Ahrensburg. Grundschule Am Hagen zieht in Übergangsquartier auf früherem Sportplatz. Aufbau des Interimsgebäudes war ein logistischer Kraftakt.
„Dieses Projekt ist eine logistische Herausforderung, die wir so noch nicht hatten“, sagt Achim Keizer, Architekt und Leiter der Zentralen Gebäudewirtschaft (ZGW) in der Ahrensburger Stadtverwaltung beim Blick auf das Gelände an der Hagener Allee, wo sich bis vor Kurzem noch der Grandplatz des SSC Hagen befand. Binnen fünf Monaten ist hier eine komplette Schule entstanden – inklusive Fachräumen und Cafeteria.
Am 2. September, direkt nach den Sommerferien, sind die rund 220 Schüler und 13 Lehrkräfte der Grundschule Am Hagen eingezogen. Zwei Jahre werden die Jungen und Mädchen in dem Interimsgebäude lernen, während das eigentliche, rund 700 Meter entfernt am Dänenweg gelegene Schulgelände zur Großbaustelle wird.
Grundschule in Ahrensburg: Stadt errichtet komplettes Gebäude aus 120 Containern
„Wir haben eine komplette Schule unter enormem Zeitdruck neu erstellt“, sagt Keizer. Anfang März hatten Ahrensburgs Politiker final grünes Licht für das Projekt gegeben. Ende des Monats erhielt die Firma Adapteo aus Neu-Isenburg (Hessen) den Auftrag für die Containeranlage.
„Wir sind froh, dass wir diesen Anbieter gefunden haben“, sagt Keizer. Denn Modulcontainer seien aktuell gefragt, die Lieferzeiten oft lang. Gleichzeitig habe die Stadt kaum zeitlichen Spielraum gehabt. „Der Umzug musste während der Sommerferien erfolgen, wenn kein Schulbetrieb ist.“ Wäre der Termin gescheitert, wäre der anvisierte Baubeginn auf dem eigentlichen Schulgelände im Oktober nicht möglich gewesen.
Ein Großteil der alten Schulgebäude wird abgerissen und das Hauptgebäude saniert
Dort soll bis Sommer 2026 ein Neubau entstehen. Der baufällige, 1973 errichtete Pavillon, der 1955 eingeweihte Mitteltrakt und das Gebäude des Hortes von 2002 werden abgerissen. Lediglich das 1935 fertiggestellte Hauptgebäude bleibt erhalten und wird saniert. Notwendig geworden war die Baumaßnahme, weil die Grundschule dringend mehr Platz für die Nachmittagsbetreuung benötigt.
Seit August 2021 ist die Bildungseinrichtung eine Offene Ganztagsschule (OGS). Im vergangenen Schuljahr wurden 185 Schüler auch am Nachmittag betreut, das entspricht einer Quote von rund 85 Prozent. Die Verwaltung rechnet damit, dass der Anteil in den kommenden Jahren auf über 90 Prozent ansteigen wird. Ab 2026 soll für Grundschüler in Schleswig-Holstein schrittweise der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung eingeführt werden.
Interimsschule am eigentlichen Standort war aus Platzgründen nicht möglich
Außerdem fehlen Räume für die Schulsozialarbeit und für Integrationsklassen. Nicht alle Gebäudeteile sind barrierefrei erreichbar. Die alte Cafeteria bietet nur 45 Jungen und Mädchen Platz, sodass ein Klassenraum provisorisch für die Mittagsverpflegung mitgenutzt werden muss.
Aufgrund der beengten Platzverhältnisse auf dem nur 8100 Quadratmeter großen Grundstück war es nicht möglich, dort das Provisorium zu errichten. „Es wäre viel zu gefährlich gewesen, dort zu bauen, während drumherum die Kinder sind“, sagt Keizer. Hinzu komme die Staub- und Lärmbelastung.
Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei rund 22 Millionen Euro
Die Gesamtkosten für das Projekt liegen bei schätzungsweise knapp 22 Millionen Euro. Allein die Interimsschule hat rund 2,6 Millionen Euro gekostet, davon 1,3 Millionen Euro für die Anschaffung der Container. 120 sind es an der Zahl, wobei immer vier Einheiten einen Klassenraum bilden. Den Großteil der Module hat die Stadt gemietet. Zwölf von ihnen sollen später an andere Schulen versetzt werden, an denen ebenfalls in den kommenden Jahren Baumaßnahmen geplant sind.
Am Donnerstag hat Ahrensburgs Bürgermeister Eckart Boege die Interimsschule als Teil einer Tour zu den laufenden, städtischen Baustellen besucht. Der Verwaltungschef zeigte sich beeindruckt. „Wenn man sieht, was hier entstanden ist, wird deutlich, welche enorme Leistung aller Beteiligten dahintersteckt“, sagte er. Dem SSC Hagen sei er sehr dankbar, dass er seinen Sportplatz zur Verfügung gestellt habe. „Das Ergebnis, das hier entstanden ist, kann man den Kindern, glaube ich, gut anbieten“, ist Boege überzeugt.
Containerschule verfügt über Musikraum, Werkraum und Cafeteria
Im Inneren lässt sich in der Tat leicht vergessen, dass es sich lediglich um ein Provisorium handelt. Die Klassenzimmer sind bunt eingerichtet, die Wände von den Kindern mit Bildern und Basteleien verziert. Jeder Unterrichtsraum ist mit einer modernen, digitalen Tafel ausgestattet.
Damit die Container sich im Sommer nicht aufheizen und im Winter nicht auskühlen, verfügt jeder Raum über eine Klimaanlage. „Wir haben außerdem spezielle Akustikdecken für einen guten Schall in den Klassen“, sagt Keizer. Insgesamt gibt es elf Klassenzimmer, einen Musikraum, einen Werkraum, eine Cafeteria mit Ausgabeküche, Büroräume, Räume für die Offene Ganztagsschule, Inklusionsräumen, Lehrerzimmer und Sanitäranlagen.
Anordnung in U-Form soll Trennung in Funktionsbereiche ermöglichen
Die Bruttogrundfläche der Containerschule beträgt rund 1920 Quadratmeter. „Die einzelnen Module sind etwa sechs Meter lang und 2,70 Meter breit“, sagt Keizer. Die Deckenhöhe betrage 2,75 Meter. „Wir haben uns bewusst für ein höheres Modell entschieden, um eine normale Raumhöhe zu erreichen“, so der Architekt. Der Standard liege bei nur 2,50 Metern. Insgesamt misst das Gebäude rund 50 mal 55 Meter.
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Die Container sind eingeschossig in U-Form angeordnet, mit der Cafeteria im Zentrum und zwei Seitenflügeln mit den Unterrichtsräumen. So soll eine zweckmäßige Trennung der Funktionsbereiche erfolgen. Die komplette Schule ist barrierefrei. Im Innenhof befindet sich der Pausenhof mit einigen Spielgeräten. „Die Außenanlagen sind noch nicht fertiggestellt“, sagt Keizer.
Versorgungsleitungen mussten zuvor auf dem Sportplatz neu verlegt werden
Zu schaffen macht den Planern aktuell der feine, rote Sand, der den früheren Sportplatz bedeckt. „Der staubt und färbt enorm, es gab bereits Beschwerden durch das Reinigungsunternehmen.“ Deshalb werde der Belag nun abgetragen und durch Glensanda ersetzt, wie er auch auf Wanderwegen zum Einsatz komme.
Schon die Vorbereitung des Geländes für den Aufbau der Container sei komplex gewesen. „Versorgungsleitungen für Wasser, Abwasser, Strom und Internet mussten neu verlegt werden“, erzählt Keizer. „Da wir uns am Rand eines Flora-Fauna-Habitats befinden, gab es auch diverse umweltrechtliche Auflagen.“
Schüler, Lehrer und Eltern haben sich am neuen Standort gut eingelebt
Bei der Anlieferung der Container habe sich dann herausgestellt, dass der Untergrund des Sportplatzes für die Baufahrzeuge zu weich ist. „Deshalb mussten wir ungeplant eine Baustraße anlegen.“ Allein das habe 40.000 Euro gekostet. Um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten, wurde zudem an der Hagener Allee ein provisorischer Fußgängerüberweg eingerichtet, der in den kommenden Wochen noch beleuchtet werden soll.
Schüler, Eltern und Kollegium hätten sich gut mit dem Provisorium arrangiert, sagt der stellvertretende Schulleiter, Sven Leven. „Der Umzug war eine Herausforderung und zu Beginn war alles ungewohnt“, sagt er. Inzwischen gebe es im Schulalltag aber keine Einschränkungen mehr. „Wir haben uns sehr gut eingelebt.“
Neues Gebäude enthält sechs Klassemräume und eine Cafeteria
Im Oktober sollen nun am Dänenweg die Abrissarbeiten am eigentlichen Schulstandort beginnen. „Wir haben schon damit begonnen, das restliche Inventar auszuräumen und das Gebäude zu entkernen“, sagt Architekt Keizer.
Nach der Rückkehr im Jahr 2026 soll der Schule dann ein modernes, barrierefreies Gebäude mit sechs zusätzlichen Klassenräumen, Fachräumen für Musik und Werken, einer 90 Quadratmeter großen Cafeteria mit Ausgabeküche sowie Büros für die Schulverwaltung mit insgesamt 2860 Quadratmetern Platz zur Verfügung stehen. Anschließend soll die Containerschule wieder abgebaut werden und der SSC Hagen an der Stelle einen neuen Sportplatz erhalten.