Glinde. Glinder Bürgervorsteher Claus Peters fühlt sich nach Gorilla-Vergleich falsch verstanden. Empörung groß. Der Vorfall hat ein Nachspiel.
Die Glinder Sozialdemokraten sind empört. Ihr Unmut richtet sich gegen Bürgervorsteher Claus Peters. Sie werfen dem CDU-Politiker verbale Verfehlungen in mehreren Fällen vor. Im jüngsten Hauptausschuss bezeichnete er den SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank Lauterbach und dessen Stellvertreterin Marlies Kröpke als Silberrücken. So bezeichnet man eigentlich voll ausgewachsene Gorillamännchen. Der Christdemokrat fühlt sich jedoch falsch verstanden und hat bislang eine Entschuldigung abgelehnt. Der Vorfall wird ein Nachspiel haben.
„Im Rahmen der Diskussionen ist der Begriff gefallen. Ich habe ihn aber als Synonym für alter Hase genutzt. Das war keineswegs beleidigend gemeint, sondern respektvoll“, sagt Peters. Alter Hase steht für jemanden, der in einem Bereich viel Erfahrung hat und kundig ist. Der Bürgervorsteher beschreibt die Situation in der Gremiumssitzung so: „Ich habe den Silberrücken bei einer Nachfrage verwendet, wo ich mir Expertise von Leuten einholen wollte, die länger dabei sind als ich.“ Lauterbach bleibt trotz dieser Erklärung bei seiner Deutung: „Das war schon sehr herablassend und nicht als Kompliment zu verstehen.“
Glinde: Gorilla-Vergleich bringt CDU-Politiker in Bedrängnis
Seine Parteikollegin Kröpke teilt diese Meinung. Sie sagt: „Es geht in erster Linie nicht um mich. Wir hatten Publikum, solche verbalen Ausfälle haben eine verheerende Außenwirkung. Das ist das eigentliche Dilemma. So finden wir keine neuen Personen, die sich ehrenamtlich in Parteien engagieren.“ Sie habe Peters vertraulich gebeten, zu dieser Beleidigung Stellung zu nehmen. „Es gab keine Entschuldigung.“
Der CDU-Politiker berichtet, er habe auf Kröpkes Mail reagiert und ihr mitgeteilt, dass er sich das Feedback zu Herzen nehme. Das reicht der Fraktionsvizin aber nicht. Sie hat für die Parlamentssitzung an diesem Donnerstag eine Beschwerde verfasst – offiziell heißt es Anfrage – mit dem Ziel, dass sich Peters öffentlich zu den Vorkommnissen äußert. Der verspricht, alle in dem Dokument aufgeführten Fragen detailliert zu beantworten.
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In dem Schreiben steht zudem, Peters habe im Hauptausschuss sehr massive, haltlose und laute Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter der Stadtverwaltung geäußert. Teilnehmer der Sitzung bestätigen dieser Redaktion einen emotionalen Wortwechsel zwischen Bürgervorsteher und dem Personalratsvorsitzenden. „Das wurde nicht von mir angetrieben“, rechtfertigt sich Peters. Der erste Stadtrat Martin Radtke, bis vor Kurzem Fraktionschef der Christdemokraten und inzwischen parteilos, unterbrach die Sitzung und sorgte dafür, dass sich die Aufregung ein Stück legte. Über den Vorwurf einer Beleidigung mit dem Gorillavergleich sagt Radtke diplomatisch: „Ich kann nachempfinden, dass die SPD-Vertreter die Aussage so interpretieren. Ich finde es nicht korrekt, was Herr Peters gesagt hat.“
Bürgervorsteher muss als Sitzungsleiter im Parlament neutral sein
Peters ist als Bürgervorsteher oberster Repräsentant der Stadt und leitet die Sitzungen des Parlaments. Dabei ist Neutralität geboten. Dieser Verpflichtung kommt er laut SPD nicht nach. „Er bewertet immer wieder Redebeiträge und Anträge von uns. Das steht ihm nicht zu. Für mich ist das eine Art Kriegsführung“, sagt Kröpke. Sie sei bislang mit allen Bürgervorstehern der CDU gut ausgekommen und mit einem sogar freundschaftlich verbunden gewesen. „Wenn Herr Peters sich nicht ändert, dann ist der Schuh für ihn wohl zu groß.“ Soll heißen: Er ist ungeeignet für dieses Amt.
Dass die SPD ihn ohnehin misstrauisch beäugt, verwundert kaum. Nach der Kommunalwahl im vergangenen Mai hatte die CDU den Bürgervorsteherposten den Sozialdemokraten angeboten, weil es an einem eigenen Kandidaten fehlte. Die Partei ist stärkste Kraft und hat damit das Vorschlagsrecht. Man einigte sich auf Oliver Sendzik. Erst danach grätschte Peters dazwischen und ließ sich ins Amt wählen.