Ahrensburg. Vereine bekommen zu wenig Hallenzeiten, Schüler keinen Schwimmunterricht. Sieker Verein will Millionenprojekt kreativ finanzieren.

Immer weniger Schwimmhallen, damit immer weniger Trainingszeiten, dadurch immer weniger Kinder, die sicher schwimmen können – das Fazit einer Umfrage unter den im Kreissportverband (KSV) Stormarn organisierten Schwimmvereinen und -abteilungen illustriert einmal mehr ein gewaltiges Defizit. Mehr noch spricht wenig dafür, dass sich an dieser negativen Tendenz in den kommenden Jahren etwas ändern wird. „Ohne neue Schwimmbadkapazitäten und mehr Schwimmlehrer wird eine nachhaltige Wende zu Besseren kaum möglich sein“, sagt Joachim Wagner, Fraktionschef der CDU-Kreistagsfraktion.

Schwimmhallen in Stormarn: Der Mangel ist riesengroß

Elf der zwölf an der KSV-Umfrage beteiligten Schwimmvereine gaben an, die verfügbaren Trainingszeiten seien bei Weitem nicht ausreichend, um die Nachfrage zu decken. Lediglich ein Verein aus Ahrensburg beurteilte das anders. Kein Wunder, ist das Badlantic in der Schlossstadt aktuell das einzige Bad im Kreis, das überhaupt ganzjährig Schwimmzeiten anbieten kann.

Zwei Vereine aus Südstormarn bezifferten ihren Mehrbedarf mit 30 sowie 20 Zeiteinheiten (à 60 Minuten) pro Woche, ein Verein in Bargteheide gab 25 an. Nur sechs von zwölf Abteilungen können mehr als zehn Einheiten nutzen. Insgesamt bräuchten die Stormarner Vereine rund 130 Zeiteinheiten pro Woche mehr.

Schwimmhallen in Stormarn: Allein in Bargteheide fehlen 30 Ausbilder und Helfer

Der SV Preussen aus Reinfeld würde sich generell zwei verfügbare Bahnen wünschen. Tatsächlich steht der Mehrzahl aller Vereine aber lediglich eine Bahn zur Verfügung. Und oftmals nicht mal die. Drei müssen sich mit Kapazitäten in einem Lehrschwimmbecken begnügen, die in der Regel über keine 25-Meter-Bahn verfügen.

Schwimmhallen-Projekt H2O
So soll das Schwimmhallenprojekt H2O in Siek einmal aussehen, hier das kleinere der beiden Becken. © HA | Kröger Architektur

Ähnlich dramatisch stellt sich die Lage hinsichtlich der verfügbaren Übungsleiter dar. Sieben Vereine gaben an, keine ausreichende Anzahl an qualifizierten Fachkräften einsetzen zu können, der Hälfte aller Schwimmabteilungen mangelt es zudem an zusätzlichen Helfern, um die Schwimmangebote regelmäßig anbieten zu können. Bargteheide bezifferte seinen Personalbedarf auf zehn Ausbilder und 20 Helfer, Reinfeld auf fünf plus acht. In Reinbek fehlen mindestens 15 Kräfte, in Barsbüttel acht, in Glinde vier.

Schwimmunterricht in Stormarn: Nur 268 Kinder konnten zum Seepferdchen geführt werden

So verwundert es nicht, dass im laufenden Jahr in den an der Umfrage beteiligten Vereinen gerade 268 Kinder bis zum Seepferdchen geführt werden konnten. Eine nachgerade verschwindend geringe Zahl angesichts von rund 10.000 Grundschülern im Kreis. Wobei auch im Rahmen des Schwimmunterrichts an Stormarns Grundschulen das Abzeichen erworben werden kann. Allerdings können längst nicht mehr alle Grundschulen einen regelmäßigen Schwimmunterricht anbieten.

Schwimmhallen-Projekt H2O
Die Außenansicht des „H2O“-Bads in Siek. © HA | Kröger Architektur

In vielen Schulen mangelt es nicht nur an Sportlehrern mit der Befähigung, Schwimmunterricht zu erteilen. Weil zudem die Wege zu den Schwimmbädern immer länger werden, fehlt es oft auch an den nötigen Transportkapazitäten und dem Geld, diese zu finanzieren. Zumal viele Kommunen angesichts steigender Betriebskosten und angespannter Haushaltslagen die Nutzungsentgelte erhöht haben. Das erschwert die Finanzierung auch in vielen Vereinen, die mit höheren Mitgliedsbeiträgen gegensteuern müssen.

„Sieker Projekt H2O Sport“: Zehn Millionen Euro sind veranschlagt

„Das alles lässt nur einen Schluss zu: Der Bau neuer Schwimmhallen ist unverzichtbar“, sagt Götz Reppel, Mitinitiator des Projekts „H2O Sport“. Wie bereits berichtet, handelt es sich dabei um den Bau eines neuen Schwimmbads mit einem großen Becken von 25 x 25 Metern für neun Bahnen und einem kleineren Becken von 9 x 25 Metern für vier Bahnen in Siek.

Schwimmhallen-Projekt H2O
Sie kämpfen für das Schwimmhallenprojekt H2O: Joachim Lehmann (l.) und Götz Reppel. © HA | Lutz Kastendieck

Mindestens zehn Millionen Euro sind für die ehrgeizige Initiative veranschlagt. Die Finanzierung soll mit einem Vier-Säulen-Modell realisiert werden: als Fundraising durch Großspender, Kleinspender und Veranstaltungen, über private Stiftungen und die Aktivregionen, über die öffentliche Förderung durch den Bund sowie über Zuschüsse von Land, Kreis und Kommunen.

Kreis Stormarn: soll Grundstück als „Anschubfinanzierung“ zur Verfügung stellen

CDU-Fraktionschef Joachim Wagner hatte in der jüngsten Sitzung des Schul- und Sportausschusses erneut dafür geworben, der Kreis möge sich mit dem notwendigen Grundstück als „Anschubfinanzierung“ an dem Projekt beteiligen. Umgesetzt werden soll es auf einem Areal am Sieker Ortseingang, direkt neben dem Bauhof. Es befindet sich nicht nur im Besitz der kreiseigenen Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), es wäre zudem sehr gut an den überörtlichen Verkehr angebunden.

Um die Akquise weiterer Finanzmittel anzuschieben, plant Reppel eine Wiederbelebung des tradtionsreichen Sieker Silvesterlaufs. Durch die Corona-Pandemie fand er nach 23 Austragungen zuletzt 2019 statt. Das „etwas andere Sportevent“, bei dem zwischen fünf und zehn Kilometer ohne Zeitmessung und Limit joggend oder walkend zurückgelegt werden können, wartet deshalb bei seiner Neuauflage am 31. Dezember um 12 Uhr mit einer entscheidenden Neuerung auf.

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Sollten sich die Teilnehmer an der Veranstaltung mit Start und Ziel an der Mehrzweckhalle (Hinterm Dorf) früher nur mit Speise- und Getränkespenden wie Berliner, Kuchen, Mettbrötchen, Bier, Glühwein und Mineralwasser beteiligen, so bittet Cheforganisator Reppel diesmal um eine Startgebühr. „Mindestens ein Euro pro geplanten Laufkilometer sollten es schon sein, mehr geht natürlich immer“, so der passionierte Triathlet.

Ab sofort sei eine Online-Anmeldung unter https://paypal.me/H2O574?country.x=DE&locale.x=de_DE oder via QR-Code, Stichwort „SSL24“, möglich. „Natürlich kann man auch wieder vor Ort spontan nachmelden. Dann wird aber das doppelte Kilometergeld in bar ins Sparschwein fällig“, sagt Götz Reppel. So oder so hoffe er aber auf viele Unterstützer für das Schwimmhallenprojekt „H2O Sport“, um es möglichst bald auf den Weg bringen zu können.