Ahrensburg. Pavillon auf Rathausplatz wird zurzeit aufwendig umgebaut. Die künftige Betreiberin ist in Ahrensburg sehr bekannt.
Der Pavillon im Südosten des Rathausplatzes gehört zu den markantesten Gebäuden im Stadtzentrum von Ahrensburg – auch, wenn sich über die architektonische „Schönheit“ des Bauwerks streiten lässt. Seit einigen Tagen sind Handwerker an dem kastigen Bau zugange. Es wird gebohrt, gemalt und gehämmert.
Ende Oktober will Sabine Hermann-Schmahl hier, in bester Lage, ihr Bistro eröffnen. Mit einem besonderen Konzept möchte sich die Ammersbekerin von anderen Imbissen, Bäckerei und Cafés abheben. „Der Schwerpunkt wird auf Sandwiches liegen“, verrät sie. Allerdings nicht irgendwelche. „Bei uns ist alles handgemacht“, betont die Unternehmerin.
Gastronomie in Ahrensburg: Pavillon auf Rathausplatz wird besonderes Bistro
Das Angebot werde typische Beläge wie Ei, Käse, Bacon, Putenbrust und frisches Gemüse über vegetarische Alternativen bis hin zu süßen Sandwich-Varianten umfassen. Letztere werden mit saisonalen Früchten und einer besonderen Creme belegt. Alles werde frisch sein, Tiefkühlzutaten will Hermann-Schmahl nicht verwenden.
„Bei dem Brot wird es sich um eine spezielle und sehr hochwertige Variante handeln, die manche vielleicht aus dem asiatischen Raum kennen “, sagt sie. „Die herzhaften Sandwiches werden mit verschiedenen Dressings und Soßen nach eigenen Rezepten bestrichen.“
Hermann-Schmahl will Kaffeespezialitäten, Prosecco und Aperol anbieten
Außerdem will Hermann-Schmahl verschiedene Kaffeespezialitäten ausschenken, vom Cappuccino bis zum Latte Macchiato. Auch einige alkoholische Getränke wie Bier, Prosecco und Aperol wird das Bistro anbieten. „Wir werden uns auch an die Jahreszeiten anpassen“, sagt sie. „Im Sommer zum Beispiel wird es eine kühle Weinschorle geben, im Winter Kakaospezialitäten und vielleicht auch Glühwein.“
Der Fokus liege auf dem To-go-Geschäft. „Wir werden aber auch Sitzgelegenheiten im Bistro haben und davor auf der Seite zum Rathausplatz hin eine große Terrasse“, so die Unternehmerin. Den Namen des Bistros möchte Hermann-Schmahl noch nicht verraten.
Nach 40 Jahren gibt die Unternehmerin ihren Obst- und Gemüsehandel auf
Von der ersten Idee bis zur noch nicht abschließend terminierten Eröffnung war es für Sabine Hermann-Schmahl in den vergangenen Monaten ein steiniger Weg. Bis Anfang des Jahres betrieb die Unternehmerin am selben Standort den „Obst-Pavillon Früchte Schmahl“, bot dort Obst und Gemüse aus der Region an. Doch das Geschäft rechnete sich zuletzt immer weniger.
„Die Entscheidung, das aufzugeben, ist mir nicht leichtgefallen“, sagt die Ammersbekerin. „Als das Mobilar kleingemacht wurde, habe ich schon die eine oder andere Träne verdrückt.“ Seit 1984 hatte sie den Obst- und Gemüsehandel gemeinsam mit ihrem inzwischen verstorbenen Ehemann geführt.
Mit der Corona-Pandemie begannen für das Geschäft die Schwierigkeiten
Angefangen hat das Paar mit mehreren Wochenmarktständen, später eröffneten die Schmahls im Erdgeschoss des Kaufhauses Nessler, im Bereich der Passage zwischen Rathausplatz und Sparkasse Holstein, einen Laden. Als Nessler expandieren wollte und zusätzliche Fläche benötigte, zog die Obsthandlung 2011 in den wenige Meter entfernten Pavillon, der zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre leer gestanden hatte.
„Mit der Corona-Pandemie und der Inflation hat sich das Einkaufsverhalten der Leute verändert“, sagt Hermann-Schmahl. Viele Menschen müssten seither genauer auf das Geld schauen, kauften deshalb lieber im Supermarkt Obst und Gemüse und legten weniger Wert auf Regionalität. „Mit diesen Preisen kann ich nicht mithalten.“
Für die Rente fühlte sich Hermann-Schmahl noch zu jung und suchte nach neuer Idee
Irgendwann sei der Punkt gekommen, an dem es für das Geschäft nicht mehr weiterging. „Für die Rente bin ich noch zu jung. Und nur zu Hause zu sitzen mag ich auch nicht“, sagt die Unternehmerin. „Also habe ich mich gefragt: Was nun?“
Die Idee für das Bistro habe sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten entwickelt. „Er hat Erfahrung in der Planung von Restaurants und unterstützt mich.“ Von Beginn habe für sie festgestanden, dass sie dem Standort auf dem Rathausplatz treu bleiben möchte. „Eine bessere Lage kann man sich nicht wünschen“, sagt Hermann-Schmahl. „Das ist eine super Adresse für Gastronomie.“
Einst residierte in dem Pavillon die Geschäftsstelle der Ahrensburger Zeitung
Doch dann hätten die Probleme begonnen. „Im März haben wir den ersten Antrag für die Genehmigung des Gastronomiebetriebs gestellt“, erzählt sie. Dabei habe sich herausgestellt, dass der Pavillon unter Denkmalschutz steht. „Offenbar war das im Rathaus vorher nicht bekannt.“
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Der Pavillon wurde 1969 im typischen Plattenbau-Stil der 1970er-Jahre errichtet. Ursprünglich beherbergte das 80 Quadratmeter große Gebäude die Geschäftsstelle der Ahrensburger Zeitung, der Vorgängerin der heutigen Abendblatt-Regionalausgabe Stormarn, sowie ein Reisebüro.
Denkmalschutz macht der Unternehmerin zahlreiche Auflagen
Mit dem Denkmalschutz sei eine Flut von Auflagen über sie hereingebrochen, welche die notwendigen Umbauarbeiten betreffen. „Zum Beispiel dürfen die tragenden Wände sowohl von innen als auch von außen nur in einem speziellen Beigeton gestrichen werden“, so Hermann-Schmahl. Mehrfach seien Experten von der Denkmalschutzbehörde vor Ort gewesen, um sich mit ihr abzustimmen.
„Die Sanitäranlagen müssen im Stil der 1970er-Jahre wiederhergestellt werden.“ Nur schlichte, weiße, 15 mal 15 Zentimeter große Fliesen dürften verwendet werden. „Die zu bekommen war eine Herausforderung“, sagt Hermann-Schmahl.
Die vergangenen Monate verbrachte Hermann-Schmahl mit Behörden-Ping-Pong
Immerhin habe sie die Erlaubnis bekommen, zusätzliche Leichtbauwände für die Küche einzuziehen. „Alles unter der Auflage, dass es mit wenig Aufwand wieder zurückgebaut werden kann.“ Anfangs sei sie von all den Vorgaben wenig angetan gewesen. Inzwischen könne sie dem 1970er-Jahre Charme aber etwas abgewinnen. „Es ist etwas Besonderes“, so die Unternehmerin.
Die vergangenen Monate habe sie mit einem Behörden-Ping-Pong verbracht. „Veterinäramt, Lebensmittelsicherheit, Denkmalschutz – insgesamt sechs verschiedene Abteilungen waren involviert, mit denen ich mich regelmäßig abstimmen musste.“ Anfang August habe sie schließlich die letzte fehlende Genehmigung erhalten und mit den Umbauarbeiten beginnen können. „Eigentlich wollten wir schon im Sommer eröffnen, aber nun ist es, wie es ist“, sagt Hermann-Schmahl. Inzwischen überwiege die Vorfreude darauf, bald die ersten Gäste im neuen Bistro begrüßen zu können.