Glinde. Becken für Schulen und Sportverein ist veraltet und zu klein. Jetzt wurde ein Projekt aus einer anderen Stadt in der Region vorgestellt.

Der Abriss ist mehr als wahrscheinlich. Über einen möglichen Zeitpunkt haben die Politiker in Glinde noch nicht geredet. Ihnen ist aber bewusst, dass das kleine Lehrschwimmbecken auf dem Areal der Grundschule Tannenweg früher oder später ausgedient hat. Ständig geht etwas kaputt, Ersatzteile sind schwer zu beschaffen, der Wasserverbrauch ist ob veralteter Technik hoch. Wie wär‘s also mit dem Neubau einer Schwimmhalle? Den Parteienvertretern wurde jetzt ein Projekt vorgestellt, das die Vereinigten Stadtwerke umgesetzt haben: die Möllner Welle, eine Halle für jedermann. So voluminös wie im Kreis Herzogtum Lauenburg soll es in Glinde nicht werden. Außerdem müsste geklärt werden, ob man das Objekt der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Bürgermeister Rainhard Zug hat dazu eine klare Meinung. „Ziel war es immer, dass jedes Glinder Kind in der Stadt das Schwimmen lernt. Ich bin gegen einen allgemeinen Betrieb.“ Am Tannenweg bieten der TSV und die Volkshochschule Kurse an. Nutzer sind zudem Schulen. Die Vertreter der Vereinigten Stadtwerke habe er eingeladen, damit die Entscheidungsträger ein Gefühl bekämen zum Gesamtumfang. Die 2016 eröffnete Welle mit ihren 2533 Quadratmetern kostete 6,9 Millionen Euro. Heute würden es 11,8 Millionen sein.

Freischwimmerprüfung ist in Glinder Halle nicht möglich

Die Freizeitstätte hat ein sogenanntes Sportbecken mit vier 25-Meter-Bahnen und einer Tiefe von 130 bis 200 Zentimetern, eines für Nichtschwimmer, eine Wasserspiel- sowie Kleinkinderzone. Hinzu kommt der Saunabereich mit Tauchbecken, Ruheraum und Kaminecke. Fünf Vollzeitkräfte, drei Auszubildende und vier Aushilfen arbeiten dort. Erwachsene zahlen für das Dreistundenticket ohne Sauna fünf Euro Eintritt, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre drei. Im vergangenen Jahr zählte man 70.000 Besucher. Nach Steuern stand ein Minus von 743.000 Euro. Die Vereinigten Stadtwerke, ein Zusammenschluss jener aus Bad Oldesloe, Ratzeburg und Mölln, können sich das leisten, weil sie quersubventionieren. Das Geschäft mit zum Beispiel Strom und Gas wirft genug ab.

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All diese Zahlen erfuhren die Glinder Parteien im jüngsten Kulturausschuss – und auch, dass nur 20 Prozent der Gäste von Schulen und Vereinen sind. Daryl Bebenroth, Bereichsleitung Bäder der Vereinigten Stadtwerke, kennt die Gegebenheiten im Glinder Lehrschwimmbecken und würde es nicht sanieren. Er riet den Entscheidungsträgern zu einem Neubau mit 25-Meter-Bahn sowie einer Tiefe, die es ermöglicht, das Abzeichen in Bronze zu erwerben. Bei der Freischwimmerprüfung muss man tauchen und einen Ring aus zwei Meter Tiefe holen.

Hausmeister entnehmen Wasserproben, messen PH- und Chlorwert

In der kleinen Halle aus den 60er-Jahren beträgt die Beckengröße acht mal zwölf Meter, die tiefste Stelle ist 110 Zentimeter. Weil nur VHS, Schulen und der TSV Stunden belegen, ist der Personalaufwand für die Stadt überschaubar. Hausmeister entnehmen Wasserproben, messen PH- und Chlorwert. Einen Bademeister braucht es nicht. Das wäre anders bei einem Neubau mit Zugang für alle. Wegen ständiger Reparaturen und damit verbundenen Sperrungen ist die Gemeinschaftsschule Wiesenfeld mit den Nichtschwimmern der Klassen fünf und sechs inzwischen von Glinde ins Reinbeker Freizeitbad gewechselt.

Dieser Einrichtung will Matthias Sacher, zweiter stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, mit einem Neubau keine Konkurrenz machen. „Ich kann mir aber vorstellen, dass es an Sonnabenden und Sonntagen mit einem Trägerverein öffentliches Schwimmen gibt.“ Das seien alles nur Gedankenspiele. Was für ihn hingegen feststeht: „Wir können nicht so eine große Anlage wie in Mölln schaffen.“ Lange Ausfallzeiten will die Politik mit Blick auf das Schulschwimmen vermeiden. Deshalb kann die Halle nicht an identischer Stelle ersetzt werden. Platz ist auf dem Areal des Schulzentrums am Oher Weg. „Dort ist planerisch ohnehin eine Schwimmhalle vorgesehen“, sagt Bürgermeister Zug.

FDP-Fraktionsvizin: Wer Sauna will, soll ins Vabali Spa gehen

Grünen-Stadtvertreter Sam Momeni betont, er sei einem Neubau gegenüber nicht abgeneigt: „Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche das Bad in ihrer Freizeit nutzen können, ohne Kursteilnehmer zu sein.“ Er will also auch mehr als Schul- und Vereinsschwimmen. Noch deutlicher wird die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Barbara Bednarz: „Ich bin dafür, die Halle für alle zugänglich zu machen. Sie sollte die ganze Woche geöffnet sein.“ Auf eine Saunalandschaft will sie verzichten, dafür habe man in Glinde das Vabali Spa. Die 2022 eröffnete Wellnessoase mit integriertem Hotel kommt gut an, rechnet in diesem Jahr mit 350.000 Besuchern.

Sozialdemokrat Wolfgang Westphal sagt, Knackpunkt sei die Finanzierung der Schwimmhalle. „Glinde steht eine sehr kostenintensive Schadstoffsanierung des Schulzentrums bevor. Aus technischer Sicht muss man jedoch irgendwann einmal ein neues Becken errichten.“ Solange das jetzige noch funktioniert, sei man nicht extrem unter Zugzwang. Und im Gegensatz zu manch anderen Grundschulen im Kreis hätten die Glinder immerhin noch Schwimmunterricht.