Glinde. Erinnerung an die Pandemie schaffen: FDP greift Ansinnen einer Glinderin auf, bringt es in Ausschuss. Wo das Werk entstehen soll.

Sie waren vielerorts zu entdecken in Deutschland während des Corona-Lockdowns, zum Bespiel auf dem Gelände von Schulen und Kitas, in Vorgärten, an Wanderwegen oder auch in Parks: bunt bemalte Steine mit Vornamen, Botschaften und Symbolen, oft über Hunderte Meter aneinandergelegt. Die Kunstwerke machten den Menschen Mut, die Krise zu überstehen und zu einem normalen Leben zurückzukehren. Und sie waren ein Zeichen für den Zusammenhalt.

In Glinde reichte die Steinschlange nahezu halb um den Mühlenteich, ist inzwischen verschwunden. Mitarbeiter des Baubetriebshofs haben die Brocken eingesammelt und gelagert. Bald finden sie wieder Verwendung. Aus ihnen entsteht ein Denkmal, das an die Pandemie erinnert.

Corona-Pandemie: In Glinde soll ein Denkmal entstehen

Ideengeberin ist Birgit Limbach, 63 Jahre alt und Teil der Elbstones-Community. Sie bemalt und versteckt Steine. Wer sie findet, macht ein Foto und lädt es in einer entsprechenden Gruppe bei Facebook hoch. Limbach möchte, dass die schwere Zeit nicht in Vergessenheit gerät.

Sie denke an Menschen, die Freunde oder Angehörige durch die Virusinfektion verloren haben, sagt: „Ich habe dann in der Glinder Facebook-Gruppe etwas geschrieben zu den Steinen am Mühlenteich. Sie müssten wieder öffentlich gezeigt werden.“ Die Rentnerin hat recherchiert, wie andere Kommunen mit den Stücken umgegangen sind. Die Stadt Grimma integrierte sie in eine Litfaßsäule, die als Denkmal dient.

Corona-Denkmal: Zur Einweihung soll es öffentlichen Festakt geben

FDP-Politikerin Monika Kaemmer griff Limbachs Ansinnen auf, stimmte sich mit der Fraktion ab. Herausgekommen ist ein Antrag, der auf der Tagesordnung des Kulturausschusses an diesem Montag steht (19 Uhr, Glinder Mühle, Kupfermühlenweg 7). Die Liberalen nennen es Erinnerungsbauwerk und möchten dafür Geld im Etat 2025 verankern. Auch soll es einen öffentlichen Festakt zur Einweihung geben. Das ist ganz nach dem Geschmack von Christina Sievers. Sie war Initiatorin der Steinschlange am Mühlenteich während Corona und sagt: „Ich habe mich vor langer Zeit mit Bürgermeister Rainhard Zug getroffen und über die Verwendung der Steine gesprochen. Die Sache ist dann offenbar im Sande verlaufen.“ Bei ihrer Aktion machten insbesondere junge Menschen mit.

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Kaemmer betont, ihre Partei wolle das Projekt jetzt auf die Zielgerade bringen. Sie ist selbst Mutter, hat zwei Kinder, die inzwischen 19 und 21 Jahre alt sind. Die Liberale: „Jugendliche haben während der Pandemie mehr gelitten, als wir dachten. Eine Folge sind Versagensängste. Nicht ohne Grund haben wir in Glinde die Schulsozialarbeit aufgestockt.“ Die Kommunalpolitikerin hat damals auch einen Stein bemalt und am Mühlenteich abgelegt, bei Spaziergängen das Wachstum der Schlange bestaunt. „Viele Menschen suchten gezielt diesen Ort auf, um durchzuatmen. Eine sichtbare Erinnerung unterstützt die Auseinandersetzung mit dem Erlebten und kann noch vieles mehr bedeuten“, so Kaemmer.

Corona-Denkmal: Verwaltung muss geeigneten Platz am Wasser finden

Die Verwaltung soll einen passenden Platz für das Corona-Denkmal am Wasser eruieren. Die Gestaltung obliegt dem Kuturausschuss. Eine Mehrheit für den Vorschlag der FDP gilt als sicher. Diesen Schluss lassen Aussagen von führenden Parteienvertretern gegenüber unserer Redaktion zu. Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Martina von Bargen: „Wir werden zustimmen.“ Auch die CDU sei dafür, sagt der Ortsvorsitzende Claus Peters. „Man kann an einem solchen Ort innehalten.“ SPD-Fraktionschef Frank Lauterbach klingt ähnlich: „Ich finde es gut, etwas Bleibendes zu schaffen. Es waren zum großen Teil Kinder, die Steine bemalt und abgelegt haben. Die haben sich Gedanken gemacht. Das kann man auch mal würdigen.“