Sylt. Stefan Otto Huemer war in der internationalen Hotellerie erfolgreich. Jetzt lebt und arbeitet er in Wenningstedt, Sylt. Wie es dazu kam.

Mehr Nordsee geht nicht: Wenn Stefan Otto Huemer aus seinem Restaurant Strandhafer auf Sylt schaut, liegen ihm der weitläufige Strand und das Meer zu Füßen. Das leichte Rauschen sei sehr beruhigend, sagt der Hausherr beim Ortstermin mit dem Abendblatt.

Hier in Wenningstedt, unterhalb der Promenade, stand einst das Strandbistro. Das Gebäude wurde im August 2020 so stark durch einen Erdrutsch beschädigt, dass es im November 2020 abgerissen werden musste. Es wurde ein neues Gebäude mit viel Holz errichtet.

Sylt: Chef vom Nordsee-Bistro Strandhafer war früher beim Adlon in Berlin

Im vergangenen Dezember startete der Unternehmer Stefan Otto Huemer den Betrieb: „Wir hatten zwölf Mitbewerber“, sagt er. „Wir haben einem Gremium unser Konzept vorgestellt und schließlich den Zuschlag erhalten. Das hat mich sehr glücklich gemacht.“ Vermieter ist der Tourismus-Service Wenningstedt-Braderup. Doch wie kam Huemer überhaupt auf die Idee? „Das war ganz witzig. Ich bin mit unserem Weimaraner am Strand spazieren gegangen, da habe ich das Schild mit der Ausschreibung für den Neubau gesehen und es einfach mal versucht.“

Direkt in den Sand ist das Restaurant Strandhafer in Wenningstedt gebaut.
Direkt in den Sand ist das Restaurant Strandhafer in Wenningstedt gebaut. © Georg Supanz

Der Name „Strandhafer“ sei übrigens aufgekommen, als er mit seiner Lebensgefährtin Susanne Brunner – die einige Jahre das Wyn Strandhotel in Westerland geleitet hat – auf der hauseigenen Terrasse in Wenningstedt saß. „Ich habe gesagt, wir müssen hier mal dieses Grünzeugs gießen, und da hat mich die Susanne aufgeklärt, dass das Strandhafer ist. So war der Name für das Restaurant geboren.“

Der Österreicher blickt auf eine internationale Karriere zurück: „Angefangen habe ich bei meinen Eltern als Koch in unserem Salzburger Hotel, dort habe ich auf Sterneniveau gekocht. Später war ich bei der Eröffnung des Berliner Grandhotels Adlon im Management tätig und habe mich um das Thema Food and Beverage gekümmert.“

Vor Sylt war Strandhafer-Betreiber auf den Malediven, in Beverly Hills und Dubai

Schließlich zog es Stefan O. Huemer auf die Malediven, wo er siebeneinhalb Jahre ein luxuriöses Resort leitete. Zu seinen weiteren Stationen als Generaldirektor gehörten das InterContinental in Beverly Hills und das legendäre Luxushotel Burj Al Arab in Dubai. „Ich war später dann wieder auf den Malediven und habe von dort aus 17 Hotels gemanagt, auch in Bali und Thailand“, berichtet Huemer und lässt den Blick auf die Nordsee schweifen. „Ich war für mehrere Tausend Mitarbeiter zuständig. Meine letzte Station war Saudi-Arabien. Aber irgendwann brauchte ich eine Auszeit und bin ein paar Monate nach Österreich gegangen.“

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Ein Österreicher in Wenningstedt

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Zudem ist der Gastronom immer mal wieder auf Sylt gewesen, um seine Susanne zu sehen – die beiden haben sich auf den Malediven kennengelernt. „Das mit dem Strandhafer ist ein Glücksgriff“, sagt Huemer. „Ich wollte endlich wieder Gastgeber sein, und das kann ich hier.“

Mit Liebe zum Detail hat er das Restaurant eingerichtet, viel Holz wurde auf der überdachten, verglasten Terrasse und im Innenraum, der in Weiß mit Kunst an den Wänden gehalten ist, verarbeitet. „Gemütlich und schick soll es sein.“ Als Küchenchef hat Huemer einen bekannten Namen verpflichtet: Dieter Jensen kochte viele Jahre im Dorfkrug in Kampen und auch in der Hummerkoje in Westerland. „Wenn mal Not am Mann ist, dann stelle ich mich auch an den Herd, aber das ist echt anstrengend“, sagt Huemer lächelnd.

Strandhafer in Wenningstedt: Ein „echter Renner“ ist das Wiener Schnitzel

Die Speisekarte ist international gehalten und gerade neu aufgelegt: „Aus Athen“ wird gratinierter Ziegenkäse mit Rote-Bete-Salat, Feige und Röstbrot (15,50 Euro) gereicht. „Aus Mailand“ ist das Rindercarpaccio mit Trüffelcréme, Rucola und Parmesan (19,50 Euro). „Aus Boston“ wird die Hummer-Rolle mit Trüffel-Pommes (35 Euro) serviert.

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Ein echter Renner sei aber das Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und Preiselbeeren (34,50 Euro). Von 12 bis 17 Uhr wird auch der beliebte Linseneintopf mit Debreziner Würstchen und Semmelknödel (11,50 Euro) angeboten. Dazu gibt es eine reiche Auswahl an Weinen und Champagner. „Bei uns kann man entspannt nach dem Strandspaziergang auf eine Kleinigkeit einkehren und abends die gehobene feine Küche genießen“, sagt Huemer.

Sylt: Umzug nach Wenningstedt hat der Chef des Bistros Strandhafer nicht bereut

Den Umzug nach Sylt hat der international erfolgreiche Hotelier nicht bereut: „Ich fühle mich hier echt wohl. Wenningstedt ist ein Traumort, um zu arbeiten und zu leben. Sowohl die Urlauber als auch die Einheimischen habe ich ins Herz geschlossen.“

Am 21. Dezember wird das Strandhafer in Wenningstedt ein Jahr alt. Zeit für eine erste Bilanz: „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben hier in den Sommermonaten teilweise bis zu 1000 Gäste am Tag gehabt.“ Aktuell ist es ruhiger auf der Insel, doch spätestens ab Weihnachten herrscht wieder Hochbetrieb. Stefan Otto Huemer freut sich auch schon auf die Silvesterparty in seinem Restaurant.