Ahrensburg. Initiative macht sich für Errichtung einer Anlage im Zuge des Neubaus des Schulzentrums stark. Was hinter der Idee steckt.
Klettern erfreut sich als Trendsportart wachsender Beliebtheit. Allein in Hamburg haben in den vergangenen Jahren knapp ein Dutzend Kletterhallen und -parks eröffnet. In Stormarn gibt es bislang keine entsprechenden Angebote. Eine Initiative aus Ahrensburg möchte das jetzt ändern. Die Idee: Im Zuge des Neubaus des Schulzentrums Am Heimgarten soll in der Schlossstadt eine kombinierte Boulder- und Seilkletteranlage entstehen.
„Eine Kletterhalle wäre eine große Bereicherung für das Sportangebot in Ahrensburg“, sagt Michael Mattischent, der die Initiative ins Leben gerufen hat. Wer klettern wolle, sei derzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 45 Minuten zu den nächstgelegenen Anlagen in Wandsbek, Wilhelmsburg, Lokstedt oder Lübeck unterwegs.
Ahrensburg: Initiative setzt sich für den Bau einer Kletterhalle ein
Den Bedarf für eine Kletterhalle in Ahrensburg macht Mattischent auch an den mehr als 50 Unterstützern fest, welche sich der Initiative bislang angeschlossen haben, darunter neben Vertretern der Sportvereine SV Großhansdorf, Roter Stern Kickers und Wassersportfreunde Ahrensburg sowie des Deutschen Alpenvereins (DAV) auch Schüler, Eltern, Lehrer und Sozialpädagogen der weiterführenden Schulen in Ahrensburg, Bargteheide und Trittau, der Ahrensburger Behindertenbeirat und der Freundeskreis für Flüchtlinge.
Klettern biete als Sport einen enormen pädagogischen Mehrwert, sagt Mattischent, der am Eric-Kandel-Gymnasium (EKG) in Ahrensburg Englisch und Sport unterrichtet. „Vor allem der sozial-kommunikative Aspekt innerhalb einer Seilschaft verleiht dieser Sportart eine hohe Qualität“, sagt er.
Am Schulzentrum Am Heimgarten gibt es seit 2014 eine Kletterwand
„Beim Klettern ist ein intensives Miteinander erforderlich, es ist sehr viel Vertrauen gefragt“, sagt Mattischent. Beim Toprope-Klettern etwa, der Technik, die Anfänger zuerst erlernen, werde der Kletternde durch einen Partner am Boden gesichert, der laufend Seil einnehmen müsse. Der Kletterer kann sich dadurch jederzeit ohne Sturz ins Seil hängen.
Am Heimgarten-Schulzentrum gibt es seit 2014 eine Kletterwand in der Sporthalle. Finanziert wurde sie damals mit Spendengeld und durch die Unterstützung von Stiftungen. Rund 300 Schüler seien in den vergangenen zehn Jahren mit den Kletterscheinen Toprope und Vorstieg des DAV qualifiziert worden, so Mattischent. Das Interesse der Jugendlichen sei ungebrochen hoch.
Für eine außerschulische Nutzung sind nicht ausreichend Hallenzeiten vorhanden
Die 15 Meter breite und acht Meter hohe Anlage steht jedoch fast ausschließlich für den Sportunterricht und die Angebote der Offenen Ganztagsschule zur Verfügung. „Es bleiben kaum noch Hallenzeiten übrig“, sagt Mattischent. Interessenten wie die benachbarte Grundschule Am Reesenbüttel oder das Förderzentrum Albert-Schweitzer-Schule aus Bargteheide nutzen die Anlage in unregelmäßigen Abständen, etwa an Schulentwicklungstagen, an denen am EKG kein Unterricht stattfindet. „Sie würden gern häufiger kommen, aber leider haben wir die Kapazitäten nicht.“
Den pädagogischen Mehrwert des Kletterns hebt die Kreisschulsportbeauftragte, Nicola Wolter, hervor, die selbst auch am EKG unterrichtet. „Klettern verbindet Kraft- und Ausdauersport mit der Vermittlung sozialer Kompetenzen wie Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Teamfähigkeit“, sagt sie. Derzeit sei der Sportunterricht zudem häufig sehr stark auf Ballsportarten ausgerichtet. „Es ist wichtig, auch Angebote für Schülerinnen und Schüler zu schaffen, die nicht so ballaffin sind.“
Initiative sieht im Klettern eine große Chance für den Inklusionssport
Michael Mattischent sieht im Klettern deshalb auch große Chancen für Integration und Inklusion. „Beim Klettern kommt eine starke Bindung zustande“, sagt er. Es laufe zudem viel kontrollierter ab als Ball- oder Mannschaftssportarten.
Der Ahrensburger Behindertenbeirat unterstützt die Initiative. „Es gibt sehr wenige inklusive Sportangebote in Ahrensburg“, sagt der Vorsitzende Henning Rohwedder. Der Klettersport biete gute Möglichkeiten, Inklusion zu leben, weil jeder entsprechend seiner geistigen und körperlichen Voraussetzungen partizipieren könne und es keinen direkten Wettkampf gebe.
Halle könnte durch einen Verein oder eine gemeinnützige GmbH betrieben werden
Die Initiative wünscht sich für Ahrensburg eine kombinierte Kletter- und Boulderhalle. Als Bouldern wird das Klettern in Absprunghöhe (nicht höher als 4,50 Meter) ohne Sicherungsseil bezeichnet. Die Anlage müsse im Optimalfall rund 16 Meter hoch sein, um auch den Bedürfnissen des Vorstiegskletterns zu entsprechen. Bei dieser im Gegensatz zum Toprope-Klettern fortgeschrittenen Sicherungstechnik müssen die Kletterer sich selbst immer wieder mit einem Karabiner in verschiedene Ösen entlang der Route einhaken.
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Genutzt werden soll die Halle nach Vorstellung der Initiative von Schulen, Vereinen und der städtischen Jugendarbeit. Der Betrieb könne entweder durch einen Verein oder in Form einer gemeinnützigen GmbH organisiert werden. „Am Aspekt der Geschäftsform und einem Businessplan arbeiten wir aktuell“, sagt Mattischent.
Standort auf dem Gelände des Schulzentrums würde Snergieeffekte schaffen
Einen Standort hat die Initiative bereits im Visier: Das Gelände des Schulzentrums Am Heimgarten am Reesenbüttler Redder. Große Teile der maroden Bildungseinrichtung sollen zwischen 2025 und 2028 abgerissen und neu errichtet werden. Dafür hat Ahrensburg rund 105 Millionen Euro eingeplant.
„Wir schaffen so Synergieeffekte“, sagt Mattischent. Durch die Erfahrung mit der Schulkletteranlage in der Sporthalle, die erhalten bleiben wird, sei an dem Standort bereits Kletterkompetenz vorhanden. „Mindestens zehn Lehrkräfte am Eric-Kandel-Gymnasium und an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten verfügen über die Kletterlehrberechtigung“, sagt er. Darüber hinaus sei durch die Nähe zu den Schulen sichergestellt, dass die Halle auch am Vormittag genutzt werde.
Die Stadt müsste einen Großteil der Kosten in Höhe von mehreren 100.000 Euro tragen
Großer Knackpunkt sind die Baukosten. Sie liegen laut Mattischent schätzungsweise bei mehreren 100.000 Euro. Auch wenn es die Möglichkeit gebe, gemeinnützige Förderer und Spender ins Boot zu holen, müsse den Löwenanteil die Stadt Ahrensburg tragen, gibt Mattischent zu. „Wir führen in den kommenden Wochen Gespräche mit den politischen Fraktionen“, kündigt er an.
Von den Ergebnissen dürfte abhängen, inwieweit die Kletterhallen-Idee Zukunft hat oder vielmehr ein Wunschtraum bleibt. Wichtig sei eine schnelle Entscheidung, so Mattischent. „Die Planungen für das neue Schulzentrum sind schon weit fortgeschritten. Wenn man die Halle jetzt nicht mitplant, wird sie nachträglich nicht mehr an der Stelle umsetzbar sein.“
Mehr Informationen und Kontakt zur Initiative gibt es unter kletterninahrensburg.de.