererseits sei die verpasste Qualifikation, die der BVB am Dienstag mit dem 2:3 gegen Olympique Marseille besiegelt hatte, auch nicht sehr überraschend und entsprechend bleibe der Kurseinfluss begrenzt.