Ahrensburg. Das System der Notfallversorgung stößt immer öfter an seine Grenzen. Umso wichtiger ist es, im Notfall die passende Nummer anzuwählen.
Die ambulante medizinische Versorgung ist im Kreis Stormarn wie in ganz Schleswig-Holstein auch an den bevorstehenden Feiertagen gesichert. Darauf haben jetzt die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und das Ministerium für Justiz und Gesundheit in Kiel in einer gemeinsamen Mitteilung hingewiesen. „Wer an Heiligabend, den beiden Weihnachtsfeiertagen oder an Silvester und Neujahr akute gesundheitliche Beschwerden hat, kann den ärztlichen Bereitschaftsdienst der KVSH in Anspruch nehmen“, sagt Marco Dethlefsen, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung.
System der Notfallversorgung stößt an seine Grenzen
Der Bereitschaftsdienst ist rund um die Uhr unter der kostenfreien Telefonnummer 116117 zu erreichen. „Er steht Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung, bei denen akute Beschwerden auftreten, deren Behandlung nicht bis zur regulären Öffnung der Arztpraxen warten kann“, erläutert Dethlefsen.
Typische Fälle für den Bereitschaftsdienst seien etwa grippale Infekte mit Fieber und Schmerzen, Infektionen von Hals, Nase und Ohren, Magen-Darm-Infekte, Migräne oder Hexenschuss. „Entsprechend der Dringlichkeit der Erkrankung erhalten Anruferinnen und Anrufer einen Vorschlag zur weiteren Behandlung“, so Dethlefsen. Diese könne in einer geöffneten Anlaufpraxis des Bereitschaftsdienstes erfolgen, in einer Krankenhausambulanz, durch einen mobilen Dienst, sowie als ärztliche Video- oder Telefonberatung.
Die 112 nur in lebensbedrohlichen Fällen wählen
Wer ernsthaft erkrankt ist, kann auch direkt eine der landesweit 44 allgemeinmedizinischen und kinderärztlichen Anlaufpraxen aufsuchen. Eine Übersicht findet sich auf der Webseite 116117.de. Dort gibt es außerdem die Möglichkeit, sich durch ein Patienten-Navi den Schweregrad einer Erkrankung mittels eines Fragebogens in wenigen Schritten selbst einschätzen zu lassen. Anschließend wird eine Empfehlung gegeben, wie dringend die Beschwerden behandelt werden sollten und an wen man sich konkret wenden kann.
Doch wann wähle ich die 116117 und wann den bekannteren Notruf 112? „Ganz klar: In lebensbedrohlichen Fällen muss der Rettungsdienst unter der Notrufnummer 112 alarmiert werden“, sagt Bettina Schultz, die Vorstandsvorsitzende der KVSH. Allerdings sei nicht jede gesundheitliche Beschwerde gleich ein Fall für den Bereitschaftsdienst. „Manchmal hilft auch erst einmal ein Blick in die Hausapotheke. Oder es reicht, sich bis zum nächsten Werktag Ruhe zu gönnen und erst dann zum Arzt zu gehen“, machte sie deutlich. Aus gutem Grund.
Zielgenaue Steuerung von Hilfeersuchen immer wichtiger
„In den vergangenen Jahren haben sich Fälle gehäuft, die das Wählen der Notrufnummer 112 kaum rechtfertigen konnten“, weiß Andreas Rehberg, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung Stormarn. Rettungswagen praktisch als Taxis ins Krankenhaus anzufordern, bringe das Notfallsystem an seine Grenzen. „Was in einem tatsächlich akuten Ernstfall tödliche Folgen haben kann“, mahnt Rehberg.
Das bestätigt auch Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU): „Zu viele Menschen nehmen das System der Notfallversorgung als erste Anlaufstelle in Anspruch, obwohl für sie eigentlich andere Versorgungsmodelle vorgesehen sind.“ Eine zielgenauere Steuerung von Hilfeersuchen werde daher immer wichtiger, damit Erkrankte eine bedarfsgerechte Versorgung erhielten. Das gelte auch für die anstehenden Feiertage.
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Menschen, die medizinische Hilfe benötigen, sollten sich besser informieren, welches Versorgungsangebot für sie das richtige ist. „Die Ressourcen unseres Gesundheitswesens sind begrenzt. Daher ist es wichtig, dass der ärztliche Bereitschaftsdienst und der Rettungsdienst ausreichend Kapazitäten haben, sich um die Menschen zu kümmern, die dringend Hilfe benötigen“, so die Ministerin.
Aus diesem Grund haben die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) und das Gesundheitsministerium des Landes eine gemeinsame Kampagne auf den Weg gebracht, um die Bürger im richtigen Umgang mit den beiden Notrufnummern zu sensibilisieren. Kern der Kampagne ist der Info-Clip „Die richtige Nummer im richtigen Moment“ auf der Videoplattform YouTube. Das Video klärt darüber auf, in welchen Fällen welche Notfallnummern gewählt werden sollten und wann nicht.