Ahrensburg. Größte Fraktion will den Vorstoß für eine Anlage am Schulzentrum Am Heimgarten nicht unterstützen. Wie es mit der Idee nun weitergeht.
Eine Kletterhalle für Ahrensburg – mit diesem Vorstoß hatte die Initiative „Klettern in Ahrensburg“ Mitte Mai überrascht. Seitdem wirbt das Bündnis aus Sportlern, Vereinen und Organisationen bei der Politik um Unterstütztung. Nun haben die Kletterfreunde die erste Absage kassiert: Die Grünen, die die größte Fraktion in der Ahrensburger Stadtverordnetenversammlung bilden, wollen die Pläne nicht unterstützen.
„Wir sind überzeugt, dass Klettern eine attraktive Sportart ist und auch wertvolle Beiträge zu Integration und Inklusion leisten kann. Es gibt aber eine Reihe von Gründen, aufgrund derer die Fraktion das Projekt derzeit nicht unterstützen kann“, sagt Christian Schubbert, Schul- und Sportexperte der Grünen.
Kletterhalle in Ahrensburg: Grüne erteilen Initiative eine Absage
Die Initiative hatte vorgeschlagen, im Zuge des Neubaus des Schulzentrums Am Heimgarten, der von 2025 bis 2028 geplant ist, eine Kletterhalle zu bauen. In der Sporthalle, die vom Abriss verschont bleibt, gibt es seit 2014 eine Kletterwand. Finanziert wurde sie damals mit Spendengeld und durch die Unterstützung von Stiftungen. Die Anlage ist jedoch durch den Schulsport des Eric-Kandel-Gymasniums (EKG) und der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten vollständig ausgelastet, es bleiben keine Hallenzeiten für Vereine oder die Schüler anderer Schulen übrig.
Gleichzeitig sei das Interesse am Klettersport ungebrochen hoch. Immer wieder müsse er Anfragen von Vereinen und anderen Schulen ablehnen, sagt Michael Mattischent, der am EKG Englisch und Sport unterrichtet und seinerzeit zu den Initiatoren der Schulkletterwand gehörte. Rund 300 Schüler seien am Heimgarten-Schulzentrum in den vergangenen zehn Jahren mit den Kletterscheinen Toprope und Vorstieg des DAV qualifiziert worden.
Bündnis sieht in der Sportart einen enormen pädagogischen Mehrwert
„Klettern bietet als Sport einen enormen pädagogischen Mehrwert“, sagt Mattischent. „Vor allem der sozial-kommunikative Aspekt innerhalb einer Seilschaft verleiht dieser Sportart eine hohe Qualität.“ Beim Klettern seien ein intensives Miteinander und viel Vertrauen erforderlich, weshalb der Sport große Chancen für Integration und Inklusion biete.
In den vergangenen Jahre seien zahlreiche Kletteranlagen in Deutschland entstanden, was die Popularität der Sportart zeige. Im Kreis Stormarn gebe es aber bislang keine entsprechenden Angebote. „Wer klettern möchte, ist derzeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln mindestens 45 Minuten zu den nächstgelegenen Anlagen in Wandsbek, Wilhelmsburg, Lokstedt oder Lübeck unterwegs“, so Mattischent.
Anwohner des Heimgarten-Schulzentrums sind gegen eine zu hohe Bebauung
Als Standort wünscht sich die Initiative, in der sich mehr als 50 Unterstützer organisiert haben, das Heimgarten-Schulgelände, weil so Synergieeffekte genutzt werden könnten. Durch die Erfahrung mit der Schulkletteranlage sei dort bereits Kletterkompetenz vorhanden. „Mindestens zehn Lehrkräfte verfügen über die Kletterlehrberechtigung“, sagt Mattischent. Darüber hinaus sei durch die Nähe zu den Schulen sichergestellt, dass die Halle auch am Vormittag genutzt werde. Am Nachmittag sollen Vereine und die städtische Jugendarbeit dort Kletterkurse anbieten können.
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Aus Sicht der Grünen gibt es zwei wesentliche Punkte, die gegen das Vorhaben in der von den Initiatoren skizzierten Form sprechen. Der eine ist die für die Halle erforderliche Gebäudehöhe von rund 15 Metern. „Während der Planungen haben Anwohnerinnen und Anwohner Einspruch gegen eine hohe und randnahe Bebauung des Geländes erhoben“, sagt Schubbert, der auch Vorsitzender des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses in Ahrensburg ist.
Die Planungen für die neue Schule müssten noch einmal verändert werden
Dabei sei es um Verschattung gegangen und um das Gefühl zu, aus den Fenstern der Schule im eigenen Garten beobachtet zu werden. Deshalb seien die Pläne noch einmal geändert und die Bauten insgesamt niedriger gestaltet und weiter ins Zentrum des Geländes gerückt worden. „Ein Kletterturm würde dazu führen, dass dieser Konflikt wieder neu ausbricht.“
Der zweite Punkt sei der bereits fortgeschrittene Stand der Planungen. Die Integration einer Kletterhalle in den Gebäudekomplex würde es erfordern, noch einmal umzuplanen. Das koste Zeit. „Verzögerungen bedeuten steigende Baukosten“, so Schubbert. Schon jetzt ist das Bauprojekt mit Kosten in Höhe von geschätzt 105 Millionen Euro eines der teuersten Vorhaben der Stadtgeschichte. Hinzu kämen die Baukosten für die Halle selbst, die laut Mattischent bei mehreren 100.000 Euro liegen würden.
Es fehlen bereits Hallen- und Trainingskapazitäten in den Grundsportarten
„Außerdem kann die Stadt Ahrensburg momentan aufgrund der stark gestiegenen Einwohnerzahl noch nicht einmal den Bedarf an Sportstätten in den Grundsportarten zur Verfügung stellen“, sagt Schubbert. Hallenkapazitäten seien ebenso umkämpft, wie die Trainings- und Spielzeiten auf den Fußballplätzen. Hier Abhilfe zu schaffen, habe aus seiner Sicht Priorität. „Ein Kletterangebot an einem anderen Standort, für das nicht die Stadt als Hauptgeldgeber einstehen müsste, würden die Grünen gern unterstützen“, betont Schubbert.
Michael Mattischent zeigt sich von der Abfuhr enttäuscht, auch wenn ihn diese nicht überrascht habe. „Das Argument, keine weitere Verzögerung beim Schulzentrum-Neubau riskieren zu wollen, ist nachvollziehbar“, sagt er. Dennoch werde eine Chance für Ahrensburg vertan.
Initiative möchte nicht aufgeben und hat bereits einen neuen Standort im Visier
Die übrigen vier Ahrensburger Fraktionen haben sich bislang nicht öffentlich zu dem Vorstoß positioniert. Ohne die Unterstützung der größten Fraktion sei eine Umsetzung aber wenig realistisch, so Mattischent. Aufgeben will das Bündnis trotzdem nicht. „Wir halten an der Idee fest und schauen nach alternativen Standorten“, sagt er. Wichtig sei, dass die Fläche möglichst zentral liegt und gut erreichbar ist. „Wir haben einen Standort im Auge“, so Mattischent. Welche könne er derzeit aber noch nicht verraten.