Glinde. Verein löst sich zum 31. Dezember auf. Einrichtung bekommt neue Organisationsform. Das wirkt sich auf Gehälter der Angestellten aus.

Der Fortbestand der Glinder Musikschule ist gesichert. Die Politik befürwortet den Übergang der Einrichtung in die Sönke-Nissen-Park-Stiftung. Der entsprechende Beschluss wurde in der Stadtvertretung unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefasst, weil es um Vertragsangelegenheiten ging. Die Lehranstalt wird noch von einem Verein betrieben, dieser jedoch zum 31. Dezember liquidiert. Aufgrund der geringen Mitgliederzahl und einer Überalterung sieht er sich nicht mehr in der Lage, das Angebot aufrechtzuerhalten. Die Stadt nimmt im kommenden Jahr fast dreimal soviel Geld in die Hand als 2024, damit Kinder zum Beispiel an Klavier, Gitarre und Schlagzeug unterrichtet werden.

„Alles ist auf Grün gestellt“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug, der zugleich Vorstandsvorsitzender der Stiftung ist. Das Gremium und Stiftungsrat treffen sich am 14. November. An diesem Tag wird entschieden, ob man der Integration der Musikschule ebenfalls zustimmt. Das ist nur eine Formalie. „Es gibt einige Details zu klären, unter anderem fehlt noch eine Vermögensübersicht“, berichtet der Rathauschef. Matthias Sacher, Schatzmeister der Musikschule und Mitglied im Stiftungsrat, hat keine Zweifel, dass die Sache durchgewunken wird. Er sagt: „Musik war mir stets eine Herzensangelegenheit, insbesondere was die Ausbildung von Kindern angeht. Es ist großartig, dass diese Lösung zustande gekommen ist.“

Glinde: Beliebte Musikschule gerettet – Lehrer bekommen neuen Tarifvertrag

Die Glinder Musikschule existiert seit 1984 und ist eine Erfolgsgeschichte. Jedes Jahr werden im Schnitt 500 Kinder an Instrumente herangeführt. Aktuell sind es 280 Beitragszahler. Sie hat ihren Sitz im Schulzentrum am Oher Weg und eine Zweigstelle in der Grundschule Klosterbergen in Reinbek. Im September startete der neue Kursus mit dem Namen Musikgarten. Hier wird Jungen und Mädchen ab einem Alter von eineinhalb Jahren spielerisch das Musizieren vermittelt. Man singt, tanzt und macht rhythmische sowie melodische Echospiele bei Anwesenheit eines Elternteils. Außerdem gibt es die sogenannten Kleeblatt-Chöre, die auf Veranstaltungen das Publikum unterhalten. Allein in den vergangenen 20 Jahren war man an mehr als 500 Events beteiligt: Neujahrsempfänge, Weihnachtssingen, Straßenkonzerte. Die Musikschule ist ein wichtiger Kulturträger der Stadt.

Sie kooperiert auch mit allgemeinbildenden Schulen, so geben etwa Honorarkräfte der Orchesterklasse des Gymnasiums nachmittags Instrumentalunterricht. 18 Lehrer arbeiten zurzeit für die nur noch wenige Wochen ehrenamtlich geführte Körperschaft. Künftig bekommen alle Mitarbeiter mehr Geld, weil für sie durch den Übergang in die Stiftung ein neuer Tarifvertrag gilt. Auch deswegen erhöht die Stadt den Zuschuss von 25.000 auf 70.000 Euro pro Jahr. Diese Summe ist erst mal für 2025 eingeplant. Bisher wurde die Förderung für die Rabattierung der Gebühren für Glinder Musikschüler verwendet, künftig wird die Kommune der Stiftung die Personalkosten für die musikalische Leitungsstelle sowie Bürokräfte vollständig erstatten. Die Einrichtung hat fünf Angestellte.

Musikschule Glinde: Kanadischer Meistergeiger ist seit September Direktor

Der geschäftsführende Vorstand war an die Politik herangetreten und hatte vorgeschlagen, die Musikschule in einer anderen Organisationsform am Leben zu erhalten. Und man war offenbar überzeugt, dass das auch gelingt. Denn im September wurde mit dem Kanadier Ian Mardon ein neuer Direktor eingestellt. Die Stelle umfasst eine Wochenarbeitszeit von 20 Stunden. Das reicht dem Geigenvirtuosen, schließlich unterrichtet er noch in seinem eigenen Haus in Hamburg-Neugraben und gibt bis zu 30 Konzerte im Jahr. Mardon spielte bereits in der legendären Carnegie Hall in New York, brachte CDs auf den Markt. Er ist in Glinde bekannt, leitet seit 2012 die Gutshaus-Konzerte.

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Der Meistergeiger ist Nachfolger des Gründungsmitglieds Dieter Teske, der 40 Jahre an der Spitze der Musikschule stand und weiterhin als Chorchef fungiert. Bis zum 31. August kommenden Jahres ist der Rentner auf Minijobbasis angestellt, um Mardon einzuarbeiten. Das verursacht natürlich Mehrkosten.

Wie die Musikschule Glinde: Volkshochschule wurde 2022 in Stiftung integriert

Die Musikschule ist nicht die erste Bildungseinrichtung, die Bestandteil der Sönke-Nissen-Park-Stiftung wird. Genauso wurde mit der Volkshochschule verfahren. Sie ist seit 2022 selbstständige Sparte mit dem Namen Glinder Kultur- und Bildungswerk (GKB) und in einem Drei-Säulen-Modell verankert. Weitere Bereiche sind Gemeinwesenarbeit sowie Schuldner- und Insolvenzberatung. Die Stiftung ist im Gutshaus an der Möllner Landstraße beheimatet. Zu ihren Tätigkeitsfeldern gehört unter anderem das Betreuungsprojekt für Jugendstraffällige. In der Immobilie sind zudem Pflegestützpunkt, Arbeiterwohlfahrt, Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband und die Glinder Tafel untergebracht.

Zur Unterstützung der Musikschule wird ein Kuratorium eingesetzt. Es gibt Empfehlungen zur Haushaltsplanung, Jahresabrechnung und der Gebührenordnung. Mitglieder sind Mardon, der Bürgermeister oder ein von ihm bestimmter Rathausmitarbeiter, jeweils eine Person aus Stiftungsvorstand und -rat sowie je ein Vertreter aus den Fraktionen. Der Vertrag zwischen Glinde und der Stiftung über die Trägerschaft gilt ab 1. Januar 2025.