Perisic sorgt mit „Traumtor“ für verdienten Lohn gegen Arsenal – Klopp: „Absolut toller Abend“

Dortmund. Aus Kinder-Augen blickten die jungen Männer auf einen unvergesslichen Fest-Abend mit einem unvergesslichen Finale zurück. „Für mich ist mit diesem Spiel ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Es gab nichts Schöneres, als in der Champions League zuhause gegen Arsenal zu spielen, einen Verein, den man sonst nur im Fernsehen sieht. Das ist das Größte, was es gibt“, sagte Kevin Großkreutz nach seinem ersten Spiel in der Champions League mit dem deutschen Fußball-Meister Borussia Dortmund.

Die zum Teil blutjungen Hurra-Fußballer waren regelrecht überwältigt von der knisternden Atmosphäre in der Königsklasse, der unglaublichen Stimmung, die schließlich überschäumte, als Ivan Perisic mit einem Traumtor in der 88. Minute ein hochverdientes 1:1 (0:1) gegen den 13-maligen englischen Meister FC Arsenal rettete. „Das war ein perfekter Moment für mich. Ich bin so glücklich“, sagte Neuzugang Ivan Perisic, der in der 68. Minute eingewechselt wurde.

Das Drehbuch hätte perfekter nicht geschrieben werden können. Der kroatische Nationalspieler, der für fünf Millionen Euro vom FC Brügge nach Dortmund kam, erzielte sein erstes Pflichtspieltor auf spektakulärste Weise – mit einem Volleyschuss aus 16 Metern in den Winkel. „Das war ein Tor, das ich sonst nur als Kind in der Champions League am Fernseher gesehen habe. Das war ein Traumtor“, sagte Innenverteidiger Neven Subotic. Die Stimmung in Dortmund schwappte über. Die Fans auf der Südtribüne, die das Team mit einer beeindruckenden Choreographie aus Schwarz und Gold empfangen hatten, flippten komplett aus, der Rest unter den 65.590 Zuschauern in der WM-Arena konnte sich dem nicht entziehen.

Es fehlte nur das Tüpfelchen auf dem i, der Sieg. „Man soll nicht zu schnell zu viel wollen“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp, der vier Monate nach der Meisterfeier in Dortmund dem Anlass entsprechend in feinem Zwirn auflief. Für den 44 Jahre alten Pädagogen war es schließlich auch Premiere in der Champions League. „Ich bin total zufrieden mit dem Auftritt meiner Mannschaft. Das war keine Selbstverständlichkeit gegen einen Gegner wie den FC Arsenal, dem wir ein anderes Spiel aufgezwungen haben. Wir sind am Ende dafür mit einem Punkt belohnt worden. Das ist für eine so junge Mannschaft für den ersten Auftritt absolut in Ordnung. Es war ein absolut toller Abend“, sagte Klopp.

Das Positive stand im Vordergrund, und das zu Recht. Warum sollte man jungen Menschen mit Nörgeleien etwas kaputt machen, das man sich ein Jahr lang hart erarbeitet hat? Die Mannschaft setzte den Gegner aus Nord-London, der zum 14. Mal in Folge in der Königsklasse dabei ist, unter Druck, mit dem in der Bundesliga gesperrten Jungstar Mario Götze. „Wichtig war, dass wir wieder in die Spur kommen“, sagte Jürgen Klopp mit Blick auf die Bundesliga, in der Dortmund nach dem 1:2 gegen Hertha BSC nur den elften Rang belegt. „Das ist unser Fußball, extrem leidenschaftlich, extrem diszipliniert in der Defensive. Wir haben tolle Chancen herausgespielt. Dass wir sie nicht genutzt haben, ist mir allerdings auch aufgefallen. Der erste Weg zu einem richtig guten Spiel ist eine stabile Defensive im Wechsel mit Offensive.“

Dass sich ausgerechnet der einzige Routinier im Dortmunder Team neben Torhüter Roman Weidenfeller, Kapitän Sebastian Kehl, einen Riesenbock leistete, der zum 0:1 durch seinen Amtskollegen Robin van Persie führte (42.), hakte Klopp unter der Rubrik „shit happens“ ab. „Darüber habe ich mich sehr geärgert, da habe ich mir in den Arsch gebissen“, sagte Kehl zu seinem ersten Einsatz von Beginn an. Der 31-Jährige hatte sich am 18. März 2003 an der Seite von Jens Lehmann und Stefan Reuter mit einem 1:0 beim AC Mailand mit dem BVB aus der Champions League verabschiedet – für 3101 Tage.

Keiner der Dortmunder Spieler wollte an einem magischen Abend so recht auf den grauen Alltag blicken. Lediglich Nationalspieler Marcel Schmelzer kriegte ein wenig die Kurve. „Wenn wir wieder eine Spitzenmannschaft sein wollen, müssen wir auch die Mannschaften knacken, die tief hinten drin stehen“, sagte der Verteidiger. Das tut der nächste Gegner am Sonntag (15.30 Uhr) nicht, Hannover 96 wird gegen den BVB eher die Offensive suchen.

Im Trubel ein wenig unter ging die ansehnliche Leistung von Nationalspieler Per Mertesacker, der sein zweites Spiel nach dem Wechsel von Bremen zu Arsenal machte. „Ich wurde kurzfristig geholt. Alles muss sich langsam entwickeln“, sagte der Innenverteidiger. Assistenzcoach Pat Rice, der den von der UEFA für den Innenraum gesperrten Arsene Wenger vertrat, meinte: „Du kannst nicht schlecht sein, wenn du für die deutsche Nationalmannschaft spielst.“

Die Statistik

Dortmund: Weidenfeller - Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Kehl (69. Blaszczykowski) - Götze, Kagawa (85. Zidan), Großkreutz (69. Perisic) - Lewandowski. - Trainer: Klopp

Arsenal: Szczesny - Sagna, Mertesacker, Koscielny, Gibbs - Song, Arteta - Walcott (76. Frimpong), Benayoun, Gervinho (86. Santos) - van Persie (86. Chamakh). - Co-Trainer: Rice

Schiedsrichter: Gianluca Rocchi (Italien)

Tore: 0:1 van Persie (42.), 1:1 Perisic (88.)

Zuschauer: 65.590 (ausverkauft)

Beste Spieler: Hummels, Sven Bender - van Persie, Song

Gelbe Karten: Schmelzer - Sagna

Torschüsse: 27:10

Ecken: 6:4

Ballbesitz: 53:47 Prozent

Fouls: 12:5