Bad Oldesloe. Konzern hüllt sich zu weiteren Plänen in Schweigen. Aussage über Antrag auf Ausnahmegenehmigung für Notfallversorgung überrascht.
Die Hängepartie um die Zukunft der Asklepios-Klinik in Bad Oldesloe geht weiter. Seit Monaten wird die Neuausrichtung des Hauses diskutiert, allerdings ohne echten Fortschritt. „Mit der Krankenhausreform von SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist eine neue Situation entstanden, deren konkrete Folgen erst einmal analysiert und bewertet werden müssen“, erklärte Asklepios-Sprecher Matthias Eberenz auf Anfrage dieser Redaktion. Der Bund mache die Gesetze, das Gesundheitsministerium des Landes in Kiel leite daraus die Spielregeln ab. Erst dann könnten die Krankenhausbetreiber entscheiden, wie sie sich künftig aufstellten.
Hochgekocht war die Debatte um die Asklepios-Klinik Ende 2023 durch die Ankündigung des Konzerns, die chirurgische Abteilung zum 31. Januar dieses Jahres schließen zu wollen. Das hätte allerdings gravierende Folgen auf die Notfallversorgung gehabt.
Krankenhausreform: Spielt Asklepios-Klinik Bad Oldesloe auf Zeit?
Laut Kieler Gesundheitsministerium, das für die Krankenhausplanung in Schleswig-Holstein zuständig ist, hätte das Oldesloer Krankenhaus ohne Chirurgie die Mindestanforderungen an eine Notaufnahme nicht mehr erfüllen können. Bislang setzten bundesrechtliche Vorgaben die Existenz einer vollstationären Fachabteilung für Innere Medizin oder Chirurgie voraus.
Letztere wollte Asklepios aber aufgeben. Eigenen Angaben zufolge seien dafür vor allem eine beabsichtigte Neuausrichtung der Klinik und zudem wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend gewesen. So habe sich die Zahl der chirurgischen Fälle seit 2017 auf rund 750 pro Jahr fast halbiert, hieß es Ende 2023. Womit die Auslastung der vorhandenen Kapazitäten auf unter 50 Prozent gefallen sei. Von 29 Betten seien im Schnitt zuletzt nur noch neun belegt gewesen.
Asklepios-Klinik Bad Oldesloe: Ausnahmegenehmigung ist nicht beantragt worden
Teil der Notfallversorgung in der Region wollte Asklepios laut eigenem Bekunden aber trotzdem bleiben. Dafür hätte der Konzern beim Gesundheitsministerium des Landes jedoch eine Ausnahmegenehmigung beantragen müssen. Das sei auch geschehen, hatte Regionalgeschäftsführer Guido Lenz im Gesundheitsausschuss des Kreistags am 19. März vorgetragen. Nach Informationen dieser Redaktion ist das aber nicht zutreffend.
„Ein Antrag auf die sogenannte Spezialversorgung nach der Richtlinie des G-BA ist nicht gestellt worden“, teilte Christian Kohl, Sprecher des Ministeriums für Justiz und Gesundheit in Kiel, auf Anfrage mit. Sofern ein Antrag gestellt würde, müsse dieser erst geprüft werden. Der Ausgang sei deshalb völlig offen.
Krankenhausreform: Viele Umsetzungsschritte sind noch ungeklärt
Zumal im Zusammenhang mit dem Krankenhausversorgungs-Verbesserungsgesetz, so die offizielle Bezeichnung der Lauterbach-Reform, die am 1. Januar 2025 in Kraft tritt, noch viele Umsetzungsschritte ungeklärt seien. Unter anderem liege seitens des Bundes nach wie vor keine Auswirkungsanalyse vor.
„Zudem können wegen fehlender Rahmenvorgaben in den noch ausstehenden Verordnungen zur Reform die konkreten Auswirkungen auf Landesebene – und damit auch für das Krankenhaus in Bad Oldesloe – noch nicht im Einzelnen abgesehen werden“, sagt Christian Kohl. Weder was grundsätzliche Abläufe angehe noch den Zeitrahmen. Trotz allem sei das Gesundheitsministerium mit Asklepios jedoch in einem „sehr konstruktiven Austausch“. Es werde weiter an einer „qualitativen Lösung“ gearbeitet.
Asklepios-Klinik Bad Oldesloe: Rettungsdienste fahren Krankenhaus weiterhin an
Unterdessen besteht die chirurgische Abteilung in Bad Oldesloe fort. In welchem Umfang und mit welcher Personalaufstellung, darüber hüllt sich Asklepios allerdings in Schweigen. „Die Gemengelage ist schwierig, jetzt muss erst einmal alles neu geordnet und sortiert werden“, ließ Sprecher Matthias Eberenz wissen. Solange es keine Planungssicherheit gebe, werde sich der Konzern mit konkreten Aussagen zurückhalten.
Tatsache ist indes, dass die Klinik in der Kreisstadt bei Notfällen weiter sehr häufig angefahren wird. Gemäß Bilanz des Stormarner Rettungsdienstes war das im dritten Quartal dieses Jahres 896-mal der Fall. Was sogar eine deutliche Steigerung im Vergleich zum zweiten Quartal bedeutet, in dem nur 588 Notfälle in Bad Oldesloe aufgenommen worden waren.
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Asklepios-Klinik Bad Oldesloe: Konzern sieht neue Optionen für den Standort
Derweil sieht Asklepios dem Vernehmen nach in der Krankenhausreform sogar neue Optionen für den Standort Bad Oldesloe. Denkbar sei etwa ein Ausbau der ambulanten Versorgung. Ein entsprechendes Zentrum mit verschiedenen Fachabteilungen gibt es bereits. Doch auch das Krankenhaus selbst steht laut Sprecher Matthias Eberenz nicht zur Disposition.
Zwar ist die Zahl der Betten inzwischen von 135 Mitte des Jahres um mehr als 20 reduziert worden. Zu einem Stellenabbau ist es aber nicht gekommen. Noch immer sind rund 300 Mitarbeiter in dem Haus beschäftigt. Insbesondere die Fachbereiche Kardiologie und Geriatrie wurden ausgebaut. Wie bereits berichtet, hatte der Krankenhausbetreiber zu Jahresbeginn mehrere Herzspezialisten der Segeberger Kliniken nach Bad Oldesloe geholt.