BVB scheitert nach 2:3 gegen Marseille erneut früh - “Spiegelbild unser Champions-League-Saison“ - Kapitän Kehl gab nach dem bösem Tritt Entwarnung.

Dortmund. Jürgen Klopp richtete den Blick Richtung Boden. Nachdenklichkeit, Frustration, vielleicht aber auch ein bisschen Verlegenheit vermittelte der Trainer des deutschen Meisters Borussia Dortmund bei seinem vorerst letzten Auftritt auf der großen Fußball-Bühne. Sein Team aus jungen Überfliegern hatte sich gerade mit einem 2:3 (2:1) gegen Olympique Marseille als Gruppenletzter vorzeitig aus der Champions League und sogar komplett aus dem internationalen Geschäft verabschiedet. Wie schon in der Europa-League-Saison zuvor.

Den deutschen Fußball wollte man in der Königsklasse nach langer Abstinenz würdig vertreten, eine Blamage wie beim damaligen Meister VfB Stuttgart 2007 wurde daraus. Die Frage nach dem Imageschaden für die Bundesliga interessierte den 44-Jährigen dann aber doch weniger. „Wir haben das Problem, dass wir den BVB nicht so vertreten haben, wie es für den Verein und die Fans angemessen wäre. Darüber hinaus sind wir uns keiner Schuld bewusst“, sagte Klopp.

65.000 Fans kamen, um ein Wunder zu erleben, am Ende erlebte vielmehr die BVB-Gemeinde ihr „blaues Wunder“. Mit vier Toren Unterschied hätte man gewinnen müssen, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Das schien nach schnellen Treffern von Jakub Blaszczykowski (23.) und Mats Hummels (32. Foulelfmeter) greifbar. Doch als Mario Götze die Riesenchance zum 3:0 vergab, ließ Loic Remy mit dem Anschlusstreffer in der vierten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte die Luft heraus. Andre Ayew (85.) und Mathieu Valbuena (87.) mit einem Traumtor führten den BVB-Greenhorns dann schmerzhaft vor Augen, wie man eiskalt den Traum vom Achtelfinale verwirklichen kann. Schon das zweite Tor der Gäste war zu viel für die Fans, sie flohen in Scharen aus dem Stadion.

„Das Spiel kann man als Spiegelbild unser Champions-League-Saison bezeichnen“, sagten Klopp und Sportdirektor Michael Zorc unisono. Vor allem mit leichtfertigen Fehlern und taktisch naivem Verhalten machten sich die Dortmunder Spieler die guten Ansätze wie in den Spielen in Marseille (0:3), bei Olympiakos Piräus (1:3) oder dem FC Arsenal (1:2) kaputt. „Fehlende Erfahrung ist das nicht. Wir haben uns in der einen oder anderen Situation ein bisschen blöde angestellt, Fehler gemacht und die Torchancen nicht genutzt. Das spricht auch für die Qualität von Marseille, wenn man drei oder vier Torschüsse hat und drei Dinger macht“, sagte Götze. Innenverteidiger Felipe Santana gab den Philosophen: „Das Leben ist ein Schulbuch. Du musst aus Erfahrungen lernen.“

Die Bilanz von vier Punkten und einer Tordifferenz von 6:12 sei laut Klopp „jenseits davon, was wir für uns als akzeptabel erachten“ - und steht auch in einem krassen Gegensatz zu den Leistungen in der Bundesliga, wo man nach zuletzt 23 von 27 möglichen Punkten in neun Spielen ohne Niederlage auf Rang zwei steht. „Wir haben sechs Spiele Erfahrung gesammelt. Sollten wir noch einmal in der Champions League spielen, darf uns das nicht noch mal passieren“, sagte Kevin Großkreutz.

Die sportliche Abreibung hatte im übrigen wieder ein Gesicht. Kapitän Sebastian Kehl holte mit seinem Einsatz im Strafraum zwar den Elfmeter heraus – bekam aber bei der rotwürdigen Attacke von Stephane Mbia den Fuß ins Gesicht. Der Verdacht einer Gesichtsfraktur wie bei Sven Bender (Kieferbruch) und Neven Subotic (Gesichtsbruch) bestätigte sich aber nicht. Es blieb bei einer starken Prellung am linken Auge und einem Aussehen „wie nach einem Kampf gegen die Klitschkos“ (Kehl auf Facebook). Gegen den 1. FC Kaiserslautern am Sonntag (15.30 Uhr) wird Kehl fehlen. Die personelle Situation ist insgesamt problematisch. Götze ist angeschlagen, Moritz Leitner fehlt mit Rippenbruch wie Bender und Subotic bis ins neue Jahr.

Der körperliche Raubbau war auch ein Spiegelbild der Europacup-Saison. Einen Knacks für die Liga befürchtet Klopp aber nicht: „Wer vom Ausscheiden überrascht wurde, ist ein bisschen leer. Wie die Ergebnisse in der Vergangenheit gezeigt haben, haben wir es verstanden, die Wettbewerbe zu trennen.“