Ammersbek. Von Ammersbek über Ahrensburg bis Bargteheide und Trittau beschweren sich Bürger. Laut Deutscher Post normalisiert sich die Lage.
Den täglichen Gang zum Briefkasten hätte sich der Ammersbeker Bernd A. Sutter an den meisten Tagen in den vergangenen Wochen sparen können. Gut zehnmal in Folge erwartete ihn beim Öffnen – nichts. „Dann kamen plötzlich an einem Tag elf Briefe, eine Postkarte und ein Päckchen auf einmal an“, sagt Sutter. Die ältesten Briefe seien zwei Wochen zuvor abgeschickt worden. Und wie Sutter, der im Ortsteil Rehagen/Schäferdresch wohnt, geht es offenbar noch vielen Bürgern in anderen Städten und Gemeinden im Kreis Stormarn.
„Das ist schon erschütternd, dass sich die Leistungen so drastisch verschlechtern und parallel die Preise deutlich steigen“, sagt Sutter. Ab Anfang Januar erhöht sich das Porto für Standardbriefe (noch 85 Cent) und Postkarten (noch 70 Cent) auf jeweils 95 Cent. Ein Kompaktbrief kostet dann 1,10 statt 1,00 Euro.
Wochenlang keine Briefe von der Post: Ammersbeker üben harte Kritik
Bernd A. Sutter, der sich auch ehrenamtlich in der Kommunalpolitik engagiert, hat kein Verständnis für diese Unternehmensführung. „Wer beispielsweise Rechnungen innerhalb einer bestimmten Frist überprüfen oder überweisen muss, kann schnell in Verzug geraten“, sagt er. Bei ihm seien wichtige Sitzungsunterlagen zur Vorbereitung auf den Kreistag erst verspätet angekommen. „Ich habe dort zwar auch einen digitalen Zugriff, aber das kann und will nicht jeder Abgeordnete“, sagt er. Ein weiteres Beispiel für den abnehmenden Service sei die Schließung von Postfilialen und die Verlagerung der Aufgaben auf Kioske oder andere kleine Läden.
„Ist noch jemand betroffen?“, wollte Sutter wissen und stellte diese Frage in einem Post auf der Facebook-Seite „Stormarn aktuell“. Die Antworten mit ähnlichen Erfahrungen ließen nicht lange auf sich warten. „Wir in Elmenhorst haben auch seit gut zwei Wochen keine Briefpost“, so eine Nutzerin. In Nütschau (Gemeinde Travenbrück) gehe das schon seit mehr als einem Jahr so, berichtete eine weitere Mitleserin.
Nach Facebook-Aufruf kommen Beschwerden aus vielen Orten
Ähnliche Beschwerden kamen aus Ahrensburg, Bargteheide, Elmenhorst, Großhansdorf, Delingsdorf, Hoisdorf und Trittau sowie aus Barnitz, Meddewade und Brunsbek. Andere Kommentatoren etwa aus Bad Oldesloe und Glinde berichten, dass es bei ihnen keine Verzögerungen gebe. Mehrfach werden die zuverlässigen Zusteller gelobt.
Auf den Kommentar „In Grönwohld gibt es auch schon länger keine Briefe“ kam eine überraschende Antwort. Dort habe eine Zustellerin von der Anordnung berichtet, dass in einer Woche ausschließlich Pakete und in der nächsten Woche ausschließlich Briefe ausgeliefert werden sollten.
Trittauerin fährt zum Verteilzentrum und holt Briefe selbst ab
Eine kreative Lösung des Problems schilderte eine Trittauerin. Auch dort sei innerhalb von 15 Werktagen keine Post verteilt worden. Deshalb sei sie zum Verteilzentrum in dem 9200-Einwohner-Ort gefahren, habe dort an der Tür geklopft und ihre Briefe persönlich abgeholt. Nach Beschwerdeanrufen und E-Mails habe sich die Situation dann verbessert.
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Laut DHL Group ist die Zahl der Sendungen zum Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr besonders hoch. So wurden am 2. Dezember erstmals mehr als zwölf Millionen Pakete innerhalb von 24 Stunden sortiert. Das waren so viele wie nie zuvor. Das Unternehmen beschäftige rund 10.000 Aushilfskräfte, die das Team aus mehr als 115.000 Zustellerinnen und Zustellern sowie rund 39.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Sortierzentren verstärken. Zudem habe DHL bundesweit in der Weihnachtszeit rund 11.000 zusätzliche Fahrzeuge im Einsatz.
Unternehmenssprecher dementiert, dass Pakete jetzt Vorrang hätten
„Auch in Stormarn hat sich die Lage inzwischen normalisiert“, sagt Tobias Buchwald, für den Norden zuständiger Pressesprecher bei der DHL Group in Hamburg. Zwischen Briefen und Paketen werde kein Unterschied gemacht. Es gelte die Methode „First in – First out“. Was zuerst im Lager ankommt, wird auch zuerst ausgeliefert.
Personell seien die Zustellstützpunkte durchweg gut besetzt. „Natürlich werden immer mal wieder Mitarbeiter gesucht“, sagt Buchwald. Aktuelle Stellenanzeigen sind auf der Homepage careers.dhl.com/eu/de/zustellung-betrieb zu finden. Postboten für Briefe beziehungsweise Pakete und Briefe können beispielsweise in Ahrensburg und Trittau sofort in einer 38,5-Stunden-Woche anfangen. Der Tarif-Stundenlohn beträgt 17,60 Euro.
Bundesnetzagentur sammelt Reklamationen und greift ein
Die Deutsche Post AG ist laut Postgesetz verpflichtet, im Jahresdurchschnitt 95 Prozent der Briefe und Pakete in Deutschland innerhalb von drei Werktagen auszuliefern. 99 Prozent müssen nach vier Werktagen ankommen. Es gibt aber keinen gesetzlichen Anspruch, dass ein einzelner Brief innerhalb dieser Fristen befördert wird.
Erste Anlaufstelle bei Beschwerden ist der Dienstleister. Die Deutsche Post hat ein Servicetelefon mit der Nummer 0228/433 31 12 eingerichtet. Es ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr und sonnabends von 8 bis 14 Uhr besetzt.
Bei anhaltenden Mängeln können Verbraucher die Bundesnetzagentur einschalten. Sie beantwortet Fragen, sammelt Reklamationen und prüft die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Online ist die Infrastrukturbehörde unter www.bundesnetzagentur.de/post zu erreichen, Briefe gehen an: Bundesnetzagentur, Tulpenfeld 4, 53113 Bonn.