Stapelfeld. Im zweiten Quartal 2025 soll die neue Anlage der EEW in Stapelfeld in Betrieb gehen. Wichtige Vorbereitungen laufen in diesen Tagen.
Rund ums neue Müllheizkraftwerk (MHKW) in Sichtweite zur A1 in Stapelfeld kann es in diesen Tagen außergewöhnlich laut werden. Der Betreiber EEW Energy from Waste Stapelfeld (EEW) reinigt von Dienstag, 10. Dezember, bis Freitag, 20. Dezember, den neuen Kessel. „Dabei kommt das Verfahren des Dampfblasens zum Einsatz, bei dem Hochdruckdampf über das Rohrleitungssystem abgeführt wird“, sagt ein Unternehmenssprecher.
Die Arbeiten sind montags bis freitags zwischen 7 und 17 Uhr geplant. Für die damit einhergehende Lärmentwicklung bittet EEW alle Anwohnerinnen und Anwohner um Verständnis. „Für die Reinigung des Kessels verwenden wir Hochdruckdampf, der aus vollentsalztem Wasser gewonnen wird“, sagt Guido Lücker, Technischer Geschäftsführer von EEW Stapelfeld. Diese Maßnahme dient dazu, baustellenbedingte Verunreinigungen wie Sand und Zementreste aus den Kesselrohren zu entfernen, bevor der Kessel in Betrieb genommen wird. So wird sichergestellt, dass der Wärmeübergang optimal funktioniert und der 120-Megawatt-Kessel, der mit seiner Größe und Leistung neue technische Maßstäbe setzt, einen hohen Wirkungsgrad erreicht.
Neues Müllheizkraftwerk in Stapelfeld: Lärm und Dampfwolken
Darüber hinaus könnten Ablagerungen, die während des Betriebs mit dem Dampf in Kontakt kommen, die empfindlichen Schaufeln der Turbine beschädigen. „Kleinste Verunreinigungen können durch die hohe Geschwindigkeit des Dampfs große Schäden anrichten, wenn sie auf die Turbinenschaufeln treffen. Im schlimmsten Fall könnte dies zu einem Totalschaden der Turbine führen, was die Stromerzeugung erheblich beeinträchtigen würde“, erklärt Guido Lücker weiter.
Während der Reinigungsarbeiten wird der verbrauchte Dampf über einen Schalldämpfer nach draußen abgeführt. Dennoch könne es zu einem erhöhten Lärmpegel kommen. Außerdem ist der freigesetzte Wasserdampf vereinzelt als Wolke zu sehen.
Im Frühjahr 2025 soll die Anlage den Regelbetrieb aufnehmen
Vor einem Monat waren im Kessel erstmals die Brenner zum An- und Abfahren gezündet worden. Im zweiten Quartal 2025 soll die Anlage, die nach früheren EEW-Angaben rund 220 Millionen Euro kostet, in den Regelbetrieb gehen. Anschließend wird die nebenan stehende, 1979 eingeweihte Müllverbrennungsanlage (MVA), stillgelegt und abgebaut.
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Das neue Heizkraftwerk kann bei mindestens 850 Grad Celsius jährlich bis zu 350.000 Tonnen Restmüll verbrennen. Das ist dieselbe Menge wie die 45 Jahre alte MVA mit zwei Öfen. Etwa 100.000 Tonnen Abfall kommen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. In Zukunft sollen 225.000 Megawattstunden Strom produziert werden, mehr als doppelt so viel wie jetzt. Hinzu kommen bis zu 400.000 Megawattstunden Fernwärme. Diese reichen rechnerisch, um 50.000 Haushalte zu beheizen.
„Denkpause“ beim bereits begonnenen Bau der Klärschlammverbrennung
Den Bau der separaten Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) hatte die Geschäftsführung im Juli dieses Jahres überraschend aus wirtschaftlichen Gründen gestoppt. Grund waren immens gestiegene Investitionskosten und deutlich sinkende Einnahmeerwartungen. Eine Denkpause von zwei Jahren soll genutzt werden, um eine Lösung zu finden.
Stapelfeld ist einer von 17 Standorten der EEW-Gruppe in Europa. Mehr als 1500 Beschäftigte kümmern sich um die Verwertung von rund fünf Millionen Tonnen Abfällen im Jahr. Dabei entsteht Strom für 700.000 Haushalte. Das Unternehmen will bis 2030 klimaneutral sein und bis 2045 klimapositiv wirtschaften.