Ahrensburg. Im Restaurant Zamarod in Ahrensburg serviert Yama Azizi traditionelle afghanische Gerichte. Er hat ein großes Vorbild in der Küche.

Die gastronomische Landschaft in Ahrensburg ist um eine Attraktion reicher. An der Großen Straße hat das Zamarod, ein afghanisches Restaurant mit Bar, eröffnet. Betreiber Yama Azizi stammt aus der afghanischen Hauptstadt Kabul, kam aber schon als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland. Aufgewachsen und zur Schule gegangen ist er in Hamburg. Im Jahr 2018 ist Azizi mit seiner Familie nach Ahrensburg gezogen. Der Restaurantchef ist bereits erfahren im Geschäft: Er war Restaurantleiter der Lounge X im schicken Hamburger Pöseldorf. Sein letzter Arbeitsplatz war das Gut Basthorst. Dort war er als gastronomischer Leiter angestellt und somit auch für das dortige Restaurant zum Pferdestall verantwortlich. Gutsbesitzer Enno von Ruffin hatte ihn von seinem vorherigen Arbeitgeber abgeworben. Mit ihm und dessen Ex-Frau, der Sängerin Vicky Leandros, sei er nach wie vor freundschaftlich verbunden, so Yama Azizi.

Bevor das Zamarod in die Räumlichkeiten einzog, versuchten an dem Standort nacheinander mehrere italienische Restaurants ihr Glück. Zuletzt das Sapori d‘Italia, das nur kurze Zeit geöffnet hatte. Seitdem hat sich die Optik des Innenraums verändert: Die Wände erstrahlen in einem intensiven Dunkelgrün – wie ein Smaragd, denn das bedeutet Zamarod –, die Hängelampen muten orientalisch an. An den Wänden hängen große Bilderrahmen mit Aufnahmen, die berühmte Gebäude wie die Blaue Moschee und Landschaftsaufnahmen aus Afghanistan zeigen.

Restaurant Ahrensburg: Ex-Küchenchef von Gut Basthorst eröffnet afghanisches Gourmetlokal

Mit 40 Jahren hat der Familienvater den Schritt vom sicheren Job als Angestellter in die Selbstständigkeit gewagt. Er sei sich bewusst, dass er damit ein großes Risiko eingegangen sei, so Azizi. Er sei immer wieder gefragt worden, ob er denn nicht sein eigenes Restaurant mit afghanischer Küche eröffnen wolle. Vor wenigen Monaten sah er den richtigen Zeitpunkt gekommen, um fortan den Gästen die traditionellen Gerichte seines Heimatlandes näherzubringen. Die Original-Rezepte entstammen der Familientradition. Wenn er von den Kochkünsten seiner Mutter spricht, gerät Yama Azizi ins Schwärmen: „Ich liebe das Essen meiner Mutter“, sagt er. Was afghanische Speisen angehe, sei sie sein großes Vorbild.

Gefragt nach seinem Lieblingsgericht, muss er nicht lang überlegen: „Qabuli-Reis mit Lammhaxe.“ Dieses Essen steht symbolisch für die großzügige afghanische Gastfreundschaft. Die Zubereitung des speziellen Reises, der mit Rosinen und Möhren verfeinert wird und eine leicht süßliche Note hat, erfordert einen Zeitaufwand von etwa zweieinhalb Stunden. Zu finden ist das Gericht auch auf der Speisekarte, die mit 23 Hauptspeisen im Übrigen gut bestückt, aber nicht überladen ist.

Zamarod Ahrensburg: Täglich wird eingekauft, weil Speisen immer mit frischen Zutaten gekocht werden

Das „Zamarod“ in der Großen Straße 16–20. Bei warmem Wetter sitzen die Gäste gern an den Tischen, die Yama Azizi direkt vor dem Restaurant aufgestellt hat, oder ein Stück weiter auf dem Sandplatz davor unter einem großen Sonnenschirm.
Das „Zamarod“ in der Großen Straße 16–20. Bei warmem Wetter sitzen die Gäste gern an den Tischen, die Yama Azizi direkt vor dem Restaurant aufgestellt hat, oder ein Stück weiter auf dem Sandplatz davor unter einem großen Sonnenschirm. © Elvira Nickmann | Elvira Nickmann

Sie sind in vier Kategorien unterteilt: Reis- und Teiggerichte sowie Pfannengerichte und Fleischspieße. Schweinefleisch gibt es nicht, weil es für die traditionellen Rezepte auch nicht verwendet wird. Wer kein Fleisch mag, kann auf vegetarische oder vegane Alternativen zurückgreifen. Suppen, Salate, warme Vorspeisen, eine große Auswahl an Beilagen und zwei Sorten Nachtisch als süßer Abschluss des Menüs runden das kulinarische Angebot ab. „Wir servieren Gourmetküche mit frischen Produkten“, betont Azizi, der je nach Tagesbedarf einkauft. „Das ist keine fertige Küche, kein Imbiss, kein Fastfood, sondern Essen mit Genuss.“ Und weil alles frisch zubereitet wird, sollten die Kunden sich darauf einstellen und etwas Zeit mitbringen.

Sahne zählt übrigens nicht zu den Zutaten, die auf seinem Einkaufszettel stehen. Azizi: „Ich möchte meine originale afghanische Küche verkaufen, darin kommt Sahne nicht vor.“ Für die Soßen kommen vor allem Tomaten oder eine Kombination aus Joghurt mit Minze zum Einsatz. Gewürze wie Safran, frische Minze, Koriander, Chili und auch Dill vollenden den Geschmack des Orients. Karai Morgh ist ein Pfannengericht mit Hähnchenbrustfilet, Paprika, Tomaten, Zwiebeln und Spiegelei, dazu eine spezielle Tomatensauce, das mit afghanischem Brot serviert wird (15 Euro).

Zamarod Ahrensburg: Gerichte auf der Speisekarte ließ Yama Azizi zuvor bei zwei Probeessen testen

Zum Kase Kebab gehören verschiedene Spieße mit gegrilltem Hack- sowie Lamm-, Kalb- und Hähnchenfleisch, dazu werden gegrillte Tomaten, gegrillte milde Chili und Basmareis mit geröstetem Sesam und hausgemachter Butter gereicht (60 Euro/zwei Personen). Beim Ashak handelt es sich um eine Art Ravioli mit Lauchfüllung, mit zwei verschiedenen Soßen, je nach Geschmack mit oder ohne Fleisch (17,90 Euro). Dazu empfiehlt sich Dugh, ein Joghurtgetränk mit Minze und Gurke. Auch an die jüngsten Besucher ist gedacht. Denn nicht jedes Kind lässt sich von ungewohnten Geschmackserlebnissen begeistern. Wer beim Nachwuchs auf Nummer sicher gehen will, kann Chicken Nuggets oder Fischstäbchen, jeweils mit Pommes frites, für 8,90 Euro bestellen. Die Preise bewegen sich im mittleren Preissegment.

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Beim Küchenpersonal setzt Yama Azizi auf Landsleute, die bereits Erfahrung in der Gastronomie mitbringen. Mit ihnen spricht er Dari, das auch als Farsi bezeichnet wird und ein Dialekt des Persischen ist. Mit Kunden spricht er Deutsch oder Englisch. Der Restaurantchef steht auch selbst am Herd. „Es geht nichts raus, was ich nicht selbst ausprobiert habe.“ Wie die Gerichte bei den Gästen ankommen, hat er bei zwei Probeessen mit Freunden und Bekannten am Eröffnungstag und tags darauf getestet. Mit dem Resultat, dass es keinerlei Beanstandungen gab. „Das Feedback war sehr gut, ich musste an den Gerichten überhaupt nichts ändern“, zeigt sich Azizi zufrieden. Dass die Gäste diese Ansicht teilen, lässt sich an den begeisterten Bewertungen auf Google und an der großen Nachfrage seit der Eröffnung vor einem Monat ablesen.

Zamarod Ahrensburg: Vor Restaurantbesuch in den Abendstunden sollten Gäste unbedingt reservieren

Der Erfolg hat seinen Preis. „Es ist manchmal schon sehr anstrengend, sieben Tage die Woche zu arbeiten“, gibt der Restaurantchef auf Nachfrage zu. Er steht frühmorgens auf, besorgt zuerst die Einkäufe und macht sich dann auf den Weg ins Restaurant. Das wurde bereits am Abend zuvor bereit für die Gäste gemacht. Das Restaurant hat jeden Tag geöffnet. „Ich wollte zuerst die Anfangsphase abwarten.“ Vielleicht werde er zu einem späteren Zeitpunkt die Öffnungszeiten reduzieren, fest stehe das aber noch nicht. Warme Küche gibt es täglich bis 22 Uhr. „Wir schließen, wenn die letzten Gäste gegangen sind“, sagt Azizi. Gäste sollten am besten reservieren, rät er. Sonst könne es passieren, dass sie bei einem spontanen Besuch keinen Platz mehr bekommen.

Ein Mann und eine Frau, die sich zum Mittagstisch eingefunden haben, sind schon zum zweiten Mal dort. Das Paar kommt aus Bargfeld-Stegen, hat diesmal Mantu (gefüllte Teigtaschen) und Lammrippchen von der Tageskarte bestellt. Es schmecke ihm sehr gut, sagt der Mann auf Nachfrage, und lobt, wie „toll aufgemacht“ die Mantu seien. Das Lob entlockt Azizi ein stolzes Lächeln. Dann greift er zum Telefon und nimmt eine Bestellung zum Abholen auf.

Zamarod Große Straße 16–20, geöffnet Mo–Fr 11.30–15.30 und 17.00–22.00, Reservierung: Tel. 0157/37 53 25 45 oder unter zamarod087@gmail.com