Ammersbek. Auch in Ammersbek werden ganze Bereiche gerodet. Ökologin der Uni Kiel präsentiert neue Strategien gegen kranke Wälder.

Die Eschen sterben in deutschen Wäldern seit der Jahrtausendwende an einer aus Asien eingeschleppten Pilzinfektion. Laut Expertenschätzungen sind bundesweit schon ein Drittel der Bäume eingegangen. „Derzeit sind einzeln stehende Exemplare in Parks oder an Straßen noch gesund, in den Forsten aber fallen die kranken Eschen wie Mikadostäbchen“, sagt Petra Ludwig-Sidow, Vorsitzende der Ammersbeker Ortsgruppe vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Das sogenannte Eschentriebsterben macht natürlich auch keinen Bogen um Ammersbek, die knapp 18 Quadratkilometer große Gemeinde am Rande von Hamburg. „Mehrere vor 32 Jahren neu aufgeforstete Eschenwaldbereiche wurden gerodet oder sollen noch gerodet werden, um die Gefahr durch umfallende Bäume zu beseitigen und neu aufzuforsten“, sagt die Nabu-Vorsitzende.

Eschentriebsteben in Ammersbek: Ökologin kommt zum Vortrag

Die Umweltschutzorganisation weise seit Langem darauf hin, dass auch geringfügig erkrankte oder vitale Eschen gefällt werden, die vielleicht Abwehrkräfte entwickelt haben und diese an ihre Nachkommen weitergeben könnten. „Eine evolutionäre Antwort der Natur auf den eingeschleppten Pilz wird durch Rodung und Neuaufforstung verhindert, im schlimmsten Fall droht der Ausfall einer ganzen Art“, so Ludwig-Sidow.

Ammersbek
Eschensterben in Ammersbek: Stammnekrose an einem Baum. © Nabu Ammersbek | Petra Ludwig-Sidow

Wie die Esche möglicherweise doch noch gerettet werden kann, will die promovierte Ökologin Katharina Mausolf in Ammersbek erläutern. Auf Einladung der Verwaltung berichtet sie am Montag, 7. Oktober, im Umweltausschuss über neue Strategien. Die öffentliche Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus (Am Gutshof 1).

Das helle Holz der Esche ist auch ein wichtiger Rohstoff für Möbel

Katharina Mausolf leitet an der Uni Kiel das Forschungsprojekt FraDiv. Fra steht für Fraxinus (lateinischer Gattungsname der Esche) und Div für Diversität, denn Eschenwälder sind eine besonders artenreiche Lebensgemeinschaft. Das Sterben der Eschenwälder wirkt sich auf viele Pflanzen, Pilze, Insekten und andere Tiere aus. Das FraDiv-Projekt will herausfinden, unter welchen Bedingungen Eschen besser überleben und wie die Artenvielfalt der Eschenwälder erhalten werden kann.

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Aber nicht nur die Artenvielfalt ist vom Sterben der Eschen betroffen, sondern auch das tägliche Leben. Ihr helles Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und sehr begehrt für die Fertigung von Möbeln, Parkett oder Deckenverkleidungen. Deshalb hat Anfang 2024 die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) einen Handlungsleitfaden herausgegeben: „Zukunft der Esche – Empfehlungen zum forstbetrieblichen Umgang mit dem Eschentriebsterben“.

Darin beschreiben Mausolf und ihre Co-Autoren, wie durch Erhalt von Alteschen und vitalen Exemplaren eine neue Generation heranwachsen kann, die dem Pilz nicht erliegt. Dieses selektive Vorgehen ist aber nicht nur aufwendiger als konventionelle Waldbaumethoden, es erfordert auch ein Umdenken.