Ahrensburg. Initiative macht sich für inklusive Anlage in Ahrensburg stark. Nachdem erster Vorstoß scheiterte, präsentiert die Gruppe neuen Standort.
- Initiative wünscht sich in Ahrensburg eine Kletterhalle als Sport- und Inklusionsangebot
- Integration in Neubau des Schulzentrums Am Heimgarten ist vom Tisch
- Gruppe schlägt Stormarnplatz im Stadtzentrum als neuen Standort vor
Die Initiative „Klettern in Ahrensburg“ kämpft weiter für ihre Idee von einer inklusiven Kletter- und Boulderhalle in der Schlossstadt. Nachdem ein Bau als Teil des neuen Schulzentrums Am Heimgarten vom Tisch ist, hat das Bündnis sich nun einen neuen Wunschstandort ausgeguckt: den Stormarnplatz im Stadtzentrum. Genauer: den direkt neben dem Rathaus gelegenen Teil östlich der Fußballfelder, auf dem sich derzeit ein provisorischer Parkplatz befindet.
„Die Kletterhalle soll eine inklusive Sport- und Begegnungsstätte sein. Der Standort muss deshalb zentral gelegen und gut erreichbar sein, insbesondere mit den öffentlichen Verkehrsmitteln“, sagt Michael Mattischent, Mitbegründer der Initiative. Ein Bau im Gewerbegebiet mache wenig Sinn.
Ahrensburg: Neue Kletterhalle mitten in der City – das ist der Plan
Mitte Mai war die Gruppe mit der Idee an die Öffentlichkeit gegangen, in Ahrensburg eine Indoor-Kletteranlage zu bauen. Binnen kurzer Zeit registrierten sich mehr als 50 Menschen auf der Internetseite der Initiative als Unterstützer, darunter Vertreter von Sportvereinen, und der Schulen, Sozialpädagogen und der Ahrensburger Behindertenbeirat.
„Eine Kletterhalle wäre eine große Bereicherung für das Sportangebot in Ahrensburg“, sagt Mattischent, der am Eric-Kandel-Gymnasium Englisch und Sport unterrichtet. „Wer klettern möchte, ist derzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 45 Minuten zu den nächstgelegenen Anlagen in Wandsbek, Wilhelmsburg, Lokstedt oder Lübeck unterwegs“, so Mattischent.
Ahrensburg: Klettern bietet als Sport Chancen für Integration und Inklusion
Klettern biete als Sport einen enormen pädagogischen Mehrwert. „Vor allem der sozial-kommunikative Aspekt innerhalb einer Seilschaft verleiht dieser Sportart eine hohe Qualität“, so der Pädagoge. Beim Klettern seien ein intensives Miteinander und viel Vertrauen erforderlich. Mattischent sieht deshalb auch große Chancen für Integration und Inklusion. „Beim Klettern kommt eine starke Bindung zustande“, sagt er. Es laufe zudem viel kontrollierter ab als Ball- oder Mannschaftssportarten.
Am Heimgarten-Schulzentrum gibt es seit 2014 eine Kletterwand in der Sporthalle. Finanziert wurde sie damals mit Spendengeld und durch die Unterstützung von Stiftungen. Rund 300 Schüler seien in den vergangenen zehn Jahren mit den Kletterscheinen Toprope und Vorstieg des Deutschen Alpenvereins (DAV) qualifiziert worden, so Mattischent. Das Interesse der Jugendlichen sei ungebrochen hoch.
Initiative wollte Kletterhalle in Ahrensburg ursprünglich als Teil des neuen Schulzentrums bauen
Die 15 Meter breite und acht Meter hohe Anlage steht jedoch fast ausschließlich für den Sportunterricht und die Angebote der Offenen Ganztagsschule zur Verfügung. Für andere Schulen, Vereine und den Freizeitsport sind keine Hallenzeiten mehr übrig.
Die Initiative hatte ursprünglich vorgeschlagen, im Zuge des geplanten Neubaus des Schulzentrums auch eine Kletterhalle auf dem Gelände zu errichten, um so Synergieeffekte zu nutzen. Im Lehrerkollegium sei bereits Kletterkompetenz vorhanden, zudem sei durch die Nähe zu den Schulen sichergestellt, dass die Halle auch am Vormittag genutzt werde.
Umplanung des Schulzentrums hätte zu Verzögerung und höheren Kosten geführt
Ahrensburgs Politiker erteilten der Idee jedoch eine Absage. Der Vorsitzende des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses, Christian Schubbert, begründete das damit, dass eine Umplanung eine Verzögerung des Mega-Projektes nach sich ziehen würde. Die Arbeiten sollen 2026 beginnen und bis 2031 abgeschlossen sein. „Verzögerungen bedeuten steigende Baukosten“, so der Grünen-Politiker. Diese waren zuletzt ohnehin auf geschätzt 114,9 Millionen Euro gestiegen. Ursprünglich hatte Ahrensburg mit etwa 80 Millionen Euro kalkuliert.
Die Initiative hielt trotz Absage an ihrer Idee fest und suchte nach einem neuen Standort. In der Zwischenzeit hat die Gruppe auch einen Entwurf von einem Architekturbüro erstellen lassen, der zeigen soll, wie eine Kletterhalle aussehen könnte.
Ahrensburg: Entwurf sieht Kletter- und Boulderbereich sowie ein Inklusionscafé vor
Das Konzept des auf vergleichbare Gebäude spezialisierten Büros Kletterbau aus Frankfurt am Main sieht eine Halle mit einem 181 Quadratmeter großen Boulder- und einem 128 Quadratmeter großen Kletterbereich vor. Letzterer hat eine Gesamthöhe von 17 Metern, das restliche Gebäude ist zweistöckig. Als Bouldern wird das Klettern ohne Sicherung bis zur Absprunghöhe bezeichnet.
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Im Erdgeschoss gibt es außerdem Umkleiden sowie ein Inklusionscafé mit Küche, das als Begegnungsstätte genutzt werden kann. Im Obergeschoss sind ein Seminarraum, weitere Umkleiden und ein knapp 50 Quadratmeter großer Krafttrainingsraum zu finden. Insgesamt würden für das Gebäude knapp 570 Quadratmeter Fläche benötigt. „Unser Entwurf zeigt eine schlüsselfertige Halle“, sagt Mattischent.
Neue Kletterhalle in Ahrensburg: Initiative sieht Nähe zu Jugendzentren als weiteren Standortvorteil
Als weiteren Standortvorteil des Stormarnplatzes hebt der Pädagoge neben der Erreichbarkeit die direkte Nachbarschaft zu den Jugendzentren Bruno-Bröker-Haus und Juki 42 hervor. Dadurch sei etwa eine Nutzung durch die städtische Jugendarbeit denkbar.
Der Standort ist jedoch alles andere als unproblematisch. Nach der Fertigstellung des Edeka-Marktes und der Wohnungen samt Tiefgarage auf der Alten Reitbahn soll anstelle des Interimsparkplatzes ein urbaner Stadtpark angelegt werden. So haben es Ahrensburgs Stadtverordnete beschlossen, die Pläne liegen bereits vor. Dass die Politiker diesen Beschluss rückgängig machen, scheint unwahrscheinlich. Mattischent will sich davon nicht abschrecken lassen. „Wir wollen das Gespräch mit den Fraktionen suchen, um zu schauen, ob es Rückhalt für diesen Standort gibt“, sagt er.
Ahrensburg: Finanzierung und Betreiberkonzept für die Halle sind noch unklar
Weitere Fragezeichen stehen hinter der Finanzierung und dem Betreiberkonzept. Noch gibt es laut Mattischent keine konkrete Kostenberechnung. „Den Großteil wollen wir über Fördergeld finanzieren“, sagt er. Die Initiative erhofft sich unter anderem Mittel vom Landessportverband und aus der Inklusionsförderung. Dann müsse die Stadt Ahrensburg nur noch einen kleinen Rest tragen.
Auch das scheint angesichts der angespannten Haushaltslage der Schlossstadt, die deshalb zuletzt bereits Projekte verschieben musste, ein kritischer Punkt. „Ahrensburg braucht dringend Sportstätten“, hält Mattischent entgegen und verweist auf den aktuellen Sportentwicklungsplan. Wenn die Politiker sähen, dass es erhebliche Fördermittel gebe, könne das zu einem Umdenken führen, so die Hoffnung.
Mattischent wünscht sich Signal aus der Politik, ob das Projekt interessant ist
Bezüglich eines Betreiberkonzeptes gebe es bereits Ideen. „Ein Verein könnte die Federführung übernehmen oder die Stadt stellt als Teil der Jugendarbeit einen Sozialpädagogen ein“, sagt Mattischent. Es gebe viele Möglichkeiten. „Wir möchten erst mal ein Signal aus der Politik, ob das Projekt überhaupt interessant ist. Dann setzen wir uns zusammen und erarbeiten ein Konzept.“